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«Value dürfte Anlegern wieder Freude bereiten»

«Pandora hat zuletzt stark gelitten und erscheint uns deshalb sehr attraktiv.»

Herr Hernandez, welche Länder sind attraktiv bewertet, welche sind eher teuer? - Die USA handeln auf einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von rund 18 bis 19. Der historische Durchschnitt liegt bei 17. So gesehen ist der US-Aktienmarkt moderat teuer. Europa ist im Schnitt günstig. Für den paneuropäischen Stoxx Europe errechnen wir einen fairen Wert von 430 Punkten – aktuell notiert er bei rund 380. Japan und die meisten Schwellenländer sind fair bewertet. Einzig Russland und China erscheinen günstig.

Wie sieht es bezüglich Sektoren aus? - Günstige Sektoren sind Energie, Bergbau und Banken sowie einige Detailhändler, die wegen des zunehmenden Onlinehandels abgestraft worden sind. Ebenfalls sehr günstig sind Autokonzerne und ihre Zulieferer.

Sie setzen auf Substanzwertaktien. Doch diese haben seit zehn Jahren einen schweren Stand. - Value hat in der vergangenen Dekade tatsächlich nicht gut funktioniert. Verantwortlich dafür waren zwei einschneidende makroökonomische Ereignisse: die Finanzkrise 2008/2009 sowie die Eurokrise 2011. In der Folge flüchteten Investoren vor allem in sichere, stabile und grosse Gesellschaften wie Nestlé oder in Indexfonds – und diese Strategie ist bisher aufgegangen.

Sehen Sie eine baldige Trendumkehr? - Mittlerweile sind viele Indizes teuer geworden. Nun dürfte die Stunde der Value-Unternehmen schlagen, denn Investoren suchen eine höhere Rendite und finden sie vor allem in mittelgrossen und kleinen Firmen oder in unbeliebten Ländern und Sektoren. Value ist keineswegs tot und dürfte den Anlegern in den nächsten drei bis vier Jahren wieder Freude bereiten.

Welche Unternehmen empfehlen Sie? - Wir mögen die deutsche MTU Aero Engines. Sie produziert und unterhält wichtige Bestandteile für Flugzeugtriebwerke. Dank ihrer Mithilfe konnte soeben ein neues Produkt entwickelt werden, das viel energieeffizienter ist und 75% weniger Lärm verursacht als herkömmliche Triebwerke. Verwendet wird es etwa im Airbus 320neo. Die Aussichten für die nächsten fünf bis zehn Jahre sind exzellent, da nach den hohen Investitionen eine Phase mit stark steigendem Cashflow folgt. MTU Aero Engines wird ihr Geld nun vor allem mit Wartungsarbeiten und Ersatzteilen verdienen.

Gibt es weitere Kandidaten? - Der dänische Schmuckhersteller Pandora hat zuletzt stark gelitten und erscheint uns deshalb sehr attraktiv. Wenn Sie den Aktienkurs betrachten, möchten Sie am liebsten davonrennen – aber die Titel sind wirklich günstig. Das KGV liegt im einstelligen Bereich, der Gewinn wächst jedoch zweistellig.

Wie erklären Sie sich die Kurserosion? - Das Problem ist der US-Markt, wo Pandora 25% des Umsatzes erzielt, aber kaum noch wächst. Ein Grund ist das sich verändernde Konsumverhalten. Die Leute gehen weniger in die Shoppingcenter, weshalb Pandora einige Läden schliessen musste. Die Börse ist sehr US-zentrisch – deshalb haben die Aktien auch so stark korrigiert. Aber für uns ist das nicht entscheidend. Entscheidend ist, dass das Unternehmen in China und in Indien höchst erfreulich wächst.

Sie setzen auch auf Lachsproduzenten. - Richtig, eine unserer Anlageideen – die vor sechs Jahren noch sehr unkonventionell war – sind Lachsfarmen wie Bakkafrost, ein Fischproduzent von den Färöer-Inseln. Wir sind äusserst zuversichtlich, was die Aussichten von Lachszüchtern anbelangt.

Worin gründet Ihr Optimismus? - Das Angebot ist beschränkt. Es gibt weltweit nur vier Gegenden, wo Sie Lachs züchten können – und die Kapazitäten dort sind praktisch ausgeschöpft. Die Zucht ist anspruchsvoll und der Platz beschränkt. Die Wassertemperatur muss stimmen, und die Fische müssen vom Meer abgeschirmt sein – wie etwa in den norwegischen Fjorden. Sie dürfen die Käfige, in denen die Fische gehalten werden, nicht überfüllen, sonst drohen Krankheiten und damit der Verlust der Zucht. Es wird immer schwieriger, die steigende Nachfrage zu decken. Das Unternehmen wächst jährlich über 4%, und die Preise für Lachs dürften auch künftig hoch bleiben, während das KGV auf niedrigen 10 liegt.

