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«Sicherheitsmarge einbauen»

Thomas Braun: «Meine Lehrmeister hatten mir auch beigebracht, selbst für qualitativ gute Aktien nicht zu viel zu bezahlen.»

Als ich 1997 zusammen mit Georg von Wyss und Erich Müller Braun, von Wyss & Müller gründete, hatte ich bereits fünfzehn Jahre Erfahrung im Geldanlegen. Ich wusste, dass Aktien die beste Langfristanlage sind. Von der Kundenbetreuung wusste ich, dass der grösste Fehler beim Geldanlegen darin besteht, nach starken Kursverlusten zu verkaufen. Meine Lehrmeister hatten mir auch beigebracht, selbst für qualitativ gute Aktien nicht zu viel zu bezahlen. Die Umsetzung dieser Grundsätze hatte zu guten Resultaten und Kundenvertrauen geführt, sodass wir damals das nötige Geld zusammenbrachten, um eine eigene Firma zu starten.

Im Gegensatz zu Georg von Wyss war ich noch kein Value-Investor. Zwar war mir der Wert einer tiefen Bewertung bekannt. Doch ich wäre nicht auf die Idee gekommen, bei jeder Anlage einen derart hohen Abschlag zum inneren Wert zu verlangen, wie es ein richtiger Value-Investor tut. Zudem waren mir sehr detaillierten Spreadsheets, die Georg bei uns eingeführt hatte, etwas suspekt.

Also studierte ich Benjamin Grahams «Intelligent Investor», las die Geschäftsberichte von Warren Buffetts Berkshire Hathaway und nahm mir akademische Studien zum Thema «Value vs. Growth» vor. Dies überzeugte mich, dass der Kauf stark unterbewerteter Gesellschaften theoretisch Sinn macht und in der Praxis langfristig auch zu überdurchschnittlichen Renditen führt. Und ich gewöhnte mich daran, mit Spreadsheets umzugehen und meine Firmen detailliert zu modellieren.

Aber ich war noch nicht überzeugt, dass jeder Titel beim Kauf massiv unterbewertet sein muss – bis ich in unserem ersten Jahr auf die Westschweizer Lem Holding stiess. Lem war schon damals Weltmarktführer im Messen elektrischer Ströme und hatte eine starke Wachstumsphase vor sich. Was ich erst beim Lesen des Kleingedruckten im Geschäftsbericht entdeckte und in Gesprächen mit dem Management richtig einordnen konnte, war eine Beteiligung am Genfer Industriepark von erheblichem Wert. Zählte man ihren Wert von der Börsenkapitalisierung ab, so zahlte man für die industriellen Aktivitäten nur siebenmal den Gewinn des nächsten Jahres. Ich war begeistert und kaufte. Jedoch: Der Abschlag zum inneren Wert war bei unserem ersten Kauf nicht wie von uns heute gefordert 40%, sondern nicht einmal 30%, was Georg monierte. Prompt gab die Aktie ein paar Monate nach dem Kauf nach und erreichte einen Abschlag von 40%. Ich war vom Wert überzeugt, und wir stockten die Position um mehr als das Doppelte auf. Kurz darauf stieg der Kurs massiv und erreichte den inneren Wert, und wir konnten mit ansehnlichem Gewinn verkaufen.

Diese Geschichte lehrte mich, beim Kauf auf einer genügend grossen Sicherheitsmarge zu bestehen. Seither sind alle bei Braun, von Wyss & Müller überzeugte Value-Investoren.