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Überschwang um Bitcoin

Der Bitcoin-Markt befindet sich in einer Blase. Zumindest wenn man einer Definition des ETH-Professors Didier Sornette folgt. Gemäss ihm liegt eine Preisblase vor, wenn der Kurs einer Anlage durch eine positive Rückkopplung steigt. Einfach gesagt heisst das: Investoren kaufen ein Wertpapier, weil der Kurs steigt. Dadurch steigt der Kurs noch mehr, was die Nachfrage weiter anheizt.

Eine solche Entwicklung zeigt sich im Kursverlauf daran, dass nicht nur der Kurs steigt, sondern auch die Wachstumsrate – der Preis steigt überexpo­nentiell. Die Digitalwährung Bitcoin erfüllt dieses Kriterium einer Preisblase. Der Kurs notiert auf einem Allzeithoch von über 1600 $. Damit ist er gemessen an der Vorwoche 20% avanciert. Das Tempo hat sich erhöht: In den sieben ­Tagen zuvor war der Kurs etwa 10% gestiegen, und geht man noch einmal eine Woche zurück, lag die Kurssteigerung nicht einmal bei 4%.

Nun beginnen die Rationalisierungen – im Nachgang wird versucht, Gründe für die Kursexplosion zu finden. So wird die Zulassung eines börsengehandelten Fonds (ETF) auf Bitcoin von der US-Börsenaufsicht nach einer ersten Ablehnung neu geprüft. Und in Japan werden seit April digitale Währungen wie Bitcoin per Gesetz als ein Zahlungsmittel reguliert.

Begeisterung ist nicht erklärbar

Doch solche Nachrichten sind bei weitem nicht ausreichend, die neue Begeisterung für Bitcoin zu erklären. Anleger kaufen nicht wegen der Nachrichten, sondern weil sie an der immer schnelleren Kurssteigerung partizipieren wollen.

Eine Anlageform, die keine Rendite abwirft, ist besonders anfällig für eine Kursübertreibung, denn es gibt keinen inneren Wert. Das ist anders als bei einer Anleihe oder einer Aktie, bei der man den zukünftigen Ertrag zumindest schätzen kann. Der Preis von Bitcoin hängt davon ab, welchen Wert ihm andere Leute in der Zukunft zumessen werden. Damit gibt es noch weniger objektive Massstäbe als sonst schon, um einzuschätzen, ob eine Bewertung angemessen ist oder nicht.

Langfristige Entwicklung kann positiv sein

Das heisst nicht, dass die Digitalwährung keine grosse Zukunft hätte. Im Wettkampf der Kryptowährungen – neben Bitcoin gibt es Hunderte andere wie bspw. Ethereum – hat der Klassiker noch die Nase vorn. Wenn mehr Menschen die Vorteile der dezentralen Währung erkennen, wie etwa Transaktionen über den Globus in Sekunden ohne Mittler, wird auch der Bitcoin-Kurs steigen. Eine stetige Entwicklung würde sich in einer breiten Akzeptanz niederschlagen. Doch von solch einer Ausweitung des Nutzerkreises ist bisher wenig zu sehen.

Verfechter von Bitcoin, die es als neues Zahlungssystem und Mittel zur Wertaufbewahrung etablieren wollen, sollten den Kursauftrieb daher nicht als Bestätigung ihrer Sache sehen. Die Preisblase kann zwar noch eine ganze Weile anhalten, aber sie wird mit Sicherheit enden. Wo der neue Preis im Gleichgewicht liegen wird, kann niemand sagen. Das wird davon abhängen, wie sich Bitcoin als sinnvolles Instrument etabliert – und nicht wie viele Spekulanten auf einen schnellen Gewinn setzen.

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