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Vietnam weist Nordkorea den Weg

Wenn sich US-Präsident Donald Trump und Nordkoreas Machthaber Kim Jong-un am Mittwoch und Donnerstag in Vietnams Hauptstadt Hanoi zu Gesprächen über die nukleare Abrüstung auf der koreanischen Halbinsel treffen, so sagt der Konferenzort wahrscheinlich mehr aus als das Resultat der Verhandlungen. Darauf lassen schon jüngste Aussagen Trumps schliessen. «Ich bin nicht in Eile und will niemanden zur Eile drängen», sagte der Autor des Buches «The Art of the Deal» vor seiner Abreise gegenüber den Medien in Washington.

Damit kann schon einmal davon ausgegangen werden, dass Pjöngjangs Verzicht auf eine eigene Atombombe nicht über Nacht kommt, sondern ein langwieriger Prozess sein wird. Trump, der viel auf sein Verhandlungsgeschick hält, geht offenbar davon aus, dass Kim eher auf Anreize anspricht denn auf Drohungen. Dabei könnte gerade Vietnam ein attraktives Beispiel sein, welche Konzessionen das von der Aussenwelt isolierte Nordkorea erhalten könnte, sollte sich sein Verhältnis zu den USA normalisieren.

Hanoi zwang die Supermacht in den Siebzigerjahren nach einem langen, zermürbenden Krieg zu einem demütigenden Rückzug aus Südostasien. Doch Vietnam blieb nicht nur wegen der gewaltigen Kriegsschäden, sondern vor allem wegen langjähriger Misswirtschaft vorerst eines der ärmsten Länder der Welt. Das begann sich zu ändern, als Hanoi 1986 wirtschaftliche Reformen einleitete. Der wahre Wendepunkt kam indes erst mit der Normalisierung der Beziehungen zu den USA 1995 und dem zehn Jahre darauf folgenden Beitritt zur Welthandelsorganisation.

2018 wuchs Vietnams Bruttoinlandprodukt dank massiven ausländischen Direktinvestitionen und boomendem Export über 7% schneller als dasjenige Chinas. Mittlerweile sind die zwei einst verfeindeten Nationen Vietnam und USA enge wirtschaftliche Partner geworden und auch militärisch näher zusammengerückt, denn Vietnam fühlt sich vom aggressiv nach Südostasien expandierenden China bedroht und sucht den Schutz der USA; diese wiederum pflegen ihre Einflusssphäre in Ostasien.

All das könnte durchaus ein Entwicklungsmodell sein für Nordkorea. Vorerst bleibt es jedoch höchst ungewiss, ob sich die Geschichte wiederholt, denn es ist nicht sicher, ob Kim wirklich bereit ist, auf sein Programm zur atomaren Aufrüstung zu verzichten. Nordkorea hat bisher schon Versprechen gebrochen, die es im Gegenzug für wirtschaftliche Hilfe gemacht hatte. Auch die Koreapolitik der USA war bislang alles andere als konsistent, wurden doch Zusagen der Regierung Clinton (1993 bis 2001) gegenüber Pjöngjang wenige Jahre später von Präsident George W. Bush rückgängig gemacht.

Trotz der zu erwartenden guten Stimmung, die in Hanoi gegen aussen vorgespielt werden dürfte, wird das gegenseitige Misstrauen wohl gross bleiben. Schon nur kleine Fortschritte in den Verhandlungen könnten daher als ein Erfolg gewertet werden.