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Viel Risiko in Cannabis-Aktien

Der in Cannabis enthaltene Wirkstoff CBD wirkt beruhigend und schmerzstillend und dient medizinischen Zwecken.

Es weht ein frischer Wind in der Cannabisbranche. Immer mehr Länder tolerieren den Gebrauch der Hanfpflanze sowohl für medizinische Zwecke, als auch für den Freizeitkonsum. Jüngstes Beispiel dafür ist Kanada. Das Land hat wie schon bisher Uruguay sowie vereinzelte US-Bundesstaaten die Droge komplett legalisiert.

Ab Oktober ist sie nicht mehr nur für Patienten per Rezept erhältlich, sondern kann wie Tabak und Alkohol im Detailhandelsgeschäft gekauft werden. Ab diesem Herbst darf damit auf den Strassen Kanadas legal «Gras» geraucht werden.

«Es war zu einfach für unsere Kinder, Marihuana zu bekommen – und für Kriminelle, die Profite davon einzusacken. Heute ändern wir das», so kündigte Premierminister Justin Trudeau die Gesetzesänderung im Juni auf Twitter an. Noch gibt es allerdings letzte politische Rangeleien um den umstrittenen Gesetzesentwurf.

Ausgerichtet auf Medizin

Die liberale Regierung Kanadas erwartet, dass nach der vollständigen Legalisierung 4,6 Mio. Einwohner jährlich 655 000 kg Cannabis konsumieren und dafür 4,2 bis 6,2 Mrd. kan. $ (3,2 bis 4,7 Mrd. Fr.) ausgeben werden. Die jährlichen Wachstumsraten sollen 10% und mehr betragen.

Seit Trudeaus Amtsantritt vor drei Jahren sind in Kanada zahlreiche Gesellschaften entstanden. Die meisten haben ihr Geschäft auf medizinischen Cannabis ausgerichtet. Sie dominieren nicht nur den Heimmarkt, sondern exportieren überall dorthin, wo therapeutischer Cannabis zugelassen ist. So zum Beispiel auch nach Deutschland, wo die Krankenkassen therapeutischen Cannabis erstatten.

Mit der Legalisierung in Kanada werden weltweit rund 110 Millionen Menschen gesetzmässig Zugang zu beiden Arten von Cannabis haben. Dies entspricht gerade mal 1% der Weltbevölkerung. Die Zahl verdeutlicht, wie enorm das Marktpotenzial ist, falls es zu mehr Legalisierungen kommt. Viele Länder halten noch immer an ihrem Verbot für alle Arten des Cannabis fest – so auch Luxemburg.

Stolpersteine an der Börse

Mit seinen Gesetzen hat der Kleinstaat zuletzt Einfluss auf die Deutsche Börse genommen. Denn die deutsche Börsenbetreiberin wickelt ihr Geschäft mit ausländischen Wertpapieren über die luxemburgische Clearstream ab.

Die Deutsche Börse kündigte daher im Juni ein Handelsverbot sämtlicher gelisteten Cannabispapiere an. Vor rund einem Monat folgte dann aber die Entwarnung. Die luxemburgische Abgeordnetenkammer erarbeitete ein Gesetz, das medizinisch genutzten Cannabis als legal einstuft.

Somit durfte die Deutsche Börse ihr Verbot für Aktien von Unternehmen, deren Hauptgeschäft medizinischer Cannabis ist, aufheben, sagt Tabea Behr von der Deutschen Börse gegenüber «Finanz und Wirtschaft». Dazu gehören unter anderem die Grossen der Branche, wie Canopy Growth, Aurora Cannabis und Aphria. «Die Liste wird allerdings anhand des jeweiligen Risikoprofils und der Unternehmensstrategie ständig überarbeitet», fährt sie fort. Das nächste Update soll in den kommenden Wochen folgen , bestätigt Behr.

Die wachsende Toleranz der Hanfpflanze gegenüber ist auch hierzulande spürbar. Ab 1951 war Cannabis in der Schweiz gänzlich verboten. Mit der Teilrevision des Betäubungsmittelgesetzes vor sieben Jahren ist ein regelrechter Boom ausgebrochen.

