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Schätze abseits der grossen Museen

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Einblick in die Lagerhalle von Citroën.
Einblick in die Lagerhalle von Porsche.
Einblick in die Lagerhalle von Porsche.

Der Kenner weiss sie zu schätzen, die grossen Museen vor allem der deutschen Automobilhersteller. Das grossartige Konstrukt von Porsche in Stuttgart zum Beispiel, die geschichtsträchtigen Räume von Mercedes ebenda oder die schöne BMW-Welt in München. Das sind Gesamtkunstwerke in feiner, teurer Architektur, inklusive Erlebnisgastronomie – in München wurde das «EssZimmer» sogar mit zwei Michelin-Sternen ausgezeichnet –, auf der Höhe der Zeit auch in Sachen Besucherführung.

Selbstverständlich dienen alle diese Museen der historischen Selbstdarstellung, vermitteln teilweise ein Übermass an Geschichte wie bei Mercedes oder Marketing wie bei BMW. Für den wirklich geneigten Besucher bieten sie aber oft zu wenig Tiefe. Dies in erster Linie deshalb, weil man als Interessierter an der Marke die Exponate schon alle kennt.

Einblick in die Lagerhalle von Porsche.

Ein Blick in kleine Häuser

Fast angenehmer sind da die kleineren Häuser, das erstaunlich zurückhaltende Audi-Museum in Ingolstadt zum Beispiel oder die erst kürzlich eröffnete Ausstellung von Alfa in Arese und die hübsche, gleich ins Werk integrierte Sammlung von Lamborghini in Sant’Agata. Auch Ferrari hat etwas in Maranello, genau wie Peugeot in Sochaux. All diese Adressen sind dem Publikum frei zugänglich.

Bei Citroën sieht das etwas anders aus. Die französische Marke, unterdessen auch schon 96 Jahre alt, verfügt zwar ebenfalls über so etwas wie ein Museum, doch es steht nur auf Voranmeldung und für Gruppen offen; das Sandwich muss man selbst mitbringen. Das hat verschiedene Gründe: Das Conservatoire in Aulnay-sur-Bois vor den Toren von Paris ist keine schön gestaltete Ausstellung von Preziosen, sondern einfach eine ungeheizte Lagerhalle auf einem Industriegelände. Zwar kann die Qualität der rund 400 ausgestellten Fahrzeuge problemlos etwa mit der BMW-Welt mithalten, was ihre automobilgeschichtliche Bedeutung betrifft, doch statt auf einem von Scheinwerfern angestrahlten Podium stehen die Wagen hier in Reih und Glied. Ganz eng nebeneinander, manche leider in einem bedauernswerten Zustand.

Eigentlich sollte es viele dieser alten Citroën gar nicht mehr geben. Der einstige Chef des Unternehmens, Pierre Boulanger, hatte stets verlangt, dass die Prototypen vernichtet werden, sobald das Serienfahrzeug dann auf der Strasse stand. Und ältere Modelle wollte er auch nicht um sich haben. Nur die Zukunft zählte. Es kam in der Folge zu einer besonderen Form des zivilen Ungehorsams: Die Citroën-Mitarbeiter versteckten Fahrzeuge. Manchmal so gut, wie im Fall der Vorgänger des legendären 2CV, dass es mehr als fünfzig Jahre dauerte, bis sie gefunden wurden. Erst 2001 begannen die Franzosen, ihre Geschichte aufzuarbeiten. Und erst seit vier Jahren sind überhaupt Besucher zugelassen im Conservatoire.

Einblick in die Lagerhalle von Porsche.

Einmaliges der Franzosen

Dabei ist die Sammlung einmalig. Alle Modelle aus der Citroën-Geschichte sind vertreten, oft Schenkungen von Clubs oder Sammlern. Natürlich haben die Franzosen inzwischen auch alle Studien aus ihrem Designcenter aufgereiht, auch die Rennabteilung hat ihre Fahrzeuge hier abgestellt. Doch am interessantesten sind die Einzelstücke aus der Entwicklungsabteilung, Versuche mit Wankelmotoren, Traktoren, sogar Helikoptern. Kenner könnten Tage damit verbringen, sich hier quer durch die Geschichte der Marke zu arbeiten. Dabei würde natürlich auch das Archiv helfen, das für Anfragen offensteht. Und auch eigene Bücher produziert, die für den Sammler und den Mechaniker sehr hilfreich sind.

Auch Porsche hat eine Lagerhalle. Zwar wird das Museum zu Recht als eines der besten der Szene gerühmt, doch der Platz ist dort beschränkt. Und deshalb stehen die schönsten Stücke, ähnlich wie im Conservatoire von Citroën, in Reih und Glied nebeneinander. Immerhin dürfen die 911er neben anderen 911ern ruhen, stehen die Transaxle-Modelle beieinander. Auch in diesen Räumen gibt es Traktoren und eine fast unglaubliche Menge an Fahrzeugen, die die Welt noch nie gesehen hat. Mehr darf an dieser Stelle nicht stehen – denn Porsche hat darum gebeten, sowohl den Ort der Halle wie auch die schönsten Geheimnisse zu verschweigen. Einige der spannendsten Stücke werden in einer grossen Sonderausstellung mit dem Thema «Transaxle» ab dem 27. April im offiziellen Porsche-Museum in Stuttgart-Zuffenhausen zu sehen sein.

Zwar haben die meisten Automobilhersteller erkannt, welchen Wert ihre Geschichte hat. Und doch wird das Thema stiefmütterlich behandelt; der Aufwand für die Abteilung Heritage hält sich selbst bei einer geschichtsbewussten Marke wie Mercedes in doch eher engen Grenzen. Andererseits: Weil in den vergangenen Jahren die Preise für die Oldtimer teilweise extrem gestiegen sind, horten gewisse Museen unterdessen viel, sehr viel Geld in ihren Hallen.

Einblick in die Lagerhalle von Citroën.

Millionenwerte bei Porsche

Am extremsten ist das wohl bei Porsche: Da stehen Fahrzeuge unter Tüchern nebeneinander, die mehrere Millionen Franken wert sind. Und doch hat die entsprechende Abteilung nicht die Ressourcen, dem sehr berühmten Rennwagen mit der grandiosen Le-Mans-Geschichte einen neuen Reifen zu spendieren. Würde man das gute Stück verkaufen, dann wäre der Rest der Halle auf Rosen gebettet. Andererseits kann man seine Geschichte ja nicht einfach so verscherbeln.

Bei Citroën besteht dieses Problem nicht so sehr. Zwar werden die 2CV und die DS sehr geschätzt, doch mehr als fünfstellige Preise erzielen sie nie, auch in Zukunft nicht. Das Conservatoire kann sich also gar nicht selbst finanzieren – und deshalb bleibt diese einmalige Sammlung, die unterdessen an ihre räumlichen Grenzen stösst, wohl auch in Zukunft erhalten. Zur Freude der Fans.

Einblick in die Lagerhalle von Citroën.