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Uhren sind gefragte Kunstobjekte

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V.l.n.r. Rolex Oyster Perpetual Submariner, Ref. 6200 in Edelstahl, um 1952, Schätzpreis: 150'000 bis 250'000 Fr., Zuschlagspreis: 485'000 Fr. (Christie's, Genf, 11. November 2013)Rolex Perpetual, Ref. 8171, Dreifachkalender und Mondphasen in Gelbgold, um 1962, Schätzpreis: 120'000 bis 220'000 Fr., Zuschlagspreis: 629'000 Fr. (Christie's, Genf, 11. November 2013)Patek Philippe, Doppelchronograph in Gelbgold, gebaut 1900 für Tiffany, Schätzpreis: 220'000 bis 320'000 Fr., Zuschlagspreis: 255'750 Fr. (Antiquorum, Genf, 10. November 2013)
V.l.n.r. Greubel Forsey, 24-Sekunden-Tourbillon, Exemplar 1/11, Rosé-Gold, um 2010, Schätzpreis: 230'000 bis 330'000 Fr., Zuschlagspreis: 341'000 Fr. (Sothebys, Genf, 11. Mai 2013)IWC, Ref. IW502801, Grosse Pilotenuhr in Platin mit ewigem Kalender in Platin, aus der Edition «Le Petit Prince», Schätzpreis (empfohlener Ladenverkaufspreis): 78'000 Fr., Zuschlagspreis: 173'000 Fr. (Sothebys, Genf, 12. November 2013)Lange 1 Tourbillon, Ref. 704.025, Einminutentourbillon in Platin aus einer Edition von 150 Exemplaren, 2001, Schätzpreis: 80'000 bis 120'000 Fr., Zuschlagspreis: 117'750 Fr. (Antiquorum, Genf, 10. November 2013)
V.l.n.r. Patek Philippe, Ref. 1518, Chronograph in Gelbgold mit ewigem Kalender und Mondphasen, um 1948, Schätzpreis: 150'000 bis 250'000 Fr., Zuschlagspreis: 203'000 Fr. (Sothebys, Genf, 12. November 2013)Patek Philippe, Ref. 1563, Doppelchronograph in Gelbgold, 1947, Schätzpreis: 800'000 bis 1,4 Mio. Fr., Zuschlagspreis: 1,445 Mio. Fr. (Christie's, Genf, 11. November 2013)Patek Philippe, Ref. 2499,  Doppelchronograph mit ewigem Kalender und Mondphasen in Roségold, 1957, Schätzpreis: 1 bis 1,4 Mio. Fr., Zuschlagspreis: 1,985 Mio. Fr. (Christie's, Genf, 11. November 2013)

Der Sammlermarkt für Armbanduhren gehört zu den jüngsten Spezialgebieten des Kunstmarktes. Anders als manche seiner gleichaltrigen Geschwister wie etwa die Spezialgebiete Fotografie oder Sammlerplakate ist er schon früh aus seiner Spezialmarktnische herausgetreten. Im Alter von kaum vierzig Jahren hat er seine Eltern, die klassischen Taschenuhren, inzwischen weit hinter sich gelassen und seine Reifeprüfung in einem schwierigen Marktumfeld überzeugend bestanden.

Diese Marktreife spiegelt sich weniger in spektakulären Spitzenpreisen als vielmehr in einem massvollen Preisgefälle zwischen den unteren, den mittleren und den obersten Qualitätssegmenten. Für mechanische Luxusarmbanduhren, die in den letzten zwanzig Jahren vor allem durch spektakuläre Millionenpreise für einzelne Raritäten von Patek Philippe auffielen, erforderte dies zuerst ein preisliches Aufholen von Spitzenrivalen wie Rolex und verwandten Parademarken. Dies konnte man in den letzten fünf Jahren beobachten.

Rolex holt auf

Zwar führen die Weltzeituhren und einzelne Chronographen von Patek Philippe nach wie vor mit grossem Abstand die Auktionspreislisten an. Am 16. Mai 2011 versteigerte Christie’s in Genf jedoch einen grossen Rolex-Doppelchronographen der Ref. 4113 aus dem Jahr 1942 in Edelstahl für 1,035 Mio. Fr. Zwei Jahre später konnte Christie’s-Uhrenexperte Aurel Bacs am 13. Mai 2013 erneut ein fast identisches Exemplar dieser Uhr für 1,11 Mio. Fr. verkaufen. Seither spielt das 1905 vom Deutschen Hans Wilsdorf als Uhrenhandelshaus mit dem in allen Sprachen wohlklingenden Fantasienamen Rolex gegründete Unternehmen in der Millionärsliga des Sammleruhrenmarktes.

