Breiter Pessimismus bei den Fondsmanagern
Die Erwartungen an Wirtschaft und Gewinne sind so schlecht wie letztmals in der Finanzkrise. Nun haben Investoren vor den hohen Unternehmensschulden Angst.
Die scharfe Korrektur an den Börsen im vergangenen Monat ist nicht rein stimmungsgetrieben – sie basiert auf den Erwartungen bezüglich der Fundamentaldaten. Das zeigt die monatliche Umfrage von BofA Merrill Lynch unter den Fondsmanagern.
Die Erwartungen der professionellen Investoren für das weltweite Wachstum und die Unternehmensgewinne haben sich weiter verdüstert. Seit der Finanzkrise im Jahr 2008 hat keine so grosse Mehrheit der Befragten mehr eine Verschlechterung erwartet. Der Konsens unter den Fondsmanagern ist nun stärker als am vorigen Tiefpunkt im Jahr 2001.
Die Erwartung eines schwächeren Wirtschaftswachstums bedeutet aber nicht, dass eine Krise bevorsteht. Nur 14% der Befragten glaubt, dass die Welt dieses Jahr in eine Rezession schlittern wird. Die Analysten von BofA Merrill Lynch interpretieren, das Ergebnis so, dass die Investoren eher eine «säkulare Stagnation», also eine lang anhaltende Phase schwachen Wachstums.
Während noch Mitte des vergangenen Jahres ein Anstieg der Inflation weltweit für eine ausgemachte Sache gehalten wurde, sind diese Erwartungen einer anziehenden Teuerung nun «kollabiert», wie die Analysten von BofA Merrill Lynch beobachten. In der Umfrage hat der Anteil derjenigen, die weltweit eine höhere Inflation erwarten, nur noch eine knappe Mehrheit.
Jeden Monat werden die Fondsmanager befragt, was die Unternehmen mit den teils sehr hohen Barbeständen in ihren Bilanzen tun sollen. In den guten Zeiten der letzten Jahre war die Forderung der Fondsmanager an die Unternehmen klar: Sie sollen ihre Investitionen (Capital Expenditures, Capex) erhöhen.
Doch seit Ende vergangenen Jahres ist auch hier der Pessimismus unter den Fondsmanagern sichtbar geworden: Immer mehr Investoren fordern, dass die Unternehmen ihre Bilanzsituation verbessern, also Schulden zurückzahlen.
Zu dieser Forderung passt, dass seit Anfang der Fragestellung sich noch nie so viele Fondsmanager besorgt um die Verschuldung der weltweiten Unternehmen gezeigt haben. Eine grosse und stetig wachsende Mehrheit der Befragten sieht die Unternehmen als überschuldet an.
Die negative Einstellung zeigt sich in der Vermögensaufteilung der professionellen Investoren. Sie haben in ihren Portfolios verglichen zur Historie Bargeld sehr stark übergewichtet. Auch die defensiven Aktien wie Immobilientrusts (REITs) und der Gesundheitssektor (Healthcare) sind sehr beliebt. Allgemein ist man in Aktien untergewichtet.
Gemieden werden britische Aktien, Industriewerte, die Eurozone und das britische Pfund.
Doch trotz der negativen Erwartungen locken die gesunkenen Börsenkurse die Fondsmanager anscheinend wieder selektiv in riskantere Anlageklassen – im Gegenzug wurden Anleihen abgebaut. So haben die Befragten ihr Engagement in Technologietitel ausgebaut. Auch die unter die Räder gekommenen Schwellenländeraktien und Rohstoffe sind nun attraktiv.
Doch eine klare «Risk-on»-Stimmung ist trotzdem nicht auszumachen: Industriewerte werden abgebaut, die defensiven Immobilienfonds werden aufgestockt.
Seit Mitte 2018 ist die Angst um einen eskalierenden Handelskrieg zwischen den USA und China das wichtigste Extremrisiko der Fondsmanager. Doch die Mehrheit der Befragten, die vor höheren Zöllen Angst haben, hat sich verringert.
Mehr Investoren zeigen sich nun besorgt um den Abbau der Notenbankbilanzen (Quantitative Tightening), einem Wachstumseinbruch in China und höhere Ausfallraten an den Anleihenmärkten.
Monatlich werden die Fondsmanager auch befragt, was sie als die zu beliebteste Position am Markt sehen («most crowded trade»). Demnach gilt eine Wette auf einen steigenden Dollar weiterhin als verdächtig beliebt.
Auch die starke Positionierung in Technologieaktien (FAANG: Facebook, Apple, Amazon, Netflix, Google, BAT: Baidu, Alibaba, Tencent) gilt als zu hoch. Zu pessimistisch ist der Markt aber bei den Schwellenländern.
Neu dazugekommen in der Liste der überpopulären Handelspositionen sind US-Staatsanleihen. Sie gelten vielen Befragten nun auch als zu beliebt.
Die Abneigung gegen den starken Dollar wächst. Noch Anfang 2018 hielt eine Mehrheit der Befragten den Dollar für unterbewertet. Seitdem wächst der Anteil der Fondsmanager, welche die US-Währung als zu stark betrachten. So hoch war der Anteil der Dollarskeptiker seit sechzehn Jahren nicht mehr.
Doch das muss kein Indiz sein, dass sich die Dollarstärke bald umkehrt. Für die lange Periode von 2010 bis 2015 haben die Fondsmanager konsequent den Dollar als zu stark ausgemacht.
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