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Temperatur im Telecomsektor bleibt 2014 hoch

Die Transaktionen im Telecomsektor kosteten 2013 über 350 Mrd. $

Der Wert der Transaktionen im Telecomsektor dürfte 2013 über 350 Mrd. $ erreichen. Allein der Kauf des 45%-Anteils an Verizon Wireless durch Verizon vom bisherigen Partner Vodafone macht gut ein Drittel des Volumens von Mergers & Acquisitions (M&A) aus. Derzeit sieht alles danach aus, dass 2014 lebhaft für den Telecomsektor wird. In etlichen Regionen zeichnen sich weitere grosse Übernahmen ab.

Nun wird kolportiert, der Pay-TV-Anbieter Dish könnte für die Telekom-Tochter T-Mobile US bieten. Die Investmentbank J.P. Morgan hält ein Gebot für 31 $ für möglich – am Mittwoch schlossen die Titel auf 27.25 $. Auch die Nummer drei im US-Mobilfunkmarkt, Sprint, soll Interesse bekunden. Sprint ist seit Juli in Besitz des japanischen Kommunikationskonzerns Softbank. Dish dürfte einen leichten Vorsprung auf Sprint haben: Die US-Behörden hatten 2012 die Übernahme der Telekom-Tochter durch AT&T (für 39 Mrd. $) ausgeschlossen. Da Sprint/T-Mobile US auch auf hohe Marktanteile käme, dürfte eine solche Transaktion wohl nur mit Auflagen möglich sein.

Kein Hinderungsgrund ist die Haltefrist, welche die Deutsche Telekom den früheren MetroPCS-Aktionären zugesagt hat. T-Mobile US ist seit Mai 2013 durch die Übernahme von MetroPCS entstanden. Die deutsche Mutter hatte damals vereinbart, sich über die nächsten eineinhalb Jahre nicht «über die Börse» von ihrer Beteiligung an T-Mobile US zu trennen. Andere Veräusserungswege für den noch rund 70% betragenden Anteil sind damit aber möglich, präzisiert die Telekom auf Anfrage.

AT&T könnte im ersten Quartal zuschlagen

Am Markt wird auch erwartet, dass im Frühjahr der US-Riese AT&T Ernst machen wird mit seiner Aussage, in Europa Fuss fassen zu wollen. Als mögliches Objekt wird der britische Mobilfunkriese Vodafone gehandelt, der nach dem Verizon-Wireless-Verkauf viel Geld auf der hohen Kante hat und sich selbst für Zukäufe interessiert. Derzeit ist Vodafone mit der Übernahme des Kabelnetzbetreibers Kabel Deutschland beschäftigt. AT&T-CEO Randall Stephenson sprach zuletzt in Brüssel über eine Reform des Telecommarktes und signalisierte Investitionsbereitschaft. Bisher ist er mit seinem Werben in Europa aber nicht auf viel Gegenliebe gestossen. Die südeuropäischen Ex-Monopolisten Telefónica und Telecom Italia liessen ihn abblitzen. Telefónica gelang es seit September gar, den Einfluss auf die finanziell angeschlagene Telecom Italia auszubauen und damit AT&T zu düpieren.

Verschiedenen Berichten zufolge arbeitet AT&T nun an einer wasserdichten Offerte für Vodafone, die Schätzungen zufolge bis 150 Mio. € betragen könnte. Angeblich will der US-Konzern das Europageschäft des Mobilfunkbetreibers behalten und die verzweigten aussereuropäischen Beteiligungen abstossen. Als möglicher Interessent gilt der mexikanische Mobilfunk-Tycoon Carlos Slim. Slim selbst hat sich in Europa an Telekom Austria und KPN beteiligt, aber bisher damit nur Verluste erlitten. AT&T ist mit Slims Mobilfunkgruppe América Móvil über den Aufsichtsrat personell eng verknüpft.

