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PostFinance will mehr, als sie kann

Der Bundesrat stellt die Weichen, dass PostFinance auch Hypotheken vertreiben darf.

PostFinance (PF) rentiert immer weniger und will deshalb ins Hypothekargeschäft einsteigen. Das will der Bundesrat dem Staatsbetrieb künftig erlauben. Doch der Einstieg ins Hypogeschäft löst die Probleme der PostFinance nicht. Sie müssen vorher angepackt werden.

Die Platzhirsche haben keine Freude an den Plänen des Bundesrats, PostFinance als weiteren Wettbewerber im bereits hart umkämpften Markt der Immobilienkredite zuzulassen. Zwar wird Gelassenheit betont. Christian Leugger, der Sprecher des Verbands der Schweizer Kantonalbanken, betont: «Aufgrund der guten Verankerung und der starken lokalen Marktpositionen der Kantonalbanken sehen wir keine unmittelbare Gefahr für die Kantonalbanken.»

Doch PostFinance ist ein Koloss und als Marke mindestens so gut wie die Kantonalbanken. Mit rund 3800 Mitarbeitern betreut sie rund 3 Mio. Kunden. Damit ist sie doppelt so gross wie die Berner und die St. Galler KB zusammen. Schon heute ist das Hypowachstum bescheiden. Im ersten Halbjahr betrug es bei der Zürcher Kantonalbank 1,5%, bei der Migrosbank 2% und bei Raiffeisen +2,1%. Wachstum ist allerdings nötig, um trotz Margenschwund den Ertrag zu steigern.

Angst vor Preiskampf

Kein Wunder warnt der KB-Verband vor einem Preiskampf, wie er bereits mit dem verstärkten Eintritt der Versicherer spürbar geworden ist. Um Marktanteile zu gewinnen (und weil die Fristenkongruenz für sie kein Problem darstellt), offerieren sie attraktivere Konditionen. Der Markteintritt der PostFinance könnte im derzeit stabilen Hypothekarmarkt eine negative Dynamik mit entsprechenden Risiken auslösen. «Risiken, vor denen der Bund an anderer Stelle explizit warnt», sagt Leugger. Dass das Parlament der Änderung des Postgesetzes zustimmen und PostFinance das Kreditgeschäft erlauben wird, ist angesichts des Widerstands aus den Kantonen keineswegs gesichert.

Doch das ist nicht das grösste Problem der PostFinance. Ihr Problem ist die Tatsache, dass die Eigenkapitalrendite im ersten Halbjahr auf 4% eingebrochen ist, Tendenz sinkend. Gemäss den Halbjahreszahlen ist der Semestergewinn über 70% von 312 auf 82 Mio. Fr. geschrumpft. Die Schwäche ist auch der Schweizerischen Nationalbank (SNB) in ihrem Bericht zur Finanzstabilität 2018 aufgefallen. Der Return on Assets, also der Jahresgewinn geteilt durch die Gesamtaktiven, sank bei PostFinance von 0,26% im Jahr 2016 auf 0,11% im vergangenen Jahr und lag damit schon damals weit unter dem Durchschnitt der Inlandbanken. Gleichzeitig tut sich eine Kapitallücke auf. Laut Departement für Umwelt, Verkehr, Energie und Kommunikation werden bei PF bis 2026 zusätzliche 2,2 Mrd. Fr. an Kapital benötigt. Es soll durch Einbehalten von Gewinn, ergänzende Kapitalleistungen der Post sowie durch die Öffnung des Aktionariats aufgebaut werden.

Kumuliert man den Halbjahresgewinn  von 82 Mio. Fr. bis 2026, ergibt das knapp 1,5 Mrd. Fr. Das ist grosszügig gerechnet, denn PostFinance geht von rückläufigem Gewinn aus. Die Kapitalanforderungen können also nicht aus eigener Kraft erfüllt werden, bestätigt PostFinance-Sprecher Johannes Möri. Daran ändern auch Goodwillabschreibungen nichts, die die bankengesetzlich anrechenbaren Eigenmittel in den nächsten fünf Jahren jährlich 200 Mio. Fr. verbessern. PostFinance ist auf die Post oder externe Investoren angewiesen, um nur schon das bestehende Geschäft aufrechtzuerhalten.

Hohe Kapitalhürden

Will PF Hypokredite anbieten, ist der Kapitalbedarf noch grösser. Die Post als Konzernmutter wird wohl Fremdkapital aufnehmen müssen. Für ihre ausstehenden Anleihen zahlt sie bei einer durchschnittlichen Restlaufzeit von sieben Jahren 0,83% Zins. Die Zinsmarge beträgt