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Spotlight 2017: Neue Personen

Ulf Mark Schneider soll Nestlé wieder auf den Wachstumspfad zurückführen.

» Nestlé intensiviert - » Leonteq wird der Neustart gelingen - » Aryzta bleibt ein schwieriger Fall - » DKSH wartet auf Thailand-Erholung - » Abrupter Abschied mit Folgen für Richemont

Nestlé intensiviert

Die Ausgangslage 

Nahrungsmittelmulti Nestlé braucht neuen Schwung. Seit Jahren geht das organische Wachstum zurück. Im ersten Halbjahr betrug es noch bescheidene 2,3%. Die Nahrungsmittelkonzerne leiden zwar allgemein unter niedrigen Wachstumsraten, doch für den Branchenprimus sind die aktuellen Raten zu gering. Bis 2020 will Nestlé organisch wieder 4 bis 6% wachsen. Bis dahin ist der Weg aber noch weit.

Für 2017 rechnet der Konzern mit einem organischen Umsatzplus in der unteren Hälfte von 2 bis 4%. Neue Impulse soll Mark Schneider setzen. Anfang Jahr trat er den Posten als CEO an. Zuvor leitete er während 13 Jahren den deutschen Gesundheitskonzern Fresenius und steigerte dessen Umsatz und Gewinn primär durch Akquisitionen. Schneider ist erst der zweite CEO in der Geschichte von Nestlé, der nicht intern Karriere gemacht hat.

Das Szenario

Ende Juni präsentierte Nestlé sein künftiges Wertschöpfungsmodell. Eine Revolution ist es nicht. Schon in der Vergangenheit hat der Konzern kaum wachsende Segmente mit niedriger Profitabilität auf Vordermann gebracht oder veräussert und schnell wachsende und hoch profitable Bereiche ausgebaut.

Ändern dürfte sich aber die Geschwindigkeit. Schneider muss nachhohlen, was unter dem Vorgänger Paul Bulcke verpasst wurde. Bereits angekündigt hat Nestlé die strategische Überprüfung des Süsswarengeschäfts in den USA. Damit erwirtschaftet der Konzern zwar nur 1% des Gesamtumsatzes, der Schritt geht aber in die richtige Richtung. Weitere Anpassungen dürften folgen.

Die Einschätzung

Mark Schneider ist auf dem richtigen Weg. Als Externer bringt er frischen Wind in das Unternehmen und mit seiner Erfahrung bei Fresenius kann er den Ausbau von Nestlé in Richtung Gesundheit vorantreiben. Das sieht der Markt ebenfalls. Die Titel nehmen bereits viel Positives vorweg. Sie notieren 4% unter dem bisherigen Höchst. Die Erwartungen an Schneider sind dementsprechend hoch.

Den Koloss Nestlé auf eine höhere Drehzahl zu bringen, dürfte aber nicht ganz einfach sein. In sechs der zehn Kategorien, die gemäss Marktbeobachter Euromonitor am schnellsten wachsen, ist Nestlé die Nummer eins oder zwei. Entsprechend herausfordernd ist das weitere Wachstum. Nestlé darf sich aber nicht nur mit sich selbst beschäftigen.

Die führenden Positionen müssen auch gegen die Konkurrenz verteidigt werden. Bedrängt wird Nestlé zum einen von lokalen Nischenanbietern, die rascher auf geänderte Bedürfnisse der Konsumenten reagiert haben. Zum anderen drängt auch der Internetgigant Amazon in die Nahrungsmittelbranche mit der Akquisition von Whole Foods. (ML)

Leonteq wird der Neustart gelingen

Die Ausgangslage 

Verwaltungsratspräsident Pierin Vincenz und Raiffeisen-Chef Patrik Gisel werden das Kontrollgremium Leonteqs noch dieses Jahr verlassen. Für Vincenz soll eine unabhängige Person an die Spitze des Derivatespezialisten rücken. Vincenz’ Position war zuletzt geschwächt, und auch der Investor Rainer-Marc Frey, der Mitte März seinen Anteil aufgestockt hat, soll auf eine Veränderung im Gremium hingewirkt haben.

