Schweizer als Ziel von Abzockern
Die deutsche Taunus Capital unterbreitet für nichtkotierte Schweizer Gesellschaften öffentliche Kaufangebote – zu Tiefpreisen.
Die deutsche Taunus Capital Management hat den Aktionären der nichtkotierten Versandapotheke Zur Rose ein «freiwilliges öffentliches Kaufangebot» zu 21.75 € je Aktie unterbreitet. Das Spezielle daran: Auf der ausserbörslichen Handelsplattform der Zürcher Kantonalbank (ZKB) werden diese Aktien über 50% höher gehandelt, zu 36 Fr. Solche «Kaufangebote» bilden die Spezialität von Taunus Capital, die sich als auf ausserbörsliche Beteiligungen spezialisierte Finanzdienstleisterin mit Sitz in Frankfurt ausgibt: Auf der Internetseite des Unternehmens finden sich Kaufofferten für ausserbörslich gehandelte Titel von sechzehn Unternehmen, darunter sieben schweizerische – stets zu einem sehr tiefen Preis.
Die deutsche Gesellschaft setzt wohl darauf, dass uninformierte Anleger ihre Titel andienen. Geschäftsführer Jörg Lüdemann sagt dazu, es gehe um ein Geschäft, und das müsse «nicht als fair empfunden werden». Was Taunus Capital nutzt: Banken fühlen sich angehalten, die Kaufangebote ihren Kunden, die die jeweiligen Titel im Depot halten, weiterzumelden. Das gilt im Fall Zur Rose etwa für die Raiffeisen und die Schwyzer KB. Letztere erklärt, sie orientiere grundsätzlich «betroffene Kunden immer über solche Corporate Actions, wenn diese Informationen über offizielle Kanäle (Depotstellen, SIX Financial Information) bei der Bank eingehen». Anders die ZKB: «Offerten von ausländischen Anbietern, die nicht über das Clearingsystem laufen, werden von uns nicht angeboten.» So seien im Fall Zur Rose die Kunden über das Angebot aus Deutschland gar nicht avisiert worden.
Das Vorgehen von Taunus sei rechtlich abgesichert, sagt Lüdemann. «Sie können gerne dagegen vorgehen», er wünscht «viel Spass dabei». Hierzulande ist es so, dass das Börsengesetz für unkotierte Gesellschaften nicht gilt. Taunus kann in der Schweiz unregulierte öffentliche Teilangebote unterbreiten, wie gegenwärtig für Rapid Holding, Thurella, CasaInvest Rheintal, Espace Real Estate, CKW und Montana Tech. CKW und Zur Rose haben mitgeteilt, es bestünden «keinerlei Geschäftsbeziehungen» mit Taunus Capital, und warnen, Verkaufsinteressierte sollten «Vorsicht walten lassen».
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