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Singapur: Treffpunkt einer globalisierten Kunstwelt

An der Messe Singapore Art Stage präsentieren sich auch westliche Künstler wie der Franzose Fabien Merelle, einem asiatischen Publikum.

Wo in der Welt gibt es einen Ort, wo auf kleinstem Raum Galerien von Weltrenommee vertreten sind? Etwa die international bekannte japanische Galerie Mizuma, ShanghART mit den besten Künstlern Chinas, Partners & Mucciaccia mit der italienischen Avantgarde oder die Galerie Fost mit der Crème de la Crème der Künstler Singapurs.

Der Ort heisst Gillmann Barracks und ist heute das Kunstzentrum in Singapur. Bis 1971 beherbergten die Baracken die Garnisonen der britischen Armee, wurden dann von der Regierung übernommen und in ein Kunstquartier verwandelt.

Das «Centre for Contemporary Art» (CCA) wurde 2012 eingeweiht. Zwar ist der selbsternannte Kunst-Cluster, eingeklemmt zwischen Strasse und Dschungel, noch auf der Suche nach Identität und Seele. Aber bereits finden hier hochkarätige Events statt, die den Galerien im Stadtzentrum entgehen.

In Singapur entdeckt der Besucher Kunst, die er anderswo noch nie gesehen hat. Etwa den chinesischen Künstler Ren Ri und seine Skulpturen aus Bienenwachs. Seit 2001 Imker, kreiert er überraschende geometrische Formen aus Bienenwaben, indem er die Position der Stöcke verändert.

Der Absolvent der Universität St. Petersburg wird seit Beginn von der Galerie Pearl Lam unterstützt. Diese Galerie betreibt ausserdem Antennen in Hongkong und Schanghai und ist ein wichtiger Motor der zeitgenössischen Kunstszene Asiens.

Die in Hongkong geborene Chinesin Pearl Lam eröffnete 2006 ihre erste Galerie in Schanghai, 2014 kam die erste Filiale in Singapur dazu. Von der internationalen Presse hoch gelobt und ausgezeichnet, fördert die Sammlerin den Dialog zwischen den aus China und aus Südostasien stammenden Künstlern.

Ihr Interesse konzentriert sich auf eine neue Wahrnehmung kultureller Praktiken. Diese illustrieren sich in Arbeiten von Gatot Pujiarto, einem in einem Dorf in Ost-Java lebenden, indonesischen Künstler.

Der Vierzigjährige sammelt Stoffresten in den Fabriken seiner Region, die Kleider für den Westen produzieren. Er schafft daraus Wandbilder, Metaphern der Freude, aber auch der Tristesse über die Zerstörung der Natur. Singapur definiert Kunst als treibende Kraft in der Entwicklung der Stadt.

«Wie ein Kunst-Hub für Südostasien»

So hat die Regierung in der Stadtplanung das Projekt «Renaissance City Plan» (RCP) eingefügt. Ziel dieser strategischen Achse ist es, die Stadt als weltweit anerkannte Metropole künstlerischen Schaffens, des Wissens und der Talente zu positionieren.

RCP hat im Weiteren die Aufgabe, die Identität der Einwohner, mehrheitlich Immigranten, zu stärken. Die Konkretisierung dieser Pläne zeigen Monumentalwerke, die an jeder Kreuzung aufgestellt werden.

Darunter etwa «Big Fat Bird» von Botero auf der Union Overseas Bank Plaza oder die scharlachrote Plastik des abstrakten Expressionisten Anthony Poon aus Singapur am Eingang des Hotels St Regis.

«Singapur funktioniert wie ein Kunst-Hub für Südostasien und dessen unglaubliche Vielfalt der Kulturen, wie Myanmar und die Philippinen», erklärt Hafiz Syed Muhammad, Kurator der National Gallery von Singapur.

Gleichzeitig ist die Gartenstadt Sitz der Galerien, die dem asiatischen Publikum und seinen immer reicheren Vertretern und Sammlern die Möglichkeit gibt, westliche Künstler zu entdecken. Die 2011 vom Berner Lorenzo Rudolf lancierte, jeweils im Januar stattfindende Messe Art Stage Singapore unterstützt diese Mission und positioniert sich als Brücke zwischen den verschiedenen Welten.