Leonteq ist auf dem Weg zurück in die Spur und CEO Jan Schoch sitzt nach dem Abgang von Vincenz, der ihn vergangenes Jahr absetzen wollte, wieder fest im Sattel. Der starke Mann im Verwaltungsrat ist der stellvertretende Präsident und Mitgründer des Unternehmens Lukas Ruflin. Neben Schoch kennt er den Derivatespezialisten am besten.

Das Szenario

Leonteq spart Kosten und profitiert von steigender Nachfrage nach strukturierten Produkten. Noch in diesem Jahr wird ein neuer Plattformpartner in Asien vorgestellt, der das Geschäft in der Region ankurbeln wird.

Das Unternehmen wird im laufenden Jahr die schwarze Null mindestens erreichen, 2018 einen ordentlichen Gewinn schreiben und eine Dividende zahlen. Zum Jahresende wird ebenfalls die Handschrift von Rainer-Marc Frey beim Unternehmen zu erkennen sein. Der neue Verwaltungsratspräsident wird ein unabhängiger, sachkundiger Hochkaräter.

Die Einschätzung

Die Chancen stehen gut, dass Leonteq an die alte Wachstumsgeschichte anknüpfen kann. Entscheidend wird sein, ob es dem Derivatespezialisten gelingt, neue Partnerbanken und -versicherungen auf die Plattform zu bringen. Im Schweizer Markt haben sie ihr Potenzial erst einmal ausgereizt, jetzt müssen im Ausland substanzielle Volumen her. In Asien wird das Geschäft Schub bekommen, sobald einmal eine asiatische Grossbank an Bord ist. (VA)

Aryzta bleibt ein schwieriger Fall

Die Ausgangslage

Seit Juli 2014 ist der Aktienkurs von Aryzta steil nach unten gegangen. Immer wieder verfehlte der Backwarenhersteller die Erwartungen. Am 24. Januar warnte er, dass der Gewinn in diesem Geschäftsjahr rund 20% einbrechen dürfte. Es war eine Enttäuschung zu viel.

Der neue Verwaltungsratspräsident Gary McGann musste die langjährigen Topmanager entlassen: CEO Owen Killian, Finanzchef Patrick McEniff und Amerika-Chef John Yamin verliessen Aryzta Ende März. Dazu trat noch der Europa-Chef ab, sodass auf einen Schlag das ganze Topmanagement weg war. Wegen der Turbulenzen sah sich der Verwaltungsrat noch Ende Mai ausserstande, für das im Juli endende Geschäftsjahr einen Ausblick zu geben.

Das Szenario

Entscheidend ist, dass der Verwaltungsrat fähige Manager findet, die das Vertrauen der Investoren zurückgewinnen können. Im Mai kündigte Aryzta an, der Ire Kevin Toland werde neuer CEO. Der bisherige Chef des staatlichen Flughafenbetreibers Daa kommt schlimmstenfalls aber erst im Dezember. Ein neuer Finanzchef wird noch gesucht, interimistisch ist die Stelle mit David Wilkinson, Seniorpartner des Beraters KMPG in Dublin, besetzt. Ebenfalls erst interimistisch ist die Lösung des Amerika-Chefs.

Die Einschätzung

Tolands Ernennung zum CEO kam überraschend. Bei Daa hat er aber gute Arbeit verrichtet, und im Markt scheint er einen Vertrauensbonus zu geniessen. Vertrauen wird auch VR-Präsident McGann entgegengebracht – selbst wenn er zugab, die Probleme unterschätzt zu haben. Was das vormalige Management für einen Schaden hinterlassen hat, ist schwer abzuschätzen. Wertberichtigungen und allenfalls eine Kapitalerhöhung sind nicht auszuschliessen, auch nicht ein weiterer Kursabfall. (AK)

DKSH wartet auf Thailand-Erholung

Die Ausgangslage

Anfang Februar hat Jörg Wolle zum letzten Mal als CEO von DKSH ein Jahresresultat präsentiert – es war ein glanzvoller Abgang. Die Aktien reagierten auf das Rekordergebnis umgehend mit einem Kurssprung von 9%. Dennoch: Das Marktumfeld für den Dienstleister, der andere Unternehmen in der Marktexpansion in Asien unterstützt, ist schwierig geblieben.