Sie sind in weitere Lachszüchter wie Marine Harvest und Leroy Seafood investiert. Sorgen Sie sich nicht über das Klumpenrisiko? - Die Anteile addieren sich auf rund 8,5%. Unser Ansatz besteht darin, Anlagethemen zu finden, von denen wir überzeugt sind. Finden wir solche, bei denen unsere Überzeugung «maximal» ist – und Lachs gehört dazu –, dann nutzen wir unseren Spielraum aus und bauen substanzielle Positionen auf. Wir sprechen von Quoten von 5 bis 10%. Bei guten Anlagethemen konzentrieren wir uns typischerweise auf zwei, drei vielsprechende Unternehmen. Bei den Lachsproduzenten erwarten wir eine mittlere jährliche Rendite von rund 10 bis 12% bei relativ geringem Risiko.

Wo sehen Sie sonst noch Chancen? - Drägerwerk gehört ebenfalls zu unseren Favoriten. Das ist ein deutsches Unternehmen aus dem Bereich der Medizin- und der Sicherheitstechnik. Unter anderem stellt es Beatmungs- und Anästhesiegeräte, aber auch Gaswarnanlagen, Rettungs- und Schutzsysteme her. In den meisten Nischen gehört es zu den grössten drei Anbietern weltweit.

Was überzeugt Sie? - Auf den ersten Blick erscheinen die Titel nicht sonderlich günstig. Aber wenn man bedenkt, dass der Wettbewerbsdruck in ihren Nischen eher gering ist und Drägerwerk hohe und steigende Margen erwirtschaftet, sind die Valoren interessant. Da diese Geschäftsbereiche verhältnismässig klein sind, besteht kaum Gefahr, dass grosse Player eindringen. Zudem befindet sich die Firma in einer Umstrukturierung, um die Kosten zu senken. Für uns ist das ein eindeutiges Qualitätsunternehmen.

Profitiert die Firma von Eintrittsbarrieren wegen der Sicherheitsanforderungen? - Genau. Wir suchen Unternehmen, deren Geschäftsmodell vor Wettbewerbern geschützt ist, etwa weil sie über eine überlegene Technologie, über Patente oder Grössenvorteile verfügen. Bei den Lachsfarmen ist es das beschränkte Angebot, bei Drägerwerk sind es die Sicherheitsvorschriften, die nicht leicht zu erfüllen sind.

Investieren Sie auch in den Energiesektor? - Schieferöl hat in den vergangen ein, zwei Jahren punkto Produktion zwar überrascht – aber bei diesen Produzenten steigen die Kosten, da sich die besten Felder langsam erschöpfen. Gleichzeitig sind wegen des Ölpreisverfalls im Jahr 2014 die Investitionen in neue konventionelle Ölfelder um 60% eingebrochen, weshalb nach 2019 kein neues konventionelles Erdöl gefördert werden wird. Zudem nimmt die weltweite Nachfrage nach Rohöl jährlich um 1,5 bis 2% zu. All dies dürfte den Rohölpreis in die Höhe treiben. Bis Ende Jahr sehen wir ihn bei rund 60 $ pro Fass.

Welche Gesellschaften profitieren davon? - Halliburton und Schlumberger, zwei grosse Ölserviceunternehmen, überzeugen uns. Zudem gibt es kleinere Firmen mit enormem Potenzial, darunter California Resources, die von Leerverkäufern ins Visier genommen wird. Etwa 40% der ausstehenden Aktien wurden leerverkauft – einige Anleger sind also sehr skeptisch. Schauen wir, wer am Ende recht behält. Die britische Premier Oil und die kanadische Cenovus Energy, zwei kleinere Player, sind ebenfalls spannend. Grosse Ölkonzerne meiden wir, da sie kaum wachsen.

Sie investieren auch in Coca-Cola und Nestlé. Das sind doch keine Value-Titel? - Unsere Strategie ist es, eine Mehrrendite zu erzielen, aber gleichzeitig das Vermögen unserer Anleger zu schützen. Anfangs bestand unser Fonds zu 100% aus reinen Value-Aktien. Doch in der Krise verlieren solche Titel massiv an Wert. Das mussten wir in der Finanzkrise schmerzhaft lernen.

Dann halten Sie diese Aktien aus Risikomanagement-Überlegungen? - Genau. Wir teilen alle Aktien in vier Kategorien ein – von risikoarm bis hochriskant. Je riskanter ein Titel, desto höher sind unsere Renditeforderungen. Von Kategorie-1-Aktien wie Nestlé oder Henkel, die auch Krisen praktisch unbeschadet überstehen, erwarten wir 8 bis 10% p. a.

Und für riskantere Segmente? - Riskantere Titel der Kategorie 2, wie etwa MTU oder Bakkafrost, müssen jährlich mit mindestens 12% rentieren. Aktien der Kategorie 3 – etwa Schlumberger – müssen eine von uns geschätzte Rendite von über 14% pro Jahr abwerfen, und bei der riskantesten Gruppe erwarten wir eine Verdoppelung der Kurse. Sonst lassen wir die Finger davon. California Resources zählen wir hierzu. Ebenfalls aus Risikoüberlegungen investieren wir nie mehr als 10% in Kategorie 4.