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SNB fordert bessere Widerstandskraft der Banken

Thomas Jordan: «Die Banken müssen weit überdurchschnittlich gute Dienstleistungen anbieten, weit überdurchschnittlich krisenresistent sein und eine weit überdurchschnittlich hohe Reputation aufweisen.»

Die Grossbanken Credit Suisse und UBS sollten ihre Widerstandsfähigkeit weiter stärken. Das fordert die Schweizerische Nationalbank (SNB) im Finanzstabilitätsbericht 2015, den sie heute Donnerstag veröffentlicht hat. Das Eigenkapital müsse im Verhältnis zur ungewichteten Bilanzsumme zunehmen. Diese nicht nach Risiken gewichtete Eigenkapitalquote (Leverage Ratio) sei zentral, um die Belastbarkeit der Grossbanken zu beurteilen.

Die inlandorientierten Banken müssten in erster Linie das Zinsrisiko in den Griff bekommen, mahnt die SNB. Im negativen Szenario eines raschen Zinsanstiegs würde ein namhafter Teil der Inlandbanken die Mindestanforderungen an das Eigenkapital nur noch knapp oder nicht mehr erfüllen.

Immobilienanlagen im Visier

Am Immobilien- und Hypothekarmarkt hätten sich die Ungleichgewichte seit dem Finanzstabilitätsbericht 2014 weder verschärft noch abgebaut und blieben hoch, urteilt die SNB. Investitionen in Immobilien würden im Vergleich zu anderen Vermögenswerten als attraktiv erachtet, sowohl von Banken wie auch von anderen professionellen Investoren und von Privathaushalten. Die Suche vieler Investoren nach Rendite könne die Häuserpreise weiter nach oben treiben.

Die bisher getroffenen Massnahmen gegen die Überhitzung am Immobilienmarkt seien vor allem auf selbst genutztes Wohneigentum ausgerichtet gewesen, stellt die SNB fest. Nun müsse man in erster Linie auf die Immobilienanlagen achten.

UBS und Credit Suisse sind auf Kurs

Die beiden Grossbanken hätten ihre Kapitalbasis weiter gestärkt, allerdings langsamer als zuvor. Sie erfüllten bereits jetzt die meisten Vorgaben sowohl der Schweizer Too-big-to-fail-Regulierung als auch des internationalen Regelwerks Basel III – beide treten 2019 in Kraft.

Die SNB fordert die Grossbanken auf, ihren Schwung nicht zu verlieren, um ihre Widerstandskraft weiter zu verbessern. In einem negativen Szenario sei das Verlustpotenzial im Verhältnis zum Eigenkapital nach wie vor beträchtlich.

Verbessert werden müsse vor allem die Leverage Ratio, also das Eigenkapital im Verhältnis zur Bilanzsumme respektive die ungewichtete Eigenkapitalquote. Zwar schnitten die Schweizer Grossbanken im internationalen Vergleich überdurchschnittlich ab, wenn man die mit Risikofaktoren gewichtete Eigenkapitalquote betrachte. Kritiker monieren jedoch, diese auf bankeigenen Modellen basierende Kennzahl sei anfällig für Manipulation – die Bank könne die Risiken schönrechnen. Zudem seien die risikogewichteten Eigenkapitalquoten verschiedener Banken schlecht vergleichbar.

Die Nationalbank erklärt, regulatorische Anforderungen an die Leverage Ratio und an das risikogewichtete Eigenkapital müssten sich ergänzen. Für die Risikogewichtung seien Mindestanforderungen respektive Untergrenzen zu definieren. Dies werde sowohl international als auch in der Schweiz diskutiert.

Zudem unterstützt die SNB die Forderung der Aufsichtsbehörde Finma nach mehr Transparenz. Dazu sollten die Grossbanken die Unterschiede aufzeigen zwischen ihren eigenen Modellen und einer standardisierten risikogewichteten Berechnungsweise, dem Standardansatz.

