Ihr Browser ist veraltet. Bitte aktualisieren Sie Ihren Browser auf die neueste Version, oder wechseln Sie auf einen anderen Browser wie ChromeSafariFirefox oder Edge um Sicherheitslücken zu vermeiden und eine bestmögliche Performance zu gewährleisten.

Zum Hauptinhalt springen

«Viele Dividenden sind zu hoch angesetzt»

Credit Suisse und UBS am Paradeplatz in Zürich

Herr Frischknecht, ein nicht ganz so einfaches Börsenjahr geht dem Ende entgegen. Sollen Anleger nun Gewinne mitnehmen und ihr Depot für 2017 fit machen? - Nein, Privatanleger sollten nicht zu viel handeln, sondern ihre Anlagestrategie langfristig planen und sich daran halten. Zudem sind wir der Ansicht, dass viele Investoren eine eher zu tiefe Aktienquote haben und insbesondere bei Schweizer Dividendenpapieren unterdotiert sind. Hier besteht Handlungsbedarf.

Weshalb? - Es gibt kaum zwingende Gründe, in ausländische Unternehmen zu investieren, wenn man in der Schweiz globale Marktführer hat. Diese haben in der Vergangenheit eine deutlich bessere Performance erzielt als ihre ausländischen Pendants und zudem ihre Dividende in Franken ausgeschüttet.

Nur wird immer wieder geraten, nicht nur Schweizer Titel im Portfolio zu halten, sondern weltweit zu diversifizieren. - Man sollte sich vor Augen halten, dass Schweizer Unternehmen ihren Umsatz weltweit diversifiziert haben. Im Durchschnitt erwirtschaften sie weniger als 15% ihres Umsatzes in der Schweiz.

2016 war erneut ein gutes Jahr für Nebenwerte. Setzen Sie auf diesen Trend? - Wir als Vermögensverwalter sind in diesem Punkt nicht voreingenommen. Unser Ziel ist, gute und gleichzeitig günstig bewertete Unternehmen auszuwählen, in die es sich lohnt zu investieren. Natürlich wird man bei kleineren und mittelgrossen Gesellschaften eher fündig, da es viel mehr von ihnen gibt und sie nicht so umfassend von Analysten abgedeckt werden. Deshalb findet man einfacher unterbewertete kleinere Unternehmen.

Was ist für Sie ein gutes Unternehmen? - Das sind Unternehmen, die mit ihrer Qualität überzeugen. Typische Merkmale sind Innovation, Marktführerschaft und ein nachhaltiges Geschäftsmodell. Dann kann man die Aktie kaufen und langfristig halten.

Nennen Sie uns ein Beispiel? - Geberit ist ein Musterbeispiel für Qualität, Innovation und Marktführerschaft. Seit dem Börsengang 1999 hat sich der Wert fast verzwanzigfacht. Inzwischen haben wir den Titel aus Bewertungsgründen nicht mehr in unseren Portfolios.

Die Wahlen in verschiedenen europäischen Ländern könnten für Unruhe an den Börsen sorgen. Sollen Anleger erst nach Korrekturen einsteigen? - Das richtige Timing zu erwischen, ist fast unmöglich. Grundsätzlich gilt, dass Anleger entsprechend ihrer persönlicher Risikofähigkeit in Aktien investiert sein sollen. Für Aktien spricht, dass man auf Obligationen kaum noch Zins erhält und ihr Kursrisiko deutlich gestiegen ist. Früher sprach man von risikofreier Rendite bei Staatsobligationen, heute müsste man von renditefreiem Risiko sprechen.

Welche Risiken sollen Anleger sonst noch im Auge behalten? - Es ging in diesem Jahr fast vergessen, dass neben politischen Ereignissen immer noch grössere Risiken von den Zentralbanken ausgehen. Die Frage bleibt, welche Folgen die übermässigen Geldmengen haben. Dies ist der Grund, weshalb wir auf Realwerte wie Aktien, Immobilien und Edelmetalle setzen und nicht auf Nominalwerte wie Obligationen.

Marktführerschaft sei ein Merkmal für ein gutes Unternehmen, sagen Sie. Genügt dies als Kaufkriterium? - Nein, nicht jede Nummer eins ist auch ein gutes Aktieninvestment. Zwingend ist, auf die Qualität und die Bewertung zu achten. Nehmen wir LafargeHolcim: Langfristig wird diese Gesellschaft nicht viel Mehrwert generieren können, auch wenn sie Marktführerin ist. Für die Herstellung von Zement braucht es kein Betriebsgeheimnis. Am Schluss ist für den Kunden nicht entscheidend, ob der Sack Zement mit LafargeHolcim oder mit Cemex beschriftet ist. Er wird sich eher vom Preis leiten lassen.

