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Unsicheres Angebot lässt Kakaopreis steigen

Im Laufe der Jahrhunderte verlagerten sich die Hauptproduktionsstätten von Kakao von Mittel- und Südamerika nach Westafrika.

Die Rohstoffpreise sind in den letzten eineinhalb Jahren in den Keller gesunken. Eine Ausnahme ist der Kakao. Der Preis des «braunen Goldes» ist seit Juli 2014 um 14% gestiegen, wogegen der diversifizierte Bloomberg Commodity Index 37% gefallen ist.

Dass sich der Kakao verteuert, ist tatsächlich keine neue Geschichte. In den vergangenen Jahren drückten eine steigende Nachfrage sowie ein unsicheres, tendenziell sinkendes Angebot den Preis nach oben. Doch wo liegen die genauen Gründe für den langfristigen, markanten Preisanstieg?

Die Wurzeln des Kakaos, Ausgangsprodukt der allseits beliebten Schokolade, liegen im tropischen Regenwald Amerikas. Dort entstanden auch die ersten grossflächigen Anbaugebiete. Doch im Laufe der Jahrhunderte verlagerten sich die Hauptproduktionsstätten von Mittel- und Südamerika nach Westafrika. Das Land mit der weltweit grössten Kakaoproduktion ist heute Elfenbeinküste, gefolgt von Ghana und Indonesien. Zusammen machen die sieben grössten Produktionsländer 90% der Weltproduktion aus, die gemäss der International Cocoa Organisation (ICCO) im Erntejahr 2012/2013 gut 3,9 Mio. Tonnen betrug.

Der global führende Kakao- und Schokoladeproduzent ist das Schweizer Unternehmen Barry Callebaut . Weitere wichtige Kakaoproduzenten sind die US-Gesellschaften Cargill sowie ADM.

Langfristiger Auftrieb

Gehandelt wird der Kakao sowohl am New York Board of Trade (Nybot) im Bereich Coffee, Sugar and Cocoa Exchange (CSCE), als auch an der Liffe in London. Die traditionsreichere der beiden Börsen ist die Nybot, an der der Kakao seit 1979 gehandelt wird. Als Referenzgrösse für den Kakaopreis gelten die Terminkontrakte (Futures, vgl. Textbox). Die Handelswährung ist US-Dollar.

Von den späten Siebzigerjahren bis 2002 wurde der Kakao günstiger – dann stieg der Preis. Dies ist unter anderem auf die Schwellenländer zurückzuführen, wo der Konsum von Schokolade zunahm. Der steigenden Nachfrage stand ein stagnierendes Angebot gegenüber.

Für Schlagzeilen sorgte 2010 eine Transaktion des Londoner Hedge Funds Armajaro: 240 100 Tonnen oder 7% der weltweiten Jahresproduktion liess sich Armajaro liefern und kaufte damit den Bestand der Liffe-Warenbörse praktisch leer. Das trieb den Preis weiter in die Höhe. Insgesamt hatten die Schokoladeproduzenten von 2008 bis Mitte 2010 einen Preisanstieg von 150% zu verkraften. Danach verloren die Futures wieder an Wert und befanden sich bis Ende 2011 im Sinkflug. Die weltwirtschaftliche Abkühlung sorgte auf der Nachfrageseite für Nachlass.

Demografische Probleme

Ab 2012 kletterten die Futures nach oben – eine Entwicklung, die bis heute anhält und nicht zuletzt auf die unsichere Situation auf der Angebotsseite zurückzuführen ist. Gleich mehrere Faktoren lassen die Kakaohändler und -verkäufer schwitzen.

Ein Grund ist die Pflanze selbst. Neue Kakaobäume benötigen mindestens vier Jahre, bevor sie erste Früchte tragen. Somit können die Produzenten nur schlecht auf eine dynamische Nachfrage reagieren. Hinzu kommt, dass die Pflanze ausschliesslich in Äquatornähe, wo es warm und feucht genug ist, gedeiht. Das macht den Kakao wetteranfällig, eine Dürre oder anhaltender Regen führen zu schwankendem Ertrag. Um diesen flexibler und krisensicherer gestalten zu können, brauchen die Kakaobauern Geld, damit neue Stauden gepflanzt werden können. Doch das haben sie nicht.

Hinzu kommen demografische Probleme, die besonders dem zweitgrössten Erzeugerland Ghana zusetzen. Das Durchschnittsalter der einheimischen Kakaobauern liegt bei 55 Jahren; eine Generationenlücke zeichnet sich ab. Viele Junge erachten den Kakaoanbau als nicht mehr lukrativ und flüchten in andere Wirtschaftszweige oder in die Stadt.

Eine dieser Ausweichbranchen ist der Anbau von Kautschuk. Dieser ist einträglicher, er garantiert den Bauern aufgrund der monatlichen Ernte ein regelmässiges Einkommen. Ausserdem erfordert der Kautschukanbau weniger Einsatz von Düngemittel und Unterhalt und ist somit auch weniger zeitintensiv als Kakao. So wird es den Bauern ermöglicht, den Kautschuk in Monokulturen anzubauen, was ihnen die Unterstützung von internationalen Konzernen sichert.

Auch das Risiko politischer Krisen in diesen Schwerpunktanbaugebieten lässt Spekulanten und Anleger prophylaktisch Futures kaufen und damit den Preis in die Höhe treiben. Elfenbeinküste und Ghana machen zusammen fast 60% der globalen Kakaoproduktion aus.

Hausse dürfte andauern

In diesem Jahr blieb die Nachfrage in Europa stabil, doch in Schwellenländern wie China ging sie zurück. Dennoch büsste der Kakaopreis nicht ein und legte sogar noch weiter zu. Auf kurzfristige Sicht gibt es dafür einen triftigen Grund: El Niño.

Das Wetterphänomen bringt in Teilen Asiens und Afrikas Trockenheit und in anderen Weltregionen heftige Regenfälle, was sich negativ auf die Anbaugebiete in Indonesien, Südamerika und insbesondere Afrika auswirkt. In Jahren mit El Niño – so haben Experten der ICCO berechnet – ist die weltweite Ernte im Schnitt 2,4% schwächer als sonst. Somit kaufen Anleger und Händler grössere Mengen an Kakao, um einer allfälligen Angebotsknappheit infolge schlechter Ernten zu entgehen.

Es ist jedoch anzumerken, dass die Befürchtungen um El Niño teilweise irrational sind. Nach neusten Erkenntnissen sind die Ernten in Westafrika besser als befürchtet und mindestens auf Vorjahresniveau zu erwarten, was kurzfristig auf den Kakaopreis drückten könnte.

Auf längere Sicht dürften die anhaltenden demografischen und politischen Unsicherheiten in den Erzeugerstaaten die Preise hoch halten. Um die Angebotsseite bei steigender Nachfrage wieder anzukurbeln, haben zahlreiche Kakaoorganisationen und -produzenten Projekte zur Unterstützung der Bauern ins Leben gerufen – es gibt also noch Hoffnung für die Schokoladenseite der Rohstoffwelt.