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Sonova-CEO: «Wir haben drei bis vier Jahre Vorsprung»

«Die Kunden können ihr Hörgerät ohne zusätzliche Hardware freihändig zum Telefonieren benutzen. Das ist bisher einzigartig», sagt der Sonova-CEO.

Erstmals kann ein Hersteller sein Hörgerät direkt mit allen Mobilfunksystemen verbinden: Sonova. CEO Lukas Braunschweiler erwartet, dass dieser Vorteil gegenüber der Konkurrenz drei bis Jahre hält. Weitere grosse Übernahmen sind derzeit kein Thema, sagt der Sonova-Chef im Gespräch mit FuW.

Herr Braunschweiler, Sonova hat diese ­Woche nach drei Jahren Entwicklung eine neue Technologie für ihre Hörgeräte ­lanciert. Was ist daran revolutionär? - Wir bringen eine neue Technologie auf den Markt, welche die direkte Kommunikation unserer Hörgeräte mit dem Mobiltelefon oder auch Fernseher ermöglicht und extrem vereinfacht. Das Besondere daran ist, dass wir nicht nur wie unsere Konkurrenten die Geräte mit Apple-Smartphones direkt verbinden, sondern auch Android-Telefone oder gewöhnliche Handys. Die Kunden können über eine drahtlose Bluetooth-Verbindung ihr Hörgerät ohne zusätzliche Hardware freihändig zum Telefonieren benutzen. Das ist bisher einzigartig.

Woran lag es, dass die Technologie bisher nur mit Apple-Telefonen funktionierte? - Apple war der einzige Anbieter, der die Bluetooth-Technologie mit einem eigenen Protokoll für iPhones so einsetzen konnte, dass sie nicht enorm viel Strom braucht. Eine Anforderung, die für Hörgeräte sehr wichtig ist. Hörgeräte müssen stromverbrauchsfreundlich sein, damit die Batterien möglichst lange verwendet werden können, dabei zugleich möglichst klein und elegant. Dazu haben wir einen neuen Chip mit starker Rechenleistung entwickelt. Dieser Sword-Chip wird schrittweise bei allen unseren Produktmarken eingeführt. Den Anfang macht das Phonak-Hörgerät Audéo B-Direct, das in den nächsten Wochen in den USA, in Europa und später auch in anderen Ländern weltweit erhältlich ist.

Warum ist es Ihnen so wichtig, dass Sie alle Mobilfunksysteme verbinden können? - Unsere Devise war immer, eine Lösung anzubieten, die nicht nur Apple-Kunden dient, sondern den gesamten Mobiltelefonmarkt abdeckt. iPhone-Besitzer machen heute weltweit gerade einmal 13% aller Smartphone-Käufer aus. In Schwellenländern wie China oder Brasilien nehmen Android-Smartphones eine dominierende Stellung ein. Unsere Kunden sind im Durchschnitt 68 Jahre alt. Viele ­haben einfache Mobiltelefone, die sich drahtlos über Bluetooth verbinden lassen.

Sie haben vergangenes Jahr als Erste ­Geräte mit aufladbaren Batterien auf den Markt gebracht haben. Doch die neue ­Technologie wird ohne angeboten, warum? - Wir wollten erst sichergehen, dass alles stabil funktioniert, deshalb haben wir uns beim ersten Hörgerät auf die für unsere Kunden wichtigsten Anforderungen beschränkt. In einem nächsten Schritt werden wir auf der Basis einer neuen Plattform die beiden neuen Technologien auch kombiniert anbieten.

Wie sieht es mit den Marketingkosten aus? - Die Marketingkosten sind bei einer neuen Technologie nicht das Entscheidende. Wir bringen pro Jahr etwa zwei Neuerungen einer Produktfamilie auf den Markt und alle zwei Jahre eine neue Plattform. Die Marketingkosten variieren deshalb nicht gross. Das Wichtigste sind die Entwicklungskosten für den Chip. Wir sprechen da von einem grossen Aufwand, aber wir gehen auch davon aus, dass diese neue Technologie die Basis für eine Generation von Geräten legt, mit der wir sechs bis sieben Jahre wettbewerbs­fähig sein werden.

