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Sorgen um ChemChina belasten Syngenta

Der China National Chemical Corporation scheinen bis zu 15 Mrd. $ zu fehlen.

Die Syngenta-Käuferin China National Chemical Corporation (ChemChina) soll mit der ebenfalls staatseigenen chinesischen Sinochem-Gruppe fusioniert werden. Dies melden am Freitag zwei Nachrichtenagenturen.

Mit dem Zusammenschluss der beiden Giganten würde der chinesische Staat einen Chemie-, Düngemittel- und Ölkonzern mit einem Jahresumsatz von fast 100 Mrd. $ schaffen, schreiben die Agenturen Reuters und Bloomberg unter Berufung auf «mit der Sache vertraute Personen».

Die Manager von ChemChina und Sinochem hätten sich zu Beginn dieser Woche getroffen, um einen potenziellen Zusammenschluss zu diskutieren, berichtet Reuters.

Ob die Annäherung zwischen ChemChina und Sinochem in einem Zusammenhang mit den zu Beginn der Woche in chinesischen Medien kolportierten Refinanzierungsproblemen von ChemChina steht, ist nicht bekannt.

Ungewisse Auswirkungen auf Syngenta

Welche Auswirkungen die Fusionsgespräche auf die derzeit laufende Übernahme des Schweizer Agrochemie- und Saatgutkonzerns Syngenta durch ChemChina haben könnte, sei noch unklar, schreibt Bloomberg.

Der Markt reagiert nervös: Die Aktien Syngenta büssen am Freitag in Zürich bis zu 2% ein.

Der Fusionsplan steht laut den Berichten im Zusammenhang mit Bestrebungen der chinesischen Regierung, die Zahl der Staatsbetriebe zu senken.

Aggressiv finanzierte Bilanz

Das angesehene chinesische Wirtschaftsmagazin «Caixin», das am Montag über die angespannte Finanzlage von ChemChina berichtet hatte, doppelte am Donnerstagabend nach: Die nichtkotierte, im Staatsbesitz stehende ChemChina sei überaus aggressiv finanziert, schreibt «Caixin » mit Bezug auf publizierte Geschäftsberichte und interne Quellen.

Auf einem registrierten Aktienkapital von 1,65 Mrd. $ lasteten in der Bilanz per Ende März Verpflichtungen in Höhe von 45 Mrd. $. Die Eigenkapitalquote betrage deutlich weniger als 20%.

ChemChina habe in jedem Jahr seit 2012 Verlust geschrieben, berichtet «Caixin» – und das, obwohl der Konzern im Verlauf dieser vier Jahre kumuliert 5,8 Mrd. Yuan (knapp 900 Mio. Fr.) an staatlichen Subventionen erhalten habe.

Die Verlustserie habe auch im ersten Quartal 2016 nicht abgerissen: ChemChina wies für diesen Dreimonatszeitraum einen Nettoverlust von 11,6 Mrd. Yuan (1,7 Mrd. Fr.) aus.

Verdächtig wenig Unterstützung aus Peking

«Caixin» weist darauf hin, dass die 43 Mrd. $ schwere Übernahme von Syngenta bislang verdächtig wenig verbale Unterstützung von Regierungskreisen in Peking erhalten habe.

Auch die Tatsache, dass keine der vier grossen chinesischen Staatsbanken in die Finanzierung der Transaktion involviert ist, sei sonderbar. Das Bankensyndikat, das die für die Syngenta-Akquisition nötige Überbrückungsfinanzierung garantiert hat, wird von HSBC und der chinesischen Citic Bank angeführt.

Der fehlende Enthusiasmus in Peking sei gemäss «Caixin» besonders auffällig, weil Syngenta eigentlich eine Prestige-Angelegenheit für China wäre: Es handelt sich um die mit Abstand grösste Akquisition eines ausländischen Objekts durch einen chinesischen Konzern.

Resultat Hunderter Akquisitionen

Die heutige ChemChina ist das Produkt von mehr als hundert Fusionen und Übernahmen, die der heute 58-jährige Chairman der Gruppe, Ren Jianxin, in den vergangenen zwölf Jahren vollzogen hat.

Ren fusionierte in China mehr als 100 staatliche petrochemische Betriebe, die er unter China National BlueStar zusammenfasste. BlueStar ist heute eine 100%-Tochter von ChemChina.

Parallel zur Konsolidierung im Inland trieb Ren das Wachstum von ChemChina mit einer Reihe von Akquisitionen im Ausland voran: 2005 kaufte er Adisseo, einen französischen Tierfutterproduzenten, für rund 440 Mio. $.

Kurz danach kaufte ChemChina eine Einheit der französischen Chemiegruppe Rhodia sowie einen australischen Hersteller von Polyethylen. Im Jahr 2011 folgte der Kauf des israelischen Pestizidherstellers Makhteshim Agan Group für 2,4 Mrd. $.

2015 schrieb ChemChina Schlagzeilen mit der 7,7 Mrd. $ teuren Übernahme des italienischen Reifenherstellers Pirelli.

ChemChina als «krankes Schaf»

Die meisten dieser Akquisitionen wurden – genau wie der geplante Kauf von Syngenta – mit Fremdkapital finanziert und über komplizierte Strukturen via mehrere Zweckgesellschaften (Special Purpose Vehicles, SPV) abgewickelt.

Wie «Caixin» schreibt, sei die Akquisition profitabler Unternehmen im Ausland Teil der Strategie von Chairman Ren, die defizitären Petrochemiegeschäfte in China zu kompensieren.

Gemäss anonymen internen Quellen habe Ren ChemChina intern als «krankes Schaf» bezeichnet. Nur durch die Übernahme von «gesunden Schafen» könne die finanzielle Qualität von ChemChina verbessert werden.

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