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«Warnsignale im Markt werden heruntergespielt»

Sind die Aktienmärkte naiv? Die Warnsignale werden ignoriert.

Herr Frech, wie schätzen Sie das Markt­umfeld ein? - Was mir besonders auffällt, ist die grosse Diskrepanz zwischen der sorglosen Stimmung und der Realität, die durch hohe Verschuldung und Rezessionsgefahr gekennzeichnet ist. Die Situation erinnert mich frappant an die Dotcomblase und die Zeit vor der Finanzkrise, als Warnsignale heruntergespielt und Gefahren ignoriert wurden.

Woran erkennen Sie diese Sorglosigkeit? - Sie lässt sich etwa an der hohen IPO-Aktivität und den niedrigen Risikoaufschlägen im Anleihenmarkt ablesen. Zudem weisen Unternehmen mit soliden Bilanzen keine Bewertungsprämie gegenüber Gesellschaften mit schlechten Bilanzen auf.

Vor welchen Branchen, die vordergründig attraktiv wirken, raten Sie ab? - Generell gilt: Der Markt befindet sich in einer sehr reifen Phase. Das erkennen wir auch in unserem Bottom-up-Prozess. Für Anleger zahlt es sich nicht aus, mutig zu sein. Vieles, was im Spätzyklus eklatant billig aussieht, ist gar nicht günstig, sondern Schrott – wie beispielsweise stark verschuldete Banken oder Zykliker.

Können Sie weitere Marktsegmente nennen, bei denen Sie zurückhaltend sind? - Konkret tauchen zurzeit viele Halbleiteraktien in unserem Value Screen auf – doch dürften sich diese Unternehmen auf dem Höhepunkt ihres Zyklus befinden, was uns vorsichtig stimmt. Wenn man die Gewinne normalisiert, sehen die Titel plötzlich nicht mehr günstig aus. Berücksichtigt man ­zudem das Risiko, dass der Handelsstreit zwischen den USA und China eskaliert, ist definitiv Skepsis angebracht.

Lange hatten Sie keine Schweizer Titel in Ihrem Fonds. Erst letztes Jahr haben Sie mit Roche wieder einen hiesigen Valor gekauft. Ist er weiterhin im Portfolio? - Die Titel von Roche haben sich seit letztem Jahr erfreulich entwickelt. Wir bleiben investiert. Für einen Konzern, der ein stetiges Wachstum im einstelligen Prozentbereich erwirtschaftet, wirkt die Bewertung noch immer attraktiv. Im Gegensatz zu einigen Wettbewerbern hat sich Roche zudem nicht mit überteuerten Akquisitionen die Bilanz ruiniert.

Welche Unternehmen aus dem Konsumsektor halten Sie für interessant? - Jüngst haben wir Aktien des britischen Modeunternehmens Superdry gekauft. Das alte Management hat Markttrends verschlafen. Deshalb musste regelmässig mit Preisnachlässen operiert werden. Nun ist der Gründer, der zwischenzeitlich vom Management herausgeekelt worden war, zur Gesellschaft zurückgekehrt. Zwar braucht der Turnaround wahrscheinlich Zeit. Das Gute ist jedoch, dass Superdry eine solide Bilanz besitzt und sich diese Zeit nehmen kann. Zudem scheinen viele Fehler des alten Managements lösbar zu sein. Wir wissen nicht, ob die Marke permanent Schaden genommen hat. Angesichts der niedrigen Bewertung wird man für dieses Risiko allerdings entschädigt.

Welche Valoren finden Sie sonst attraktiv? - Wir halten unter anderem die Titel von Dominos Pizza Group. Die Pizzakette ist vor allem in Grossbritannien und Irland präsent, wo sich das Geschäft sehr erfreulich entwickelt. Weniger gut läuft es in Skandinavien und der Schweiz. Doch für diese Sparten bezahlt man angesichts der niedrigen Bewertung praktisch nichts. Es ist wie eine Gratisoption darauf, dass sich das Geschäft in diesen Regionen erholt. Zwar sind die Eintrittsbarrieren im Pizzamarkt vergleichsweise niedrig. Die starke Marke von Dominos Pizza hat allerdings nicht nur logistische Vorteile, sondern sorgt auch für hohe Kundenbindung.

Mit Hypera haben Sie ein brasilianisches Unternehmen im Fonds. Welche Gründe stecken hinter der Investition? - Hypera ist ein Generikahersteller, der sich mit dem Verkauf der Kosmetiksparte auf das Kerngeschäft fokussiert und den Devestitionserlös für Aktienrückkäufe verwendet hat. Die Gesellschaft weist eine solide Bilanz auf und bietet eine respektable Cashflow-Rendite. Eigentlich würde sie eine Prämie verdienen. Doch der brasilianische Aktienmarkt ist als Ganzes zurzeit nicht gerade gefragt.