Übernahmen nicht immer Königsweg

Als mögliches Akquisitionsziel gilt auch die Swisscom-Tochter Fastweb, doch erklärte im November Urs Schaeppi, neuer CEO des Ex-Monopolisten, ein Verkauf stehe nicht an. Allerdings könnte Swisscom im Heimatmarkt Verschiebungen spüren: Der US-Finanzinvestor CVC will Reuters zufolge den Handynetzbetreiber Sunrise verkaufen oder an die Börse bringen. Im Markt werden alle möglichen Namen mit Sunrise in Verbindung gebracht, etwa Orange aus der Schweiz, aber auch Vodafone oder Liberty.

Aus Aktionärssicht sind Übernahmen nicht immer die beste Lösung. Um bessere Konditionen im Einkauf und im Netzbetrieb zu schaffen, können Kooperationen ohne Kapitalunterlegung sinnvoll sein. Allerdings ist durch die Digitalisierung der Sprachtelefonie der Druck entstanden, Festnetz- und Mobilfunkinfrastruktur unter einem Dach zu haben. Auch wird der Zugang zum Kunden wichtiger, was für konzentrierte regionale Präsenz spricht. Bereits läuft ein intensiver Kampf um Inhalte etwa im IP-TV-Markt, der für die Netzbetreiber entscheidend ist. So hat im November die BT-Tochter BT Sport für rund 1 Mrd. € die Exklusiv-Übertragungsrechte an der Champions und der Europa League für Grossbritannien für drei Jahre erworben. Auch 2014 dürfte es weitere vergleichbare Transaktionen geben.

Was hat Liberty noch vor?

Als möglicher Käufer bleibt auch der Kabelgigant Liberty Global im Gespräch, der bereits gut in Europa vertreten ist und zu dem unter anderem in der Schweiz UPC Cablecom gehört. Gemäss der Agentur Bloomberg soll Liberty bis zu 5,3 Mrd. € für den niederländischen Kabelnetzbetreiber Ziggo bieten. Ziggo erklärte Mitte Dezember, es gebe keine Gewissheit, dass eine Vereinbarung erzielt werden könne.

M&A-Fantasie besteht auch in Wachstumsregionen wie Südamerika und Asien. Mit dem steigenden Einfluss auf Telecom Italia erlangt Telefónica Zugriff auf deren argentinische und brasilianische Töchter. In Südamerika ist auch América Móvil unterwegs. Es ist absehbar, dass Telefónica die eigenen Aktivitäten dort neu ordnen dürfte und eine Ausbreitung von América Móvil bremsen will. Andersherum ist Telefónica durch die immer noch sehr hohe Verschuldung im Spielraum eingeschränkt – dies könnte Devestitionen bedeuten.

Auch Indien steht im Fokus

Grössere Verschiebungen zeichnen sich auch auf dem indischen Subkontinent ab. Die indische Regierung hat die Kriterien für die Bewilligung von Telecomzusammenschlüssen gelockert. Die finanziell schwache Loop Mobile gilt als mögliches Übernahmeziel, Bharti Airtel, Vodafone und Idea Cellular werden von IDFC Institutional Securities als potenzielle Käufer nicht ausgeschlossen. Auch Telenor könnte zukaufen wollen.

Für im Sektor engagierte Investoren stellt die M&A-Fantasie eine willkommene Stütze dar. Die Branche steht immer noch durch den technologischen Wandel unter Druck. Gerade in Europa sind hohe Investitionen in den Netzausbau nötig, während der Preisdruck im Markt gross bleibt, wie im Dezember der scheidende Telekom-Chef René Obermann betonte. Erste Wahl bleiben daher Titel von Gesellschaften, die in einem günstigen Marktumfeld unterwegs sind, wie Swisscom, oder die Früchte von Restrukturierungsanstrengungen ernten, wie Deutsche Telekom und BT Group. Spekulative Anleger können auf mögliche Übernahmekandidaten setzen. Insgesamt ist der Sektor aber bereits hoch bewertet. Und das kapitalintensive Geschäft ist zinssensitiv: Sollten die Renditen auf den Obligationenmärkten steigen, dürfte dies den Sektor belasten.

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