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Selfmademan auf dem Weg an die IT-Spitze

Mit der Zusammenführung von seinem eigenen Unternehmen und dem Speicheranbieter EMC hat Michael Dell einen IT-Riesen geschaffen.

Um Michael Dell war es ruhig geworden. Vor zwei Jahren hat der US-Unternehmer den Computerhersteller seines Namens von der Börse genommen. Jetzt meldet er sich mit einem Paukenschlag zurück. Im grössten Deal der Hightech-Szene übernimmt der Computerkonzern Dell für 67 Mrd. $ den Speicheranbieter EMC sowie das zugehörige Softwareunternehmen VMware. «Du kriegst eine unglaubliche starke Position, wenn du Dell und EMC zusammenführst in einem so wichtigen und dazu noch wachsenden Feld», erklärte der fünfzigjährige Dell. Wohl wahr – doch nicht nur der hohe Kaufpreis weckt Erinnerungen an das letzte Platzen einer Tech-Blase vor anderthalb Dekaden.

Dell lebt wie gehabt zuvorderst von Personal-Computern (PC), Notebooks sowie Servern. Nicht einfach. Das Hauptgeschäft von EMC besteht aus dem Verkauf von Speichergeräten für Geschäftskunden: Auf einem solchen EMC-Massenspeicher liegt mitunter das Wissen eines gesamten Unternehmens – petabyteweise. Ein Petabyte entspricht einer Million Gigabyte. Dazu kommen Softwareangebote von EMC, ebenso für den professionellen Bereich. Alles in allem ebenso kein leichtes Geschäft. Dell und EMC kämpfen um Zuwachs – gemeinsam soll es nun leichter fallen.

Erfolgreiches Going Private

Der Wachstumsdruck war zuletzt so gross, dass Dell sein Unternehmen von der Börse genommen hat. Im grössten Leveraged Buyout – einer durch Fremdkapital finanzierten Übernahme – seit Ende der Finanzkrise hat sich Dell 2013 mit dem Wagniskapitalgeber Silver Lake zusammengetan. Gemeinsam zahlten sie 13.65 $ für eine Dell-Aktie – insgesamt 24,4 Mrd. $. Dem Vernehmen nach hat sich für beide Partner das Geschäft inzwischen schon mehr als ausgezahlt.

Auch die Finanzierungsstruktur der aktuellen Übernahme hat es in sich. Dell zahlt 3 Mrd. $ aus eigener Tasche. Das fällt ihm nicht schwer, «Forbes» schätzt sein Vermögen auf 20 Mrd. $. Von Partner Silver Lake kommt eine weitere Milliarde. EMC selbst liefert Cash aus den eigenen Beständen. Banken geben das meiste: 50 Mrd. $ an Krediten, die sie offenbar bereit waren zu bewilligen. Schliesslich wird noch ein Tracking Stock auf VMware aufgelegt. Diese Aktien beziehen sich auf den Wert des Softwareherstellers – und nur auf ihn. Die Titel haben kein Stimmrecht und sind im Insolvenzfall nichts wert. VMware kam vor acht Jahren an die Börse, 81% blieben im Besitz von EMC. Nun gehört sie Dell. Durch die Transaktion erhöht sich der Streubesitz.

Dell geniesst die Freiheit

Ebendiese Tracking Stocks wecken, nicht nur wegen des hohen Preises, schlimme Erinnerungen. Aktien, die allein auf einen Bereich ausgegeben wurden, waren in der New Economy beliebt – kurz vor dem Platzen der Blase. Dell ficht das nicht an. Er geniesst es, dass er dem Quartalsgetue der Investoren an der Börse entkommen ist und sich vor niemandem rechtfertigen muss – ausser vor sich selbst. «Als privates Unternehmen hat Dell die Freiheit, eine Langfristperspektive einzunehmen», sagt er. «Nie mehr Forschung und Entwicklung oder Ausgaben für Wachstum eindampfen, um die Quartalszahlen zu erreichen.»

Dell muss sich fühlen wie am Anfang seiner Karriere. In seiner Studentenbude schraubte er in den frühen Achtzigerjahren die ersten Computer selbst zusammen und verkaufte sie via Telefon. Er brach sein Studium der Medizin ab und startete 1984 PC’s Limited, später Dell Computer Corporation. Mit seinem Direktverkauf hatte er einen entscheidenden Vorteil gegenüber anderen Grössen wie IBM, die mit Händlern operierten.

1988 brachte Dell sein Unternehmen an die Börse. Damaliger Marktwert: rund 80 Mio. $. Dell und EMC zusammen kommen nun auf einen Umsatz von ungefähr 80 Mrd. $ – und sind damit in einer Liga mit IBM. Michael Dell hat mehr als drei Jahrzehnte nach dem Start in seiner Studentenbude einen der grössten IT-Konzerne der Welt geschaffen. Ob es auch einer der erfolgreichsten sein wird, muss sich noch zeigen.

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