Ihr Browser ist veraltet. Bitte aktualisieren Sie Ihren Browser auf die neueste Version, oder wechseln Sie auf einen anderen Browser wie ChromeSafariFirefox oder Edge um Sicherheitslücken zu vermeiden und eine bestmögliche Performance zu gewährleisten.

Zum Hauptinhalt springen

Stimmungswandel in Korea

Der Streit über Hoheitsansprüche im Südchinesischen Meer hat in den vergangenen Monaten von den Spannungen auf der koreanischen Halbinsel abgelenkt. Doch jetzt hat die von der Welt abgeschiedene Atommacht Nordkorea mit dem für die Zeit zwischen dem 10. und dem 22. Dezember angekündigten Abschuss einer Träger­rakete einmal mehr Aufmerksamkeit auf sich gezogen. Durch den Transport eines Satelliten ins Weltall will Pjöngjang offenbar der Warnung Nachdruck geben, seine raketengetragenen Sprengköpfe könnten im Kriegsfall bis nach New York fliegen.

Kim Jung Un ist ein erheblicher Unsicherheitsfaktor

Bisher hat die verbale Provokation ausser den in solchen Fällen beinahe schon zum Ritual gewordenen Drohungen der USA und den beschwichtigenden Worten Chinas allerdings keine grossen Wellen ­geschlagen. Die routinemässige Gelassenheit wird durch die Reaktion (bzw. das Fehlen einer solchen) der südkoreanischen Wertpapiermärkte unterstrichen. Der Kospi-Index hat seit Mitte November nämlich beinahe 5% gewonnen. Die Avance der vergangenen drei Wochen steht in scharfem Kontrast zu nur wenige Jahre vorangegangenen ähnlichen nordkoreanischen Provokationen, auf die die Aktienmärkte weltweit jeweils mit deutlichen Korrekturen reagierten.

Die aktuelle gleichmütige Haltung will nicht unbedingt bedeuten, dass die Spannungen nicht zu einem bewaffneten Konflikt eskalieren könnten. Wenn sich, wie das auf der koreanischen Halbinsel der Fall ist, hoch bewaffnete Armeen gegenüberstehen, deren Kommandeure keine direkten Kommunikationslinien zueinander haben, kann selbst ein kleines Missverständnis eine ungewollte Kettenreaktion auslösen. Ein erheblicher Unsicherheitsfaktor ist auch das Verhalten des noch nicht einmal dreissigjährigen nordkoreanischen Staatsführers Kim Jung Un, der vor einem Jahr aus dem Nichts heraus die Nachfolge seines verstorbenen Vaters angetreten hatte.

Verbessertes Verhältnis zwischen Nord- und Südkorea -

Allerdings hat sich das Verhältnis zwischen Nord- und Südkorea in den ver­gangenen Monaten deutlich verbessert. Das nicht nur, weil unter Kim junior zumindest dem Anschein nach ein innenpolitisches Tauwetter eingeleitet worden ist. Auch reiht Südkoreas Schutzmacht, die USA, heute – anders als während der Zeit von Präsident George W. Bush – Nordkorea nicht mehr in eine «Achse des ­Bösen» ein, was Raum für einen Dialog ­offen lässt. Vor allem aber hat sich auch Seouls Haltung gegenüber dem Norden deutlich gewandelt.

Das zeigt sich jetzt im Vorfeld der auf den 19. Dezember angesetzten südkoreanischen Präsidentschaftswahlen. Sowohl Park Guen Hye von der regierenden Saenuri-Partei wie auch der aussichtsreichste Herausforderer Moon Jae-in von der oppositionellen Demokratischen Partei befürworten eine Öffnung gegenüber dem anderen Korea. Selbst wenn Pjöngjang in den kommenden Tagen einen Satelliten ins All schiessen wird, würde das von der internationalen Gemeinschaft wahrscheinlich mit einem Schulterzucken weggesteckt. Ob die Welt deswegen schon ein sicherer Ort geworden ist, wird jedoch erst die Geschichte zeigen.

Newsletter

FuW – Das Wochenende

Erhalten Sie zum Wochenende handverlesene Leseempfehlungen der Redaktion.