Wann wird die Konkurrenz nachziehen? - Wir rechnen damit, dass es frühestens 2019 ein standardisiertes Protokoll für den energiesparsamen Einsatz von Bluetooth auf allen Mobilgeräten geben wird. Das Standardprotokoll wird sich aber zur ­gegebenen Zeit problemlos integrieren lassen. Wir gehen davon aus, dass wir drei, vier Jahre Vorsprung haben.

Lässt sich das Marktpotenzial der neuen Technologie quantifizieren? - Heute sind es vielleicht 15 bis 20% der Nutzer, die das Hörgerät primär zum Telefonieren einsetzen. Mit wachsendem Komfort unserer Technologie dürfte diese Zahl rasch zunehmen. Dazu kommt die Anwendung in den eSolutions.

Worum geht es bei eSolutions? - Zum Beispiel die Ferneinstellung von Hörgeräten. Seit etwa vier Monaten läuft ein solcher Test bei einem grossen Vertriebskunden in den USA: das Departement of  Veterans Affairs oder kurz VA – die öffentliche Gesundheitsorganisation der US-Armee. Die VA repräsentiert rund 25% des gesamten US-Marktes. Bei der Ferneinstellung ruft der Kunde seinen Akustiker einfach an, und dieser baut eine Videosession auf, während der er, aus der Ferne, über seine Software das Hörgerät einstellen kann. Die, die bei VA mitmachen, sind begeistert. Im nächsten Frühjahr werden wir eine Standardlösung für alle Märkte bringen.

Wie sieht es mit der Digitalisierung in den Produktions- und Vertriebsprozessen aus? - Der Hype ist schon gerechtfertigt. Man muss das nah verfolgen, aber man muss auch realistisch sein. Entscheidend ist, dass ein Grossteil der Partner das neue Tool auch nutzt. Nehmen wir das Beispiel E-Store, wo Audiologen online Bestellungen abwickeln können. In Deutschland arbeiten 20% der Audiologen damit, in Frankreich etwa 30% und in den USA rund 25%. Wie viel das schliesslich zum finanziellen Erfolg beiträgt, ist schwierig zu messen. Die Frage stellt sich aber ganz anders: Was passiert, wenn ich es nicht anbiete? Verliere ich vielleicht meine Kunden oder orientieren sich Neue anderswo?

Wie kann das öffentliche Gesundheits­wesen von Erfahrungen im digitalen Wandel der Industrie profitieren? - Was bestimmte Werkzeuge, Plattformen, Technologien oder Prozesse betrifft, kann das Gesundheitswesen sicher von der Erfahrung profitieren. Aber auch im Gesundheitswesen geht es zuerst einmal darum, die Basis zu legen, also die Grunddienstleistungen digital abzuwickeln. Das ist ganz ähnlich wie bei den Banken. Nicht alle bieten die modernsten Werkzeuge an, aber Sie können heute von überall her E-Banking nutzen. Das Bedürfnis vieler Kunden ist viel grundsätzlicher als die Frage, ob ich meinen Herzpuls jetzt Tag und Nacht remote messen lassen kann.

Wie sieht es mit Akquisitionen aus? - Wir haben letztes Jahr mit der Vertriebsfirma Audionova eine grosse Akquisition getätigt und sind dabei, sie weiter zu integrieren. Grosse  Übernahmen werden im Markt in nächster Zeit wohl kaum stattfinden, nicht zuletzt aus Wettbewerbsgründen. Im Übrigen sind wir fokussiert auf den Hörgerätemarkt und wollen nicht ­diversifizieren. Kleinere Arrondierungen will ich nicht ausschliessen.

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