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Zehn Charts, die Putin den Schlaf rauben

Das Haushaltsdefizit war im November mit 50 Mrd. $ so gross wie zuletzt in der Finanzkrise 2009. Daher ist nun Sparen angesagt.

Damit hatte die russische Regierung nicht gerechnet: Der Ölpreis fällt immer weiter und senkt damit die Staatseinnahmen. Der Haushalt war noch mit 40 $ je Fass geplant worden, jetzt notiert Rohöl um 30 $. Gleichzeitig leidet die gesamte Wirtschaft Russlands unter den gesunkenen Öleinnahmen.

Zehn Grafiken verdeutlichen, wie sehr sich die Lage in Russland verschlechtert hat.

1. Der Rubel

Russlands Währung notierte diese Woche gegenüber dem Dollar so tief wie noch nie. Seit Anfang Jahr hat sie sich zeitweise um 13% abgewertet. Im November 2014 hat die Zentralbank es aufgegeben, den Kurs mit dem Kauf von Rubel respektive Devisenverkäufen zu stabilisieren. Seitdem schlägt der niedrigere Ölpreis direkt auf den Wechselkurs durch.

Der schwächere Rubel macht zwar Importe teurer, bietet aber auch die Chance, die Wirtschaft umzubauen. So werden Ausfuhren wettbewerbsfähiger. Ausserdem können Unternehmen in Russland die Einfuhren durch eigene, günstigere Produkte ersetzen. Darauf setzt etwa der Fondsmanager Matthias Siller von Barings ( vgl. Interview ).

2. Das Wachstum

Die Wirtschaftsleistung Russlands schrumpft seit dem ersten Quartal des vergangenen Jahres. Nach Schätzungen ist das Bruttoinlandprodukt (BIP) 2015 um 3,8% gefallen. Während Analysten für 2016 zuerst noch ein Wachstum knapp über null angenommen hatten, rechnen sie mittlerweile mit einer Schrumpfung. Morgan Stanley erwartet einen Rückgang des Bruttoinlandprodukts um gar 2 bis 4%.

Die Russen trifft das hart: Die Reallöhne – also nach Abzug der allgemeinen Teuerung – sind im vergangenen Jahr um ein Zehntel gesunken. Noch stärker ist der private Konsum gefallen. Der Kreditversicherer Euler Hermes schätzt, dass die Zahl der Insolvenzen von russischen Unternehmen um ein Drittel zugenommen hat.

3. Die Erwartungen

Dass die Lage nicht bald besser wird, zeigt auch ein Frühindikator für die Konjunktur. Der Einkaufsmanagerindex (Purchasing Manager’s Index, PMI) für die russische Industrie notierte Ende Jahr wieder deutlich unter der Wachstumsschwelle von 50. In den zwei Monaten zuvor gab es überraschenden Optimismus. Schon seit 2013 ist die Stimmung in Russland aber schlechter als für die Weltwirtschaft.

4. Die Ölexporte

Die Wirtschaft Russlands ist allzu sehr von den Öleinnahmen abhängig. Nur langsam geht der Entwöhnungsprozess voran. In Dollar gerechnet sind die Öleinnahmen bis November 2015 mit 83 Mrd. $ so gering wie seit sechs Jahren nicht mehr. Grund ist der stark gefallene Ölpreis. Das führt zu weniger Deviseneinnahmen, was den Wechselkurs unter Druck bringt.

Gleichzeitig sorgt Russland nicht dafür, dass das Überangebot am Ölmarkt reduziert wird. Mengenmässig wird etwa so viel exportiert wie vor einem Jahr.

5. Die Aktien

Für ausländische Investoren ist der russische Aktienmarkt ein Verlustbringer. Seit Anfang 2015 hat der MSCI Russland in Dollar gerechnet fast 20% verloren. Seit dem Jahreshoch von Mai 2015 gar über 40%. In Rubel waren die Ausschläge dagegen deutlich weniger gross. Im Vergleich zu Anfang 2015 notiert der RTX 10% im Plus.

