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Rückkehr der Risikoprämie

Im Dezember 2016 beschlossen die Organisation ölexportierender Länder (Opec) und zehn Nicht-Opec-Staaten, ihre Erdölproduktion um 1,8 Mio. Fass pro Tag (b/d) zu drosseln. Ziel der Aktion war es, die Ölmärkte ins Gleichgewicht zu bringen und die hohen Lager abzubauen.

Das Abkommen hatte anfänglich starken Gegenwind: Einerseits fanden die amerikanischen Schieferölförderer den Weg zurück in den Ölmarkt, da sie mit einem Preis von über 40 $ wieder rentabel arbeiten. Andererseits erstaunten Nigeria und Libyen die Märkte: Die zwei Länder waren wegen ihrer innenpolitischen Situation vom Opec-Abkommen dispensiert. Wider Erwarten steigerten sie diesen Sommer ihre Produktion dennoch  um mehr als 700 000 b/d.

Experten erwarteten von Beginn weg, dass das Abkommen erst längerfristig wirken würde. Dieser gedämpfte Optimismus kam nicht von ungefähr: Die drei grossen Marktbeobachter – die Internationale Energieagentur, die amerikanische Energy Information Agency sowie die Opec selbst – prognostizieren Nachfragewachstum. In ihrem jüngsten Monatsbericht schätzt die Opec dieses Wachstum auf 1,5 Mio. b/d für 2017 und 1,4 Mio. b/d für 2018. Dem stand der Lagerbestand der entwickelten Länder gegenüber, der im Januar dieses Jahres 340 Mio. Fass über dem Fünfjahresdurchschnitt erreichte.

Das Nachfragewachstum und die Aktion der Opec zeigten langsam, aber sicher Wirkung. Die erwähnten Öllager sind seit Januar um 160 Mio. Fass gesunken. Die am Abkommen beteiligten Länder erwägen nun eine zweite Verlängerung bis Ende 2018. Saudi-Arabien hat gar angekündigt, die Exporte für November um 500 000 b/d zu senken. Die Situation hat sich somit entspannt. Der Ölpreis liegt nun über 57 $ pro Fass Brent.

Es wird zwar noch Zeit brauchen, bis der Markt wirklich ins Gleichgewicht kommt, doch das Ziel rückt näher. Ein Indiz dafür ist, dass Anfang dieser Woche die «geopolitische Risikoprämie» wieder in den Märkten zu spüren war. Der Ölpreis stieg, als Präsident Trump sich weigerte, das internationale Nuklearabkommen mit dem Iran zu bestätigen. Der Vormarsch der irakischen Armee in die Ölregion um Kirkuk bewirkte einen weiteren Preisanstieg; die Märkte fürchten um kurdische Ölexporte durch die Pipeline zum türkischen Hafen Ceyhan. Falls kein Öl mehr von Kirkuk nach Ceyhan fliessen sollte, wären sofort 600 000 b/d weniger schwarzes Gold im Weltmarkt.

Sanktionen gegen den Iran hätten kurzfristig kaum Auswirkungen auf den Markt, weil Irans Exporte einfach nach Asien umgeleitet würden. Längerfristig hätten sie jedoch schon Effekte, weil der iranische Ölsektor dringend westliche Investitionen und Technologie benötigt.

Seit 2014 haben die Ölmärkte kaum auf geopolitische Risiken reagiert – das Überangebot und die Lagerhaltung liessen die Abnehmer potenzielle Lieferengpässe ignorieren. Die Rückkehr der «geopolitischen Risikoprämie» ist nun ein Indiz dafür, dass sich die Situation allmählich normalisiert.

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