Singapore Art Stage, jeweils im Januar, ist Schwerpunkt für junge Künstler aus den neuen Märkten.

Dank der Resonanz dieses Kunstevents erhalten lokale Interessenten Zugang zum globalisierten Kunstmarkt.

Darüber sprach der ehemalige Direktor der Art Basel in einem Gespräch mit «Forbes»: «Art Stage ist Unterstützung und Katalysator für die Galerien dieser Region mit dem Schwerpunkt, aufstrebende Künstler ins Rampenlicht zu stellen.» Während für den Westen chinesische Kunstschaffende (Ai Weiwei, Yue Minjun, Zhang Xiaogang) längst keine Unbekannten mehr sind, birgt Südostasien immer noch viele Überraschungen.

Mit 5,5 Millionen Einwohnern und einer Vielfalt von Ethnien ist Singapur eine kleine, junge und sehr gemischte Szene. Ruben Pang (27) ist Musiker und Künstler und dank seiner ätherischen Bilder einer der bekanntesten von Singapur. Die abstrakt-realistischen Werke sind nicht nur in Museen zu sehen, sondern auch in Heavy Metal Clubs. Sie wecken Gefühle der Angst und des Unbehagens, ähnlich wie jene von Francis Bacon.

Mit hundert Millionen Einwohnern und einer katholischen Tradition als Folge der dreihundert Jahre langen spanischen Kolonisation sind die Philippinen Wiege von Künstlern, die von christlich-religiösen Themen und dem Erbe der klassischen spanischen Malerei von Goya bis Picasso geprägt sind.

Ronald Ventura (44) erzielte mit seinem Bild «Grayground» 2011 an den Auktionen von Sotheby’s Southeast Asian Paintings über eine Million Schweizer Franken, eine Rekordsumme. Die vier Meter lange Freske zeigt eine Kriegsszene mit Reitern der spanischen Armee, vermischt mit Elementen aus Comics.

Den aus Manila stammenden Künstler erkennt man an seinem hyperrealistischen Stil, mit dem er Figuren aus der Welt des Pops und der Geschichte kreiert.

Heri Dono (57) gilt als einer der Kunstveteranen Indonesiens. Er war der erste Künstler des Landes, dem Anfang der 1990er-Jahre der Durchbruch in der internationalen Szene geglückt ist.

Der Bildhauer ist Stammgast an der Biennale von Venedig. Er schafft Monumentalfiguren von Engeln, mythischen Monstern und Trojanischen Pferden. Indonesien mit Borneo, Java und der Megastadt Jakarta ist Sammelbecken einer schier grenzenlosen Heterogenität von Ländern, Kulturen, Religionen – als Folge der Herrschaft von muslimischen Sultans, Portugiesen und Holländern.

Die Kunst dieses Landes lässt sich weder klassieren noch irgendeinem Thema zuteilen. Sie ist geprägt von Künstlern wie Angki Purbandono, einem Virtuosen der digitalen Kunst, oder seinem puren Gegenteil Haris Purnomo und dessen molligen, tätowierten Riesenbabys.

Der Balinese Nyoman Madriadi ist einer der ersten Indonesier, der mit seinem allegorischen Triptychon «Man from Bantul» bei Sotheby’s Hongkong mehr als eine Million Dollar erzielte.

Der Genfer Frédéric de Senarclens, Gründer von ArtMarketGuru und früher Galerist in Singapur, erklärt das Phänomen: «Indonesien und die Philippinen gelten heute als die Länder Südostasiens mit der bedeutendsten Kunstszene und solidesten Basis von Künstlern und Sammlern. Allerdings braucht der Sektor Zeit für ein organisches Wachstum. Er muss an Tiefe gewinnen, indem die lokale Kunstgeschichte und kuratorische Analyse verstärkt werden.»

Angesicht des gewaltigen Potenzials dieser pulsierenden, aufstrebenden Region sind Geduld und Durchhalten die Schlüsselworte.