Waren Anfang 2017 nur fünf Erzeuger von Cannabis bei der Eidgenössischen Zollverwaltung (EZV) registriert, sind es heute 670 Hersteller von CBD-Hanf. Der Registrierungsprozess läuft weiter, die Zahl dürfte weiter steigen, wie die EZV auf Anfrage schreibt.

Der hiesige Branchenführer ist BioCan mit Sitz im Zürcher Weinland bei Ossingen. Das Unternehmen ist aber noch zu klein, um den Schritt auf das Börsenparkett zu wagen.

An einem Aktienhandelsverbot wie in Deutschland würde ein solches Vorhaben zumindest nicht scheitern. «Sofern die Kotierungsbedingungen erfüllt werden, steht einem Börsengang in der Schweiz nichts im Weg», meint SIX-Sprecher Julian Chan. Unternehmen, die sich an der SIX listen lassen wollen, müssen in ihrem domizilierten Land legal wirtschaften.

Falls ein öffentliches Interesse überwiegt, könnte allerdings ein IPO noch aufgehalten werden, sagt Chan weiter. Dann käme das Regulierungsorgan der SIX (Regulatory Board) zum Einsatz. In jüngster Vergangenheit musste es aber nicht eingreifen, bestätigt der SIX-Sprecher.

Die Gesellschaften, die bei Anlegern für Fantasie sorgen, sind zu grosser Mehrheit in Kanada beheimatet. Um im liberalisierten Markt zu bestehen, versuchen sie durch Übernahmen zu wachsen. Branchenführer nach Börsenwert ist mit rund 13 Mrd. kan. $ (fast 10 Mrd. Fr.) der in Ontario ansässige Produzent Canopy Growth.

Im Visier der Grosskonzerne

Seit der Umbenennung von Tweed Marihuana ist Canopy mit Übernahmen kontinuierlich gewachsen. Die Partnerschaft mit dem Getränkehersteller Constellation Brands sorgt für Aufsehen. Der Deal mit dem Corona-Hersteller dürfte die Türen zu einem neuen Geschäftsbereich öffnen. Im Gespräch sind Cannabisdrinks. Constellation hat gerade seinen Anteil an Canopy auf 38% deutlich aufgestockt.

Aurora Cannabis ist mit einer Marktkapitalisierung von 8,6 Mrd. kan. $ etwas kleiner. Im Gegensatz zu den Mitbewerbern ist es dem Unternehmen allerdings gelungen, mehrmals in Folge schwarze Zahlen zu schreiben. Mit der Übernahme von CanniMed zu Beginn des Jahres für 860 Mio. $ hat sie sich Zugang zu fast 20% des kanadischen Markts für medizinischen Cannabis geschaffen. Seither ist der Aktienkurs aber deutlich gefallen. Vor wenigen Wochen hat Aurora Cannabis nachgelegt und für 2,5 Mrd. $ MedReleaf geschluckt. Das dürfte den Valoren wiederum Aufschwung verleihen.

Ein weiteres etabliertes Unternehmen ist Aphria, das ebenfalls auf medizinischen Cannabis spezialisiert ist. Auch dieses Unternehmen hat zahlreiche Partnerschaften geschlossen, wie die mit einer der grössten Apothekenkette Kanadas Shoppers Drug Mart. Ausserdem übernahm Aphria im Januar für mehrere hundert Millionen Dollar den kanadischen Konkurrenten Nuuvera. Mit rund 3,5 Mrd. kan. $ Börsenwert liegt Aphria aber deutlich hinter den beiden Marktführern.

Mit der Legalisierung in Kanada entsteht ein Markt mit viel Potenzial für Anleger und Unternehmen. Jüngst haussierten die Aktien erneut, weil der Getränkehersteller Diageo gemäss Bloomberg mit mehreren Cannabisanbietern Gespräche führe.

Die Titel sind allesamt sehr hoch bewertet. Sie nehmen auf Jahre hinaus starke Umsatz- und Ergebnissteigerungen vorweg und werden zudem von Übernahmefantasie getrieben. Sie sind schon deutlich zu heiss gelaufen und anfällig für Kursrückschläge.

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