Mit Centamin befindet sich eine Goldminenaktie unter ihren grössten Positionen. Wie dürfte sich der Goldpreis entwickeln? - Der Goldpreis stagniert seit Jahren – was insofern auch Sinn macht, als angesichts der gelösten Marktstimmung das Edelmetall zurzeit als Krisenversicherung wenig gefragt ist. Gerade wenn es zu einer Rezession kommt oder der Handelskrieg eskaliert, könnte das jedoch die Goldnotierungen unterstützen. Es gibt viele Minen­aktien wie Centamin, die bereits auf dem aktuellen Goldpreisniveau solide Free Cashflows erwirtschaften und hohe Dividenden ausschütten. Die durchaus plausible Chance, dass der Goldpreis steigt, wirkt hier also wie eine Gratisoption.

Sie haben gleich mehrere Vertreter aus der Tabakbranche im Portfolio. - Altria haben wir wegen der unsinnig teuren Übernahme des E-Zigarettenherstellers Juul abgestossen. Ansonsten halten wir weiterhin die Titel von Imperial Brands, Philip Morris International und Japan Tobacco. Im Verlauf des letzten Jahres sind die Aktien günstiger geworden, auch wegen der regulatorischen Unsicherheit. Der wachsende Fokus auf E-Zigaretten und Heat-Not-Burn-Zigaretten dürfte dieses Risiko nun aber verringern. Zudem lockt beispielsweise bei Imperial Brands eine Dividendenrendite von 9%, die voll vom Free Cashflow gedeckt wird.

Welche Aktien finden Sie sonst spannend? - Wir haben vor Kurzem Titel von Matahari Department Stores gekauft, eine indonesische Einzelhandelskette. Auch wegen der Onlinekonkurrenz hat sich das Wachstum stark verlangsamt. Deshalb ist der Kurs der Aktie um drei Viertel eingebrochen. Das Unternehmen erwirtschaftet jedoch solide Free Cashflows. Mit einer Dividendenrendite von 8% und einer Aktienrückkaufquote von 4% erhält man eine Ausschüttungsrendite von 12%. Und das von einem Konzern ohne Schulden.

Es fällt auf, dass Sie recht stark in japanischen Unternehmen investiert sind. Bis vor wenigen Jahren galten diese nicht gerade als anlegerfreundlich. - Tatsächlich gibt es in Japan noch immer verkrustete Gesellschaften, die in den ­alten Konglomeratsstrukturen verharren. Doch die Zahl moderner, aktionärsfreundlicher Unternehmen wächst stetig.

Können Sie ein konkretes Beispiel nennen? - Wir halten Titel von Daito Trust Construction, ein Baukonzern, der in einer attraktiven Nische aktiv ist. In Japan erhält man Steuervergünstigungen, wenn man ungenutztes Land bebaut und die Immobilien anschliessend vermietet. Und genau das macht Daito. Weil das Unternehmen den Immobilienbau  und die Bewirtschaftung kombiniert, ist der Geschäftsgang weniger zyklisch als das klassische Baugeschäft. Zudem schüttet Daito eine ansehnliche Dividende aus und führt Buybacks durch. Allein 2011 hat der Konzern 25% der eigenen Aktien zurückgekauft.

Gibt es Konzerne, die es Ihrer Meinung nach mit Aktienrückkäufen übertreiben? - Statistisch lässt sich feststellen, dass Aktienrückkäufe oft schlecht getimt und prozyklisch umgesetzt werden. Das Management kauft gerade dann Aktien zurück, wenn sie besonders teuer sind. Vor allem in den USA haben sich viele Unternehmen damit ihre Bilanz ruiniert. Diese ­Gesellschaften dürften im nächsten Abschwung in grosse Probleme laufen. Doch Unternehmen, die wir in unserem Fonds halten, erachten wir als günstig, weshalb wir in diesen Fällen Aktienrückkäufe grundsätzlich als vorteilhaft einstufen.

Bei welchem Unternehmen können Sie nicht verstehen, weshalb der Markt das grosse Potenzial nicht erkennt? - Sony ist so ein Fall. Der japanische Technologiegigant leidet weiterhin unter seinem angestaubten Image. Die drei Sparten, die über die Hälfte zum Betriebsgewinn beitragen – Musik, Gaming und Bildsensoren –, wären als eigenständige Unternehmen sehr angesagt und würden wohl entsprechend hoch bewertet.

Gibt es Valoren, bei denen Sie nur darauf warten, dass sie ein bisschen günstiger werden, um zuzugreifen? - Was wir sicher in der nächsten Krise kaufen werden, sind Aktien aus der Luxusgüterbranche – von Unternehmen, die mit ihren soliden Bilanzen und Produkten auch schwierige Zeiten durchstehen können. Ich denke da etwa an Swatch Group und Richemont. Diese Titel sind allerdings noch nicht genügend billig.