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Quid pro quo im Digitalen

«There is no free lunch» – es gibt nichts umsonst. Im Finanzleben kennt jeder diese Weisheit, auch im echten sind die meisten mit ihr vertraut. «Quid pro quo» ist schliesslich ein ökonomisches Prinzip, nach dem schon die Römer wirtschafteten. Jeder verlangt eine angemessene Gegenleistung. Und doch denken viele, diese Prinzipien griffen im Internet nicht, es gebe alles gratis im Netz: Nachrichten, Speicher für Fotos, Musik oder Dokumente, Treffpunkte für Freunde, E-Mail- oder Instant-Messaging-Dienste. Doch gezahlt wird da mit Daten, und zwar mit den eigenen, und die sind wertvoller, als viele vermuten.

Die Internetunternehmen sind geschickt auf Kundenfang gegangen: Facebook bietet alles rund um die Kommunikation mit Freunden, bei Dropbox gibt es Speicherplatz gigabyteweise, Google offeriert die eigene E-Mail-Adresse. Die Klientel im Netz greift gerne auf die Dienste zu. Kostet ja nichts. Doch damit gibt sie auch ihr Einverständnis, auf Schritt und Tritt im Netz belauscht zu werden. Denn selbstverständlich verwerten Facebook, Google & Co. alle Informationen, die Kunden bereitwillig eingeben.

Wie absurd das alles ist, zeigt eine Parallele zur Realität: Wer würde morgens zum Bäcker gehen, ihm beichten, dass der Fusspilz schlimmer geworden ist, die Ehe wohl in die Brüche geht und der Sohn seit kurzem Drogen nimmt?

Dabei könnte der Geschäftsmann diese Offenbarungen nutzen, die Brötchen gratis abgeben und den Kunden im Gegenzug mit Informationen vom Apotheker, vom Anwalt oder von der Drogenprävention versorgen – und an der Werbung verdienen, nicht am Brötchen. Grotesk? Wer aber googelt nicht nach seinen Leiden, tauscht sich per Mail  mit Bekannten auch über Intimes aus oder fragt auf Facebook um Rat in Familiendingen? Und Internetkonzerne finanzieren ihre Dienste ja auch via Werbung.

Doch Internetservices im Gegenzug für Web-Annoncen sind nur der erste Schritt. Die systematische Auswertung der Informationen, die wir alle im Netz hinterlassen, dank Big Data, geht weiter, macht uns zu gläsernen Kunden. Die cleveren Algorithmen zeichnen ein unverwechselbares Bild unseres Ich, allein anhand der freiwillig preisgegebenen Daten. Und das bald nicht nur im Netz.

Mit dem Internet der Dinge dringt das Digitale tiefer in unseren Alltag: Nestlé bewirbt die Kaffeemaschine, die sich mit dem Smartphone steuern lässt; Philips bietet Leuchten mit Internetanschluss; Autohersteller wie BMW, Tesla oder Mercedes sowie die Tech-Konzerne Google und Apple arbeiten am vernetzten Wagen, der mit Sensoren beladen ist. Und wenn etwas erst mal mit dem Netz verbunden ist, werden Daten, die anfallen, auch gespeichert – und ausgewertet.

Jeder muss sich bewusst sein über die Währung, mit der er im Netz und bald auch im digitalen Alltag zahlt: mit seinen Daten. Und jeder muss abwägen, ob nicht das kostenpflichtige, aber datensparsame Angebot das bessere ist. Tut er das nicht, muss er damit leben, vor Fremden virtuell die Hosen runterzulassen.