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Renault Megane RS

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Friedlich, einigermassen flott rollt man einher über kurvige Landstrassen. Alles ist harmonisch, der Renault Megane RS fühlt sich gut an, agil, sauberes Einlenkverhalten, der Motor eine Freud’, durchzugsstark und mit feiner Geräuschentwicklung.

Und dann schaut man doch auch einmal auf den Tacho und sieht: Himmel, viel zu schnell. So richtig viel. Für ein Fahrzeug im Segment des Franzosen ist das ein gutes Zeichen. Gran Turismo hätte man früher gesagt, Reisen mit hoher Durchschnittsgeschwindigkeit. Und das kann der Renault gut.

Szenenwechsel: Race Track. Während es vorher auf der Strasse ein Megane RS mit dem Sport-Chassis und dem Sechsgang-Doppelkupplungsgetriebe war, steht uns nun ein Cup-Chassis mit manuellem Sechsganggetriebe und mechanischer Torsen-Sperre zur Verfügung.

Es ist dies, mit Verlaub, eine andere Welt. Das Fahrwerk des Cup ist härter, steifer ausgelegt, und schon ist da ein Go-Kart-Feeling. Das Ding macht auf der Rennstrecke in Jerez keinen Wank, da knallt man grob über die Curbs, spürt es kaum, extrem souverän hält der Wagen die Spur, auch wenn man auf der Bremse einlenkt. Unglaublich, was dies Fahrzeug an Grip aufbaut, sowohl längs wie quer, Race-Modus, also ESP off, und doch drehen die Vorderräder kaum je durch, es zieht und zieht und zieht.

Souverän oder wie ein Tier

Auf der Landstrasse vorher souverän, auf der Rennstrecke jetzt das wahre Tier. Renault wird wie üblich mindestens eine Trophy-Variante nachreichen, mehr PS (mindestens 300), mehr Drehmoment (mindestens 400 Nm).

Bislang war der Megane RS ja mehr etwas für die Jünger des ganz schweren Fusses, der Zahnarzt musste die Plomben gut verankert haben. Mit der Zweiteilung des Angebots wollen die Franzosen nun ein grösseres Publikum abholen, das Cup-Chassis soll die schweren Jungs ansprechen, vom Sport-Chassis dürften auch eilige Väter angetan sein.

Das sollte funktionieren. Von den ersten zwei Generationen wurden bislang über 53 000 Exemplare verkauft in fünfzehn Jahren, da dürfte dank der «zivileren» Variante künftig mehr drinliegen. Ganz besonders in der Schweiz, wo Fahrzeuge dieser Art ein dankbares Publikum haben.

Angetrieben wird die dritte Generation des Megane RS von einem neuen 1,8-Liter-Vierzylinder-Turbo, der auch in anderen Renault seinen Dienst tun darf, dort aber nicht 280 PS und 390 Nm maximales Drehmoment zwischen 2400 und 4800/min abdrückt; der Turbo arbeitet nach dem Twin-Scroll-Prinzip und verfügt über zwei Lufteinlasskanäle, die für besseren Durchzug aus tieferen Drehzahlen sorgen. Ein Turboloch ist eigentlich nur gerade bei Standgas spürbar.

Die Kraft wird entweder manuell oder dann per EDC über je sechs Gänge auf die Vorderräder übertragen. Die händische Bedienung bringt mehr Fahrfreude.

Nicht ganz so wild wie bei gewissen Konkurrenten sind die vom Werk angegebenen Fahrleistungen: 5,9 Sekunden für den Sprint auf 100, maximal 250 km/h mit Doppelkupplungsgetriebe, 255 km/h mit dem Handschalter. Als Durchschnittsverbrauch gibt Renault zwischen 6,9 und 7,2 Liter an. Gewicht: 1400 Kilo.

Die spannendste Frage ist wohl die nach der Vierradlenkung. Ja, man spürt sie, erlebt sie, wie schon beim normalen Megane. Auf der Landstrasse nicht so sehr, da ist der Renault einfach ein erfreuliches Gerät, spurtreu, kurvengierig.

Auf der Rennstrecke hingegen, da merkt man es in engen Bögen, da dreht sich der Wagen quasi von selbst um die Biegung. Das ist in den ersten Kurven etwas gewöhnungsbedürftig, doch man hat den Dreh schnell raus und dann in erster Linie Spass.

Alle Räder lenken mit

Es ist ja ein aufwendiges System, bei niedrigen Geschwindigkeiten lenken die Hinterräder bis zu 2,7 Grad in die Gegenrichtung der Vorderräder, bei hohen Tempi unterstützen sie die Spur, indem sie in die gleiche Richtung einlenken, wenn auch nur mit maximal einem Grad.

Ganz neu sind die Stossdämpfer mit hydraulischem Endanschlag, eine Technik aus dem Rallyesport und in ähnlicher, noch etwas elaborierterer Form auch bei Citroën Advanced Comfort zu finden, quasi ein Stossdämpfer im Stossdämpfer, der beim Sport-Chassis den Komfort erhöht und in der Cup-Version mehr Stabilität bringt.

Optisch ist der Megane RS nicht so wild wie frühere Versionen, wirkt erfreulich zurückhaltend. Klar verfügt er über die typischen Insignien, aber es gibt keine groben Spoiler oder dicken Backen, das auffälligste Anbauteil ist der Diffusor. Auch innen ist fast alles wie bei den anderen Megane, mit Ausnahme der ausgezeichneten Sitze.

Schönes Detail: die Alu-Pedale. Die Bedienung ist so ergonomisch, wie sie in einem modernen Fahrzeug sein muss. Renault geht einen Mittelweg zwischen noch vorhandenen Schaltern und Hebelchen sowie dem Bediensystem über den grossen Touchscreen.

Darauf gibt es allerhand Spielereien, es lassen sich sogar die Telemetriedaten zu Videos verarbeiten. Mit dem Head-up-Display sieht man, wie viel zu schnell man unterwegs ist. So ganz allgemein verbleibt der Megane auch als RS eines der interessantesten Fahrzeuge in der Golf-Klasse, mit einem grossem Raumangebot, wenn auch leider nicht sonderlich grossem Kofferraum mit einem Volumen von weniger als 300 Litern.

Zu haben ist der Renault Megane RS ab 37 900 Fr. mit dem manuellen Getriebe, für das EDC werden 1700 Fr. zusätzlich fällig. Die Grundausstattung ist mehr als anständig, die Aufpreisliste kurz.

Damit gehört der Franzose schon preislich zu den guten Angeboten unter den «Hot Hatches». Zählt man sein Fahrfreudevermögen dazu, steht er oben auf der Liste, vor allem mit dem Cup-Chassis. Auch abseits der Rennstrecke eine gute Wahl.