Das gilt vor allem für den Hauptmarkt Thailand (Umsatzanteil: 30%), wo die politische Krise und die hohe private Haushaltsverschuldung auf der Konsumentenstimmung und der Wirtschaft lasten. Zudem ist auch in Hongkong die wirtschaftliche Stagnation noch nicht überwunden. Im ersten Halbjahr blieb das organische Umsatzwachstum von DKSH daher klar hinter der Markterwartung zurück.

Das Szenario

Der Stabwechsel an der Konzernspitze war gut vorbereitet. Jörg Wolle, bisher die treibende Kraft im Fusionsprodukt DKSH, rückte im März auf den Sitz des Verwaltungsratspräsidenten, was für Kontinuität sorgt. Für ihn übernahm, wie bereits Mitte 2016 angekündigt, der vom Warenprüfer Intertek kommende Stefan Butz das Amt als CEO.

Der 49-jährige Deutsche führt ein Dienstleistungsunternehmen, das sich in langfristigen Wachstumsmärkten Asiens vielversprechend positioniert hat – der Start wird Butz allerdings dadurch erschwert, dass er mit DKSH in Hauptmärkten auf hartnäckigen konjunkturellen Gegenwind trifft.

Die Einschätzung

In Thailand hat der Tod des beliebten Königs Bhumibol Adulyadej, der für Zusammenhalt sorgte, die Verunsicherung akzentuiert. Angenommen wird, dass erst die Parlamentswahlen Mitte 2018 Aufschluss über die mittelfristigen Wachstumsperspektiven in Thailand geben werden. Das ist insofern problematisch, als die hohe Bewertung der DKSH-Aktien ein höheres Umsatz- und Gewinnwachstum verlangt, als der Dienstleister zuletzt, im ersten Halbjahr, gezeigt hat. (AK)

Abrupter Abschied mit Folgen für Richemont

Die Ausgangslage

Vor zwei Wochen verabschiedete sich überraschend Uhrenchef Georges Kern vom Luxusgüterkonzern Richemont. Zusammen mit dem Bereichsleiter der übrigen Sparten, Jérôme Lambert, hätte Kern das Unternehmen seit Beginn des Geschäftsjahrs im April leiten sollen. CEO Richard Lepeu war auf diesen Zeitpunkt zurückgetreten, die Position des CEO ist seither bei Richemont faktisch abgeschafft.

Das Szenario

Der Weggang von Kern hat Präsident und Grossaktionär Johann Rupert auf dem falschen Fuss erwischt. Entsprechend kurz und einsilbig war die Kommunikation zur Trennung. Richemont wird darauf verzichten, einen Ersatz für Kern zu suchen. Konzernintern drängt sich derzeit niemand auf, der die Gesamtverantwortung über sämtliche Uhrenmarken übernehmen könnte. Diese werden deshalb direkt an Rupert rapportieren müssen.

Die Einschätzung

Was der Abgang von Kern bedeutet, ist kaum abschätzbar. Schmerzhaft für den Luxusgüterhersteller ist, dass Kern als Chef zu Breitling, einem ­direkten Konkurrenten von IWC, wechselt. Auch Kerns Wissen im Bereich Marketing und Online wird Richemont künftig fehlen. Präsident Rupert hat indes immer wieder seine strategische Weitsicht bewiesen. Die ­Investoren vertrauen darauf, dass er auch dieses Mal die richtige Antwort findet. (MEI)