Dieses Nachrücken der besten Uhren aus der zweiten (Preis-)Liga ist eine natürliche Folge einerseits der Verknappung an Museumsstücken der obersten Preisklasse und andererseits der stetigen Verbreiterung der Marktbasis. Dementsprechend werden ja auch die meisten Millionentrophäen von Spitzenreiter Patek Philippe laufend teurer. Dies gilt selbst für so vergleichsweise junge Meisterwerke wie die erst 2008 eingeführte und 2013 zum 150-Jahr-Firmenjubiläum überarbeitete Sky Moon Tourbillon. So zahlte ein anonymer Käufer am 12. Mai 2013 bei Antiquorum 1,2 Mio. Fr. für ein 2008 als Sonderausführung gebautes roségoldenes Exemplar dieser doppelseitigen astronomischen Taschenuhr der Referenz 5002 mit Minutenrepetition und rückseitiger Sternkarte sowie zahlreichen weiteren Komplikationen.

Diese Verbreiterung der Marktbasis für Sammleruhren ist an das Entstehen neuen Wohlstands und Reichtums in den Bric-Staaten gekoppelt, und zwar direkter und schneller als etwa das Interesse an Kunst und Antiquitäten. Schliesslich findet man eine eindrucksvolle und erst noch überall vorzeigbare Armbanduhrentrophäe bereits zu einem Bruchteil des Preises, den man etwa für einen trophäentauglichen Picasso, Warhol oder Klimt ausgeben muss.

Preisbildende Meisterschaft

Mehr über die Reife des Sammleruhrenmarktes und seiner Sammler sagt dagegen der Umstand, dass seit etwa drei Jahren immer häufiger auch Raritäten weniger bekannter Hersteller auf Auktionen Überraschungspreise erzielen. Einen vorläufigen Höhepunkt erreichte diese noch junge Entwicklung an der Genfer Uhrenauktion von Sotheby’s am 11. Mai 2013: Ein Sammler in Asien zahlte 341 000 Fr. für eine um 2010 in nur elf Exemplaren in Roségold gebaute Armbanduhr mit 25 Grad geneigtem 24-Sekunden-Tourbillon von Greubel Forsey. Technikverliebten Uhrenkennern ist dieses kleine, von den beiden Erfindern Robert Greubel und Stephen Forsey (www.greubelforsey.com) in La Chaux-de-Fonds betriebene High-Mech-Unternehmen für seine spektakulären Multitourbillons zwar wohlbekannt. Immerhin hat sogar Harry Winston im Jahr 2012 für die Entwicklung seiner Opus 6 mit diesen beiden Herausforderern physikalischer Grenzen zusammengearbeitet.

Aber dass solch blosse uhrmacherische Virtuosität am Sammlermarkt inzwischen eine ähnliche Preisbildungskraft entfaltet wie ein traditionsreicher Herstellername, deutet darauf hin, dass dieser Markt ein neues, erwachsenes Reifestadium erreicht hat. Dem lernwilligen Sammler bieten sich damit neue, reizvolle und möglicherweise sogar gewinnversprechende Möglichkeiten zum Einstieg und für Entdeckungen.

Expertenrat - Aurel Bacs empfiehlt Stahl... - Der scheidende Uhrenexperte von Christie’s, Aurel Bacs, der den Auktionsmulti in nur zehn Jahren zum wichtigsten Versteigerer anspruchsvoller Sammlerarmbanduhren gemacht hat, hat einen ähnlich einfachen Geschmack wie einst Oscar Wilde: Er ist mit dem Besten zufrieden. Zu dieser Anspruchshaltung rät er auch Armbanduhrensammlern, die stets «das Beste kaufen sollten, was sie sich jeweils leisten können», und warnt vor falscher Sparsamkeit: «Am Kunstmarkt kauft man nie nur ein Objekt, sondern immer auch ein wenig den Verkäufer, den Menschen dahinter.» Was man beim Kauf aus undurchsichtigen Quellen einzusparen glaube, erweise sich im Nachhinein oft als Verlust. Dem beginnenden Uhrenliebhaber empfiehlt der 43-jährige Architektensohn, der selbst je nach Tagesform gerne Stahlarmbanduhren von Patek Philippe, Rolex und Lange & Söhne trägt, zu unkomplizierten, universell tragbaren Klassikern: «Runde Uhren in Stahl aus den Fünfzigerjahren von IWC, Rolex, Jaeger-LeCoultre und verwandten Herstellern bieten für wenige Tausend Franken ein Optimum an Vintage-Freude, Wertbeständigkeit, Servicefreundlichkeit und passen ebenso gut zu Jeans wie zum Anzug.» Bei neuen Uhren sind ihm die Seriosität der dahinterstehenden Manufaktur, ihre Authentizität gegenüber der Firmengeschichte und eine nicht zu grosse Stückzahl wichtiger als eine übertriebene Vielfalt an Komplikationen. «Drei Zeiger und das Datum genügen in den meisten Fällen», erklärt Bacs. Selbst eine Automatik müsse nicht sein, vermittle doch das tägliche Ritual des Aufziehens ein ganz besonders sinnliches Uhrerlebnis.  Weder eine Gefahr noch eine Konkurrenz für die klassische mechanische Armbanduhr sieht Bacs schliesslich in Modernitäten wie der iWatch: «Sie werden schöne Sammleruhren ebenso wenig verdrängen wie isotonische Sportgetränke den französischen Rotwein