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Rüstungsindustrie kämpft gegen Sparzwang

Der Bereich Cyber Security gewinnt auf Kosten der klassischen Rüstung an Bedeutung: So voll wird die Produktionsstrasse von Lockheed Martin für den Kampfjet F-35 in Zukunft möglicherweise nicht mehr sein.

Im Netz tobt ein Krieg. Bislang haben sich vorwiegend Akademiker angeregt über den Cyberwar unterhalten. Eine Studie von Mandiant zeigt, dass die Schlacht im Netz inzwischen Realität ist. Die IT-Sicherheitsgesellschaft enttarnt eine chinesische Spezialeinheit mit dem Code-Namen «61398», die «Hunderte, vielleicht sogar Tausende» Hacker beschäftigt, so Mandiant – für Attacken gegen die westliche Welt, die Schweiz inklusive.

Cyberwar bedeutet nicht nur Gefahr  für die attackierten Unternehmen, sondern auch für traditionelle Waffenschmieden wie Lockheed Martin, Rheinmetall und BAE Systems. Vielen auf die Produktion von Rüstungsgütern spezialisierten Konzernen fehlt eine Antwort auf virtuelle Bedrohungen. Auf der anderen Seite bietet die digitale Abwehr neue Wachstumsfelder angesichts der Sparbemühungen von Verteidigungsministerien weltweit.

Schrumpfende Budgets

Zum ersten Mal seit Ende des Kalten Krieges Anfang der Neunzigerjahre stagnierten 2011 die Militärausgaben, wie jüngste Daten des schwedischen Friedensforschungsinstituts (Sipri) zeigen. Im vorvergangenen Jahr stiegen die Budgets nur um 0,3%. Sechs der zehn grössten Militäretats der Welt schrumpften. In den europäischen Krisenstaaten Griechenland, Italien und Spanien wurde laut Sipri sogar im zweistelligen Prozentbereich gespart.

In diesem Jahr könnte es für die Industrie noch härter kommen, wenn in den USA weitere Ausgabenkürzungen in Kraft treten, um die Verschuldung zu bremsen. Laut Zahlen des Sipri hatten die USA 2011 mit 711 Mrd. $ vor China (143 Mrd. $) und Russland (71,9 Mrd. $) weiter das grösste Rüstungsbudget der Welt. Ab 1. März könnten die neuen Kürzungen die ohnehin vorhandenen Sparbemühungen des US-Verteidigungsministers verschärfen.

Vor wenigen Tagen haben die Stabschefs der US-Verteidigungskräfte laut Credit Suisse in Washington vorgerechnet, welche Einschnitte sie erwarten: Die Streitkräfte gehen von Kürzungen in ihrem Budget von 17 bis 18 Mrd. $ aus, die Navy von 9 Mrd. $, die Air Force von weiteren bis zu 2 Mrd. $. Das Wertschriftenhaus Morgan Stanley sieht auch danach nur einen geringen Zuwachs: Erst 2017 soll das US-Verteidigungsbudget wieder das Niveau von diesem Jahr erreichen.

Gefahr aus Fernost

Die UBS hält in einer Analyse die Wahrscheinlichkeit, dass es zu diesem verschärften Sparszenario kommt, für grösser, als das die aktuellen Bewertungen der

Rüstungskonzerne spiegeln. Dabei haben die betroffenen Unternehmen schon jetzt auf breiter Front mit Einbussen zu kämpfen. Laut Studie des Friedensforschungsinstituts Sipri fiel der Gesamtumsatz aller Top-100-Konzerne im vorvergangenen Jahr 5% (vgl. Tabelle). Rüstungskonzerne wie Lockheed Martin, Raytheon oder Northrup Grumman haben für das erste Quartal zudem bereits schrumpfende Gewinne in Aussicht gestellt. Den Umsatz chinesischer Unternehmen erhebt Sipri wegen des fehlenden Datenmaterials derzeit nicht.

Dabei ist die Gefahr aus Fernost real: Die US-Sicherheitsberater von Mandiant haben auch Angriffe auf zwei Schweizer Gesellschaften vonseiten der Chinesen geortet, ohne allerdings die Namen der Opfer zu nennen. Für die Rüstungskonzerne könnte Cyber-Sicherheit ein Feld sein, die Einbrüche in traditionellen Bereichen auszugleichen. Die Berater von PwC gehen von jährlichen Wachstumsraten im zweistelligen Prozentbereich aus.

Allerdings experimentieren die Etablierten erst im noch jungen Feld. So steht die Abteilung Information Systems & Global Solutions, in dem Cyber Security nur ein Teilbereich ist, beim weltweit grössten Waffenanbieter Lockheed Martin für einen Umsatzanteil von 20%. Die Aktien sind derzeit kein Kauf – auch wegen der Herausforderungen beim Kampfjet F-35.

Breite Aufstellung zählt jetzt

Unter anderem mit dem britischen Rivalen BAE Systems entwickelt Lockheed die  neue Jet-Generation. BAE hat gerade Bilanz gezogen: Dank ihrer breiten Aufstellung konnten die Briten den Umsatzrückgang in den wichtigen Märkten USA und Grossbritannien kompensieren. Eine Fusion mit dem europäischen Konkurrenten Eads sei kein Thema mehr, sagte BAE-Systems-Konzernchef Ian King. Ein Kurs-Gewinn-Verhältnis von 8 für 2013 und ein Aktienrückkaufprogramm über die nächsten drei Jahre in Höhe von 1,4 Mrd. Fr. machen das Unternehmen trotz der angespannten Lage in der Branche attraktiv.

Weniger interessant erscheint Rheinmetall: Das deutsche Unternehmen unterhält über die frühere Oerlikon-Tochter Contraves Produktionsstätten in der Schweiz, hat vor kurzem allerdings Entlassungen angekündigt – begründet mit den Kürzungen in Verteidigungsbudgets.

Anleger müssen bei Zukäufen in der Rüstungsbranche Vorsicht walten lassen. Allein Konzerne, die wie BAE oder Eads auch in anderen Geschäftsfeldern Erfolge vorweisen, sind eine Überlegung wert.

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