Inlandbanken sollen sich gegen Zinsschock wappnen

Bei den inlandorientierten Banken sei die Leverage Ratio stabil und befinde sich im historischen Vergleich auf hohem Niveau. Die risikogewichtete Eigenkapitalquote habe sich seit dem letzten Finanzstabilitätsbericht leicht erhöht und sei deutlich über den regulatorischen Mindestanforderungen.

Ökonomisch betrachtet sei jedoch die Widerstandskraft der Inlandbanken weniger gut, als die Kennzahlen vermuten liessen, mahnt die SNB, wie sie das bereits vor einem Jahr getan hatte.

Die Hauptgefahr für die inlandorientierten Banken sei ein schneller Zinsanstieg. Dafür seien sie teilweise schlecht gewappnet. Das Nullzinsumfeld gebe Anreiz, grössere Zins- und Kreditrisiken einzugehen. Der Druck auf die Margen der Banken dürfte angesichts der Negativzinsen anhalten, schreibt die SNB: Die Situation sei sehr ungewöhnlich, wenn nicht sogar historisch einzigartig.

Um den Druck auf die Marge aufzufangen, würden die Banken die Fristentransformation ausweiten, also Geld kurzfristig aufnehmen (Einlagen) und langfristig ausleihen (illiquide Darlehen). Das erhöhe die Verwundbarkeit bei einem Zinsschock. Im Basler Komitee werde derzeit erwogen, wie die internationalen Standards betreffend Zinsrisiko verbessert werden können.

Zum Immobilienmarkt hätten sich die Inlandbanken weiter exponiert, meldet die SNB. Doch die Hypothekenvergabe wuchs weniger schnell als zuvor, ebenso wie der Anteil neuer Hypotheken für Immobilienbesitzer mit wenig Eigenkapital. Insgesamt seien die Ungleichgewichte am Hypothekar- und Immobilienmarkt weitgehend unverändert, die Nationalbank sieht keine Entspannung.

UBS-Rettung und CS am Pranger

Der jährliche Bericht zur Finanzstabilität geniesst nicht nur erhöhte Aufmerksamkeit seit der Zeitenwende am Schweizer Finanzplatz, als die SNB und der Bund im Herbst 2008 die UBS retteten. Vier Jahre später kam es zu einem Eklat. Im Stabilitätsbericht 2012 forderte die SNB die Grossbanken und namentlich die Credit Suisse unverblümt auf, mit Blick auf eine allfällige Zuspitzung der Eurokrise noch im laufenden Jahr «deutlich mehr echtes Eigenkapital» zu bilden.

Die Banken gaben sich irritiert, die Anleger waren verunsichert, und die Aktien der CS sanken damals an einem Tag gut 10%.

Seither wird der Bericht bereits um 6.30 Uhr publiziert, damit betroffene Banken noch vor Börsenbeginn eine Stellungnahme veröffentlichen können. Zudem gibt es für Journalisten vorab keine Informationsveranstaltung mehr, die früher jeweils ein paar Tage vor der Veröffentlichung abgehalten wurde. Dieses Vorwissen bot 2012 die Gelegenheit für Insiderhandel – wobei die SNB die Grossbanken schon 2011 sehr deutlich zu mehr Eigenkapital aufgefordert hatte, allerdings ohne eine einzelne Bank zu nennen. Damals gab es keinen Kurseinbruch von Bankaktien.

SNB will überdurchschnittliche Banken

Was die Nationalbank ganz generell von den Banken erwartet, sagte ihr Präsident Thomas Jordan im Mai 2014 am Swiss International Finance Forum in Bern: «Die Banken müssen weit überdurchschnittlich gute Dienstleistungen anbieten, weit überdurchschnittlich krisenresistent sein und eine weit überdurchschnittlich hohe Reputation aufweisen.» Das seien die drei Voraussetzungen dafür, dass die kleine Schweiz auch künftig einen Bankenplatz von globaler Bedeutung beheimaten könne. Und: Die drei Bedingungen erfüllen müssten in erster Linie die Banken selbst.