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Delegierte von Raiffeisen sprechen Machtwort

Pascal Gantenbein (links) will Verwaltungsratspräsident von Raiffeisen Schweiz werden. Patrik Gisel will Chef der Genossenschaftsbank bleiben.

Eine Delegiertenversammlung (DV) mit Knalleffekt. Die Delegierten der in Turbulenzen geratenen Raiffeisen haben am Samstag den Verwaltungsratsmitgliedern aus der Zeit von Ex-CEO Pierin Vincenz den Stuhl vor die Tür gestellt.

Rita Fuhrer, Ex-Regierungsrätin des Kantons Zürich und seit 2010 im VR, sowie Angelo Jelmini, Stadtrat von Lugano und im Gremium seit 2011, stellten sich auf Druck der Delegierten nicht mehr zur Wiederwahl. Eigentlich wollten sie erst 2019 und 2020 aus dem VR ausscheiden.

Zuvor verlangten die Delegierten an ihrer Versammlung in Lugano den Rücktritt aller VR-Mitglieder aus der Ära Vincenz spätestens auf die ausserordentliche (a.o.) DV am 10. November, sagte Kurt Sidler, Präsident der Raiffeisen Luzern und Vertreter der Regionalverbände, an der Pressekonferenz nach der DV. Die Delegierten seien laut Sidler «sehr unzufrieden» und «verärgert».

VR-Mitglied Philipp Moeschinger, der eigentlich erst 2019 aus dem Gremium ausscheiden wollte, wird sich dann an der a.o. DV nicht mehr zur Wahl stellen. Vier weitere VR-Mitglieder sind wie geplant am Samstag aus dem Gremium ausgeschieden, zwei wollen wie geplant zur a.o. DV gehen. (vgl. Liste unten)

Neue VR-Mitglieder gesucht

Am Donnerstag hatte die Finanzmarktaufsicht (Finma) die Ergebnisse ihres Verfahrens gegen Raiffeisen veröffentlicht.  Das harte Urteil: Der Raiffeisen-VR hat seinen Job nicht gemacht, Ex-Chef Pierin Vincenz habe nach eigenem Gusto schalten können und habe die Chance gehabt, auf Kosten der Bank finanziell zu profitieren.

Mit der Wahl  in den VR von Rolf Walker, Partner bei der Prüfgesellschaft EY, und Thomas Rauber, Verwaltungsratspräsident (VRP) der Raiffeisenbank Freiburg Ost, sind momentan noch sieben Mitglieder im einst elfköpfigen Gremium. Nach der a.o. DV im Herbst werden es nur noch vier sein, darum müssen bis dahin neue Kandidaten gefunden werden, sagte Interims-VRP Pascal Gantenbein. Gemäss den Bestimmungen beträgt die Mindestanzahl im VR fünf Personen.

Alles okay bei Wegelin-Übernahme

Wie im Vorfeld spekuliert, wurde an der DV das Traktandum der Décharge-Erteilung auf die a.o. DV verschoben. Mit dem Décharge-Beschluss hätten die Delegierten auf Schadenersatzansprüche gegen die Verantwortlichen der Bank verzichtet.  Schadenersatzforderungen gegenüber den alten VR-Mitgliedern seien jedoch kein Thema, sagte Gantenbein. Der Wirtschaftsprofessor an der Universität Basel, der seit 2017 im VR sitzt, kündigte zugleich für die a.o. DV seine Kandidatur als VRP von Raiffeisen Schweiz an.

Bis zur a.o. DV soll das Ergebnis der Raiffeisen-internen Untersuchung von Ex-Swiss-Life-Präsident Bruno Gehrig und der Anwaltskanzlei Homburger vorliegen, wie Gehrig selbst an der Pressekonferenz sagte.

Zurzeit untersucht Gehrig die Beteiligungen der Raiffeisen-Gruppe seit 2005 auf Unregelmässigkeiten. Bis zu achtzig Beteiligungen würden die Experten laut Gehrig anschauen, zwanzig davon würden intensiver geprüft. Bis jetzt habe die Untersuchung laut Gehrig nichts Auffälliges zutage gefördert. Bereits analysiert habe Gehrig die Übernahme der Bank Wegelin. Sein Urteil, nachdem er «über 8000 E-Mails» durchforstet hat: Es habe sich um eine «normale Übernahme» zu einem «vernünftigen Preis» gehandelt.

Nicht Teil der Gehrig-Untersuchung ist die Raiffeisen-Beteiligung Investnet , an der auch Ex-Bankchef Pierin Vincenz beteiligt ist und deretwegen er unter anderem  ins Visier der Zürcher Staatsanwaltschaft geraten ist. «Wir dürfen nicht im gleichen Teich wie die Staatsanwaltschaft fischen», sagte Gehrig. Die Unterbeteiligungen von Investnet werde man sich allerdings noch genauer anschauen.

Neues Entlohnungsmodell wird erarbeitet

Aus der nicht öffentlichen DV heraus gab es laut Regionalvertreter Sidler auch einige kritische Voten zur Lohnerhöhung des VR für 2017. Damals hat sich das Gremium das Salär um 44% auf 2,4 Mio. Fr. erhöht. Die Erhöhung rückgängig zu machen, komme nicht in Frage, machte Intermins-VRP Gantenbein klar.

Man habe allerdings eine Arbeitsgruppe eingesetzt, auch mit Vertretern der Regionalverbände, um ein neues Vergütungsmodell auszuarbeiten. Ob es dann auch vorsehe, dass die DV in Zukunft über die Entlohnung des VR abstimme, liess Gantenbein offen. Die Bank werde aber auf jeden Fall in Zukunft einen Vergütungsbericht veröffentlichen.

Die Umsetzung der Auflage der Finma, neben der Erneuerung des VR die Umwandlung von Raiffeisen Schweiz in eine Aktiengesellschaft zu prüfen, sei im Gange. Doch die Bankvertreter schienen sich nicht recht mit der Idee anfreunden zu wollen. «Sie können auch mit einer Genossenschaft eine gute Governance leben», sagte Raiffeisen-Chef Patrik Gisel. Einzig bei der Kapitalaufnahme sei die AG der Genossenschaft überlegen. Doch Raiffeisen sei eine der bestkapitalisierten Banken der Schweiz, sagte der CEO, der sich fest im Sattel wähnt. (Lesen Sie hier das Interview mit Patrik Gisel)

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