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SNB: «Grosse Verluste kein Problem»

Präsident der Schweizerischen Nationalbank Thomas Jordan.

«Wir befinden uns in einer ungewöhnlich langen Phase von schwierigen Aufgaben und Entscheidungen», sagte Nationalbankpräsident Thomas Jordan am Freitag an der Generalversammlung der SNB in Bern. Insgesamt sei die Lage heute aber deutlich besser als Anfang 2015 von vielen Beobachtern erwartet. Damals senkte die SNB den Leitzins ins Negative und hob den Mindestkurs von 1.20 Fr./€ auf.

Anpassungsfähige Wirtschaft

Die Schweizer Wirtschaft habe einmal mehr ihre Flexibilität unter Beweis gestellt, stellte Jordan fest. «Erwähnen möchte ich hier die rasche Anpassung von Arbeitszeiten und das Ergreifen von Massnahmen, welche die Produktionsprozesse verbessert haben.»

Angesichts struktureller Veränderungen werde diese Anpassungsfähigkeit zentral bleiben, unabhängig vom Verlauf der internationalen Konjunktur und der Wechselkurse. Ein Beispiel dafür sei der traditionelle Detailhandel, der zunehmend mit dem Internethandel konkurrieren müsse.

Unternehmen unter Druck

Dennoch seien «viele Unternehmen weiterhin einem grossen Anpassungsdruck ausgesetzt». Und mit Blick auf die gesamtwirtschaftliche Lage erklärte Jordan, der Druck auf den Franken halte weiter an. «Ohne Negativzins und Interventionsbereitschaft wäre der Franken noch stärker, die Inflation würde erneut sinken, und die Arbeitslosigkeit würde steigen.»

Deshalb werde die SNB ihren geldpolitischen Spielraum auch in Zukunft nutzen. Jordan präzisierte: «Bei Bedarf können wir den Negativzins weiter absenken oder zusätzliche Devisen kaufen.»

Riesige Fremdwährungsanlagen

Der Kauf von Fremdwährungen zur Schwächung des Frankens bläht den Devisenbestand in der Bilanz der SNB auf. Jordan sagt: «Unsere heutige Bilanzgrösse ist Ausdruck der Krisenbewältigung der vergangenen zehn Jahre.»

In Anbetracht der Deviseninterventionen und der grossen Bilanz habe die Anlagepolitik der SNB grosse Bedeutung erlangt. Die erste Herausforderung bestehe darin, «das gegenwärtige Bilanzwachstum zu bewältigen und weiteres Wachstum, sollte dies nötig sein, zu ermöglichen.» Wichtig sei dabei eine breite Diversifikation der Devisenanlagen, sowohl über Währungen als auch über Anlageklassen. Die SNB hält zu 80% Anleihen und zu 20% Aktien.

Grosse Gewinne und Verluste

«Die zweite Herausforderung bilden die starken Schwankungen unserer Jahresergebnisse», erklärte Jordan. Mit einer wachsenden Bilanz steige in absoluten Zahlen sowohl das Gewinnpotenzial als auch das Verlustpotenzial. Denn bei der aktuellen Grösse unserer Bilanz entspreche auch ein prozentual kleiner Verlust bereits einem hohen Frankenbetrag.

Auf einen Jahresverlust 2015 von gut 23 Mrd. Fr. wegen der Aufgabe des Mindestkurses und den damit verbundenen Einbussen auf den Devisenanlagen folgte ein Jahresgewinn 2016 von mehr als 24 Mrd. Fr. Für das erste Quartal 2017 meldete die SNB am Donnerstag einen Gewinn von 7,9 Mrd. Fr.

Negatives Eigenkapital bewältigen

Dadurch sei die Bilanz der SNB mehr als früher der Volatilität der Finanzmärkte ausgesetzt, insbesondere Schwankungen der Wechselkurse. Dagegen könne sie sich nicht absichern, weil das eine Aufwertung des Frankens nach sich zöge.

«Für die Geldpolitik stellen gelegentliche Verluste, auch wenn sie gross sind, kein grundsätzliches Problem dar.» Die SNB bleibe als Zentralbank handlungsfähig, selbst wenn das Eigenkapital für eine gewisse Zeit negativ würde. Dennoch gelte es, einen solchen Zustand möglichst zu vermeiden, mahnt Jordan. Die Rückstellungen der SNB und die Gewinnausschüttung an Bund und Kantone «sind daher auf die Sicherung einer soliden Eigenkapitalausstattung ausgerichtet.»