Ihr Browser ist veraltet. Bitte aktualisieren Sie Ihren Browser auf die neueste Version, oder wechseln Sie auf einen anderen Browser wie ChromeSafariFirefox oder Edge um Sicherheitslücken zu vermeiden und eine bestmögliche Performance zu gewährleisten.

Zum Hauptinhalt springen

Was Gold kann und was nicht

Gold spaltet die Anleger: Für die einen ist es ein barbarisches Relikt oder ein unproduktives Investment. Andere sind fasziniert von der langen Geschichte und sehen im gelben Metall viel mehr als ein simples Mineral. Ihm wird vieles nachgesagt. So soll Gold die schlimmsten Krisen überstehen, das Portfolio stabilisieren und vor Inflation schützen.

Doch gibt es dafür eine statistische Grundlage? Wie hat sich Gold in der Vergangenheit verhalten? Folgende Grafiken geben Aufschluss über die Qualitäten von Gold. Sie stammen aus dem neuen «In Gold we Trust»-Report der liechtensteinischen Incrementum. Der 2007 zum ersten Mal erschienene Bericht gilt unter Goldfans mittlerweile als Standardwerk und wird sogar ins Chinesische übersetzt.

Gold als Krisen-Hedge

Als im September 2008 die US-Investmentbank Lehman Brothers pleiteging, schoss der Goldpreis in wenigen Tagen 20% nach oben. Das Finanzsystem stand am Rand des Kollapses. Gold bewies in dieser Phase seine Krisenresistenz. Aber wenig später fiel es auf ein neues Jahrestief.

Die Anekdote macht deutlich: Gold ist manchmal ein sicherer Hafen, aber nicht immer. Auch die zahlreichen geopolitischen Spannungen der vergangenen Jahre – von der Krimkrise bis zum Handelskrieg – haben am Goldmarkt keine nachhaltigen Spuren hinterlassen.

In den Tendenz aber steigt Gold, wenn die Aktienkurse fallen, und umgekehrt. Dadurch stabilisiert es das Portfolio. Wenn an den Märkten «Risk off» herrscht und die Börsen nach unten sausen, dann hilft Gold, die Verluste einzudämmen. So wie im vergangenen Herbst, als der Handelskrieg und Rezessionssorgen auf die Stimmung drückten. Im vierten Quartal 2018 verloren Aktien zwischen 8% (Schwellenländer) und 20% (US-Small-Caps), Gold legte 8% zu.

Die diversifizierende Wirkung von Gold hat seit Dekaden Bestand, das zeigt die Grafik der über drei Jahre rollierenden Korrelation seit 1986.

Rollierende Korrelation

Die Gleichläufigkeit (Korrelation) zwischen Gold und dem US-Aktienindex S&P 500 ist recht stabil und notiert nahe oder unter null. Ein Koeffizient von 1 bedeutet eine perfekte Gleichläufigkeit, ein Wert von –1 eine entgegengesetzte Bewegung. Im Gegensatz dazu ist der negative Zusammenhang zwischen Staatsanleihen und Aktienkursen weniger stabil. In den Neunzigerjahren etwa liefen die Kurse in die gleiche Richtung.

Fazit: Gold stabilisiert das Aktienportfolio, ein sicherer Wert gegen sämtliche Krisen ist es aber nicht.

Gold und die Kaufkraft

Anders als Papiergeld, das von den Notenbanken beliebig und zu minimalen Kosten gedruckt werden kann, ist das Angebot von Gold beschränkt. Deshalb sollte Gold langfristig seine Kaufkraft erhalten und vor der schleichenden Entwertung durch die Inflation schützen.

In der Vergangenheit war das meist so, das lässt sich zum Beispiel anhand der Bierpreise am Münchner Oktoberfest illustrieren. Für eine Unze Gold bekommt man heute umgerechnet 93 Mass Bier, gleich viel wie 1950 und doppelt so viel wie Anfang der Siebziger oder zu Beginn der Nullerjahre. Das, obwohl sich die Bierpreise im Schnitt pro Jahr um 4% erhöht haben.

Kaufkraft von Gold

Die Grafik macht aber auch deutlich, dass es lange Phasen gibt, in denen Gold das Versprechen vom Erhalt der Kaufkraft nicht erfüllt. Gegenüber den Achtzigerjahren und 2011/2012 hat es massiv an Kaufkraft verloren.

Dass Gold sehr langfristig die Kaufkraft bewahrt und vor Inflation schützt, heisst nicht zwingend, dass es als Anlage bei höherer oder steigender Inflation besonders gut abschneidet. Generell mag es stimmen, doch die folgende Grafik, die den Verlauf der US-Inflation der Veränderung des Goldpreises gegenüberstellt, lässt viel Interpretationsspielraum. Ein Zusammenhang ist zwar zu erkennen, aber exakt ist der «Hedge» nicht.

Gold und Inflation

Wer die Teuerung eins zu eins absichern will, ist mit inflationsgeschützten Anleihen besser beraten. Das sind Staatsanleihen, die an den Konsumentenpreisindex gebunden sind.

Fazit: Langfristig bewahrt Gold die Kaufkraft. Das ist aber auch schon alles und dürfte für manch einen Anleger, der sich vom Ersparten mehr als bloss Kaufkrafterhalt erwartet, kein überzeugendes Argument sein. Das gilt besonders aus Sicht eines schweizerischen Investors: Das Ausbleiben von Inflation und der harte Franken schmälern den Reiz von realen Assets wie Gold.

Gold und die Realzinsen

Gold wirft keine Zinsen ab. Auch deshalb bezeichnete Investorenlegende Warren Buffett es als unproduktives Investment. Je höher der Ertrag auf anderen Anlagen ist, desto grösser sind die Opportunitätskosten für das Halten von zinslosem Gold.

Deshalb sollte Gold dann besser abschneiden, wenn die Realzinsen, also die Zinsen abzüglich der Inflation, niedrig oder negativ sind.

US-Realzinsen und Goldpreis

In der Vergangenheit war das oft so. Das zeigt die Grafik mit den US-Realzinsen und dem Goldpreis seit 1971. Negative Realzinsen wie während der Siebziger und nach 2003 stellen ein positives Umfeld für den Goldpreis dar. Bei hohen Realzinsen hatte es Gold hingegen schwer, so wie zwischen 1982 und 2003.

Aber die Realzinsen sind nur ein Teil des Puzzles: Der Goldbaisse 2013 bis 2015 fiel in eine Zeit, in der die Realzinsen in den USA unter null lagen.

Fazit: Das Zinsniveau ist ein wichtiger Faktor am Goldmarkt. In der Tendenz stützen niedrige Realrenditen die Goldnachfrage der Finanzinvestoren, ein Garant für steigende Goldnotierungen sind aber auch sie nicht.