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Santhera hofft auf US-Fonds

Santhera schliesst die Kapitalerhöhung mit der Platzierung von 3'133'334 Aktien ab.

Das auf seltene Krankheiten spezialisierte Pharmaunternehmen Santhera hat im Zuge der angekündigten Kapitalerhöhung von den ursprünglich geplanten 5 Mio. Aktien am Ende nur gut 3,1 Mio. platzieren können. Den Bruttoerlös beziffert es in einer Mitteilung vom Freitag auf 23,5 Mio. Fr.

«Es hätte besser laufen können», gesteht CEO Thomas Meier im Gespräch mit «Finanz und Wirtschaft» ein. «Wir hatten ein schwieriges Marktumfeld, das den Biotech-Sektor besonders hart trifft.» Seit der Ankündigung der Aktienkapitalerhöhung sei ausserdem der Kurs getaucht. All das habe letztlich dazu geführt, dass Santhera mit der Aktienplatzierung nur rund halb so viel Geld habe lösen können wie erhofft.

«Das wichtigste Ziel ist aber erreicht», erklärt Meier. «Wir haben die 20 Mio. $, um die Option an der Sublizenz für Vamorolone von Idorsia zu erwerben, und wir sichern uns damit dieses vielversprechende Produkt.»

Der Santhera-CEO betont das grosse Potenzial, das auch unabhängige Experten in Vamorolone sehen. «Es könnte nicht nur bei der Behandlung von DMD, sondern in Zukunft auch für andere Entzündungskrankheiten einen Durchbruch bedeuten.»

Duchenne-Muskeldystrophie (DMD) ist die häufigste muskuläre Erbkrankheit und gehört zu den seltenen Krankheiten. Etwa eines von 5000 Kindern ist betroffen, fast ausschliesslich Jungen wegen des X-chromosomal rezessiven Erbgangs. Die meisten Patienten sterben im Jugendalter.

Aktien aktuell unter Platzierungskurs

Santhera hatte erst zu Wochenbeginn mitgeteilt, dass der Verwaltungsrat vor der ausserordentlichen Generalversammlung den Antrag zur geplanten Kapitalerhöhung angepasst hatte. So hatte der VR neu beantragt, eine Kapitalerhöhung von bis zu 5 Mio. Fr. durchzuführen.

Ursprünglich hatte Santhera eine Erhöhung um 3,5 Mio. Aktien mit einem Nennwert von 1 Fr. geplant. Mit der Erhöhung wolle man das Finanzierungsziel der Gruppe einhalten.

Mit der nun genannten Zahl liegt Santhera selbst unter den ursprünglichen Plänen. Die neuen Titel sind zu 7.50 Fr. das Stück platziert worden. Das Aktienkapital habe sich damit von gut 7,5 Mio. auf annähernd 10,7 Mio. Fr. erhöht.

An der Börse sackten die Valoren zunächst einmal mehr ab. Mit einem Verlust von gut 15% sind sie am Freitagmittag einer der grössten Verlierer im breiten Markt. Bei einem Stand von 7.25 Fr. notieren sie sogar noch unter dem Platzierungskurs. So wenig haben sie zuletzt im Sommer 2014 gekostet.

US-Fonds könnten weiteres Kapital geben

Es stellt sich nun die Frage, wie es für das Biotech-Unternehmen aus Pratteln weitergeht. Denn die flüssigen Mittel, die nötig sind, um die Entwicklung der Medikamente voranzutreiben, dürften in wenigen Monaten aufgebraucht sein.

Eine Vereinbarung mit den neuen Aktionären sieht vor, dass Santhera während mindestens neunzig Tagen keine weiteren Aktien ausgeben darf. Meier lässt durchblicken, dass er danach erneut den Kapitalmarkt anzapfen wird.

Dank dem Erwerb der Option auf Vamorolone seien grosse, auf den Gesundheitssektor spezialisierte US-Fonds auf Santhera aufmerksam geworden. Meier hofft, dass einige von ihnen den Wert von Santheras Medikamentenpipeline im fortgeschrittenen Entwicklungsstadium erkennen und dass er sie bei der nächsten Finanzierung an Bord holen kann.

Mit Idorsia, die im Rahmen der Vamorolone -Transaktion 13,3% des Aktienkapitals erhält, hat Santhera ausserdem einen neuen Ankeraktionär, der natürlich ein grosses Interesse daran hat, Vamorolone zur Marktreife zu bringen.

Idorsia, die selbst viele Wirkstoffe in der Pipeline hat, war zum Schluss gekommen, dass Santhera dazu besser in der Lage ist. Denn Santhera entwickelt mit Raxone bereits ein weiteres Mittel im DMD-Bereich.

Mögliche Führungsposition bei DMD

Wenn Vamorolone und Raxone ihre Wirksamkeit in Studien beweisen und die Zulassung erhalten, wird Santhera zur dominierenden Anbieterin bei dieser seltenen Krankheit. Pharma-Analyst Bob Pooler schätzt den potenziellen Spitzenumsatz beider Wirkstoffe allein für diese Indikation auf insgesamt 1,4 Mrd. $.

Er skizziert folgendes Szenario: Santhera wird wahrscheinlich im ersten Quartal 2019 auf der Basis robusterer Studiendaten einen erneuten EU-Zulassungsantrag für Raxone zur Behandlung von DMD einreichen. Etwa zur selben Zeit dürfte das Unternehmen auch seine Strategie für einen Zulassungsantrag in den USA darlegen. «Beides könnte das Interesse am Unternehmen wecken», schätzt Pooler. «Santhera dürfte dann weitere Aktien ausgeben.»

Pooler rechnet, dass Santhera nach der heutigen Aktienkapitalerhöhung noch rund 100 Mio. $ braucht, um die wichtigsten Produkte auf den Markt zu bringen und die Gewinnschwelle zu erreichen.

Eine Wette für risikofreudige Anleger

Für Santhera wird sehr viel davon abhängen, ob es gelingt, grössere Investoren vom Potenzial ihrer Entwicklungen zu überzeugen – und neue Mittel zu beschaffen. Seit der Gründung 2004 konnte Santhera bisher mehr als 380 Mio. Fr. einsammeln.

Dabei konnte sie auch erfahrene Investoren wie Ernesto Bertarellis Waypoint gewinnen, die vor der Aktienkapitalerhöhung 8,4% hielt. Hinter der grössten Aktionärin Idorsia steht Jean-Paul Clozel, der mit dem Verkauf von Actelion reich geworden ist.

Risikofreudige Investoren können darauf wetten, dass solche grossen, kapitalkräftigen Investoren Santhera nicht fallen lassen werden – solange die Studienresultate der Wirkstoffe positiv ausfallen.

Dabei ist zu bedenken, dass Raxone bereits für die Indikation lebersche hereditäre Optikusneuropathie (LHON) zugelassen ist und Vamorolone sich bisher als wirksam und viel verträglicher als andere Steroide gezeigt hat. Dennoch: Anleger müssen im schlimmsten Fall mit einem Totalausfall rechnen.

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