6. Die Anleihen

Zehnjährige russische Staatsanleihen in Dollar rentieren mit 5,5% gut. Doch damit haben sie noch nicht das Hoch von 2015 erreicht. Damals stieg die Rendite bis auf 6,3%. Grosse Verluste mussten Anleihengläubiger damit nicht hinnehmen. Auch für Rubelanleihen haben die Marktzinsen über die letzten Monate relativ konstant um 11% stagniert. Das hört sich zwar nach viel an, aber die Inflation betrug im Dezember über 10%. Real, also nach Abzug der Teuerung, haben die Staatsanleihen einen Wertverlust eingebracht.

Die Zentralbank versucht, mit einem hohen Leitzins die Inflation und den Wechselkurs unter Kontrolle zu behalten. Der hohe Leitzins von derzeit 11% soll die Teuerung bremsen und den Rubel stützen. Gegen die Effekte des fallenden Ölpreises hat das aber nur begrenzte Wirkung. Nachdem sich die Vize-Gouverneurin der Zentralbank, Ksenia Yudaeva, geäussert hat, dass die Inflation langsamer als erwartet zurückgehe, wird wohl auch der Leitzins in den nächsten Monaten hoch bleiben.

7. Das Kreditrisiko

Wie der stabile Marktzins für Anleihen sprechen auch Kreditausfallversicherungen auf russische Staatsanleihen dafür, dass man am Markt nicht von einer Pleite Russlands ausgeht – trotz der wirtschaftlichen Probleme. Die Prämien für die Kreditversicherungen (Credit Default Swaps, CDS) haben sich von 140 Basispunkten (100 Bp = 1 Prozentpunkt) im Jahr 2011 nun fast verdreifacht. Anfang 2015 waren sie jedoch noch deutlich höher.

Die jetzt eingepreiste Ausfallwahrscheinlichkeit entspricht etwa 12% über die nächsten fünf Jahre. Für Brasilien, Ägypten oder Pakistan werden am Markt höhere Wahrscheinlichkeiten erwartet.

9. Der Staatshaushalt

Das Haushaltsdefizit war im November mit 50 Mrd. $ so gross wie zuletzt in der Finanzkrise 2009. Daher ist nun Sparen angesagt. So hat der Finanzminister Russlands, Anton Siluanow, mitgeteilt, dass man eine pauschale Ausgabenkürzung um 10% anpeile. Ausserdem sollen Anteile von Staatskonzernen über die nächsten zwei Jahre verkauft werden. Darunter finden sich die Banken Sberbank und VTB sowie der Ölförderer Rosneft.

Falls die Staatsausgaben nicht gesenkt werden, erwartet Morgan Stanley bei einem Ölpreis von 30 $ je Fass ein Haushaltsdefizit von 7,5% des BIP in diesem Jahr. Bei einem Preis von 40 $ wäre es noch ein Defizit von 5%.

Die staatlichen Ausgabenkürzungen sowie der hohe Leitzins belasten aber die Konjunktur zusätzlich. Somit wird das Wirtschaftswachstum weder von der Fiskal- noch von der Geldpolitik unterstützt.

10. Die Reserven

Trotz des relativ grossen Defizits im Staatshaushalt haben die Anleihenmärkte Grund, nicht allzu besorgt um die Rückzahlung der Schulden zu sein. Die Schuldenquote Russlands im Vergleich zur Wirtschaftsleistung beträgt nur 18% – das ist viel weniger als in den meisten anderen Ländern. Ausserdem wurden in guten Zeiten Devisen angespart, diese Reserven betragen um die 370 Mrd. $.

Seitdem die Zentralbank Ende 2014 beschlossen hat, den Rubelkurs nicht mehr zu stützen, nehmen die Devisenreserven auch nicht mehr ab.