Wo sehen Sie ein Gegenbeispiel? - Betrachten wir Sika, die wie LafargeHolcim den Bausektor beliefert. Die Klebstoffe von Sika sind keine entscheidende Preiskomponente beim Bau, und qualitativ gibt es Unterschiede – anders als beim Zement, der homogen ist. Das spielt dem Unternehmen in die Hände. Die Kunden sind eher bereit, einen höheren Preis für Sika-Qualität zu bezahlen.

Im Telecomsektor setzen Sie nicht auf den Marktführer Swisscom, sondern auf die Nummer zwei, Sunrise. Weshalb? - Sunrise hat im Gegensatz zu Swisscom die Möglichkeit, die Dividende zu erhöhen. Swisscom ist diesbezüglich bereits am Limit angelangt. Mir gefallen Unternehmen, die bei der Ausschüttung noch Spielraum haben. Viele Gesellschaften haben dies aus meiner Sicht noch nicht begriffen und setzen ihre Dividendenziele zu hoch an, um dem Aktionär kurzfristig zu gefallen.

Zum Beispiel Zurich Insurance? - Sie sprechen ein gutes Beispiel an. Zurich hat eine möglichst hohe und über Jahre stabile Dividende ausgezahlt. Das neue Management musste nun eingestehen, dass die Ausschüttungsquote zu hoch war, und hat sie auf 75% fixiert.

Wäre es sinnvoller gewesen, die Dividende zurückzunehmen? - Das war die allgemeine Erwartung. Allerdings hat der neue CEO Mario Greco einen sinnvollen Mittelweg gefunden: eine neue Dividendenpolitik, die auf eine Kürzung der Auszahlung ohne Not verzichtet. Eine Straffung der Dividende wäre vom Markt negativ aufgenommen worden. Nun wird die Dividende vorerst stehen gelassen, bis der Gewinn genug gross ist. Die Kapitalreserven reichen aus, um in der Zwischenzeit die Dividende sicherzustellen.

Dennoch haben Sie Zurich untergewichtet. - Wir waren nach der Rekapitalisierung im Jahr 2002 lange übergewichtet, sind aber vor zwei Jahren etwas kritischer geworden. Die Entwicklung hatte an Schwung eingebüsst, wir begannen am Potenzial zu zweifeln und sahen die Dividende in Gefahr.

Im Versicherungssektor ziehen Sie Swiss Life vor. Weshalb? - Swiss Life ist heute, was Zurich vor fünf bis sieben Jahren war. Das Unternehmen hat noch Effizienzpotenzial, es hat seine Bilanz enorm gestärkt und ist heute nicht mehr so anfällig in Bezug auf das Anlageergebnis. Zudem ist die Bewertung um einiges günstiger als bei Zurich. Bei einem Lebensversicherer kommt hinzu, dass Verluste zulasten des Aktionärs und Gewinne zugunsten des Versicherten gehen. Umso mehr muss Swiss Life bestrebt sein, Verluste zu vermeiden. Wir denken, dass der neue CEO Patrick Frost einen sehr soliden Job macht.

Ebenfalls untergewichtet sind Sie bei ABB. Aus welchen Gründen? - ABB ist ein gutes Unternehmen, aber zu teuer.

Welche Titel am Schweizer Markt sind aus Ihrer Sicht interessant? - Man findet heute bei den Finanzvaloren relativ viele günstig bewertete Papiere. Nach dem Brexit-Entscheid im Sommer sind Banktitel deutlich gefallen. Das Kursniveau von Credit Suisse und UBS war so günstig, dass wir aus Bewertungsüberlegungen Positionen aufgebaut haben. Beide sind stark im Private Banking, das gefällt uns. Inzwischen hat sich die Unterbewertung teilweise normalisiert. In unseren Portfolios halten wir aber auch andere Finanztitel wie Cembra Money Bank oder VZ Holding.

Zu den grössten Positionen in Ihrem Fonds gehört Richemont. Das überrascht. - Unsere Devise lautet: Kaufe ein gutes Unternehmen zu einem vernünftigen Preis. Das ist bei Richemont der Fall. Sie verfügt über eine starke Bilanz und eine gute Positionierung im Schmuck- und Uhrenbereich. Die vergangenen Jahre standen im Zeichen einer deutlichen Korrektur bei den Uhrenaktien. Wir sind übrigens auch in Swatch Group investiert.

Ist der Tiefpunkt erreicht? - Das Tief kann man nicht prognostizieren. Aber wir sind vermutlich nahe dran. Sicher hat sich das Chancen-Risiko-Profil gedreht. Richemont ist beim Schmuck mit Cartier die Nummer eins. Die Tendenz, dass Markenschmuck immer wichtiger wird, verhilft dem Unternehmen zu profitablem Wachstum.