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Sunrise-VR steht vor «grösseren Veränderungen»

Das Telecomunternehmen muss den unerwarteten Tod seines Verwaltungsratspräsidenten vermelden.

Für Sunrise hat eine Phase der Veränderungen im obersten Lenkungsgremium begonnen. Nach dem Tod von Verwaltungsratspräsident Dominik Koechlin hat Vizepräsident Lorne Somerville, Vertreter des Aktionärs CVC Capital Partners, die Nachfolge angetreten. Der Finanzinvestor hatte die Gesellschaft im Februar an die Börse gebracht und hält aktuell noch rund 25% am Unternehmen. «Ich werde mindestens bis zur kommenden Generalversammlung als Präsident zur Verfügung stehen, dann ist es Sache der Aktionäre zu entscheiden», sagt Somerville, der das Telecom-, Media- und Technologieteam von CVC leitet. Der 51-jährige Brite zeigt sich im Gespräch mit FuW sehr betroffen über den unerwarteten Tod seines guten Freundes.

Dominik Koechlin war am Sonntag nach einer raschen Verschlechterung seines Gesundheitszustands im Alter von 56 Jahren verstorben. Seine Zeit als Verwaltungsratspräsident bei Sunrise begann 2010, als CVC den Anbieter vom dänischen Telecomkonzern TDC für 3,3 Mrd. Fr. erwarb.

Koechlin war professioneller Verwaltungsrat und hatte Mandate bei Clariant, Avaloq und LGT inne. Er galt als sachlich, analytisch und humorvoll. Zuvor war der Basler als Unternehmensberater sowie als Finanzanalyst tätig. Er doktorierte an der Universität Bern in Rechtswissenschaften und erwarb einen MBA an der französischen Kaderschmiede Insead in Fontainebleau bei Paris.

Weggefährten aus Swisscom-Zeiten -

Somerville ist ein langjähriger Weggefährte Koechlins. Die beiden kannten sich seit Swisscom-Zeiten. Während Somerville von 1997 bis 2001 die Auslandaktivitäten des Schweizer Marktführers verantwortete, war Koechlin von 1996 bis 2000 Geschäftsleitungsmitglied und begleitete 1998 auch den Börsengang des Sunrise-Wettbewerbers. Somerville spricht von einer engen Zusammenarbeit. «Wir haben beide Wachstumschancen für das Unternehmen geprüft.»

Durch den Tod Koechlins geht viel Branchenwissen verloren, die Besetzung des Amtes mit Somerville garantiert aber vorerst Kontinuität. Genug Freiraum hat er nach eigener Einschätzung, neben zwei nicht-exekutiven Positionen in den Verwaltungsräten von Avast und Linknet. «Mein Mandat bei Sunrise war bereits als Vizepräsident sehr zeitintensiv, deswegen bin ich zuversichtlich, genug Zeit für die neue Funktion zu haben», sagt Somerville. Vor CVC arbeitete er für die Investmentbank der UBS. Somerville hat einen Abschluss in Computerwissenschaften der Universität Cambridge und einen MBA des IMD in Lausanne.

Guter Draht zum CEO

Kontinuität ist auch deshalb gewährt, weil Somerville einen guten Draht zu CEO Libor Voncina hat – und umgekehrt. «Ich kenne Libor Voncina seit mehr als zehn Jahren, seit er Chef von Telekom Slovenije war», führt der neue Sunrise-Verwaltungsratspräsident aus. Auf seine Initiative habe der heutige Sunrise-Chef an Verwaltungsratssitzungen teilgenommen und später das CEO-Amt übernommen. «Wir haben sehr eng im Rahmen der Restrukturierung und des Börsengangs von Sunrise zusammengearbeitet», so Somerville.

An der kommenden Generalversammlung steht der Verwaltungsrat nochmals im Fokus – auch vor dem Hintergrund eines möglichen vollständigen Ausstiegs des Finanzinvestors. «CVC ist eine Private-Equity-Gesellschaft, keine Public-Equity-Gesellschaft. Von daher ist es normal, sich zu einem gegebenen Zeitpunkt vollständig aus dem Unternehmen zurückziehen», sagt Somerville. Aktuell gebe es aber keine Pläne für einen vollständigen Rückzug, versichert er und kündigt «grössere Veränderungen im Verwaltungsrat anlässlich der Generalversammlung im Jahr 2016» an.

Künftig mehrheitlich unabhängig

«Das Gremium soll sich künftig mehrheitlich aus unabhängigen Mitgliedern zusammensetzen», sagt der neue Sunrise-Präsident. Nicht nur Lorne Somerville, sondern auch Siddharth Patel und Daniel Pindur sind im nunmehr fünfköpfigen Verwaltungsrat Vertreter des Finanzinvestors CVC. Der ehemalige Finanzchef von TDC, Jesper Ovesen, und Avaloq-Verwaltungsrat Peter Schöpfer haben keinen direkten Bezug zu CVC.

Anleger, die einen Kursrutsch wegen des Anteilsverkauf befürchten, beruhigt der Verwaltungsratspräsident: «Generell sind wir sehr auf die Performance der Aktien von Portfolio-Unternehmen im Fall eines Ausstiegs bedacht.»

Markt «herausfordernd und kompetitiv»

Koechlin hatte eine dezidierte Meinung zur Situation im Schweizer Telecommarkt. Er hatte erst im April in einem Interview mit «Indices», der Monatsbeilage der Westschweizer Wirtschaftszeitung «L’Agefi», eine vollständige Privatisierung der Swisscom gefordert. Erst dann wäre die Regulierung für alle Marktteilnehmer gleich, sagte er. Unter den aktuellen Bedingungen sei der Bund gleichzeitig Richter und Partei, Besitzer und Kunde. Somerville äussert sich im Gespräch ähnlich: «Die Eigentumsstruktur von Swisscom müsste an das 21. Jahrhundert angepasst werden», findet er.

Den Schweizer Markt beurteilt Somerville als «herausfordernd und kompetitiv». Wachstum sei möglich. Alle Anbieter müssten aber effizienter werden, um dieses Potenzial zu realisieren.

Die komplette Historie zu Sunrise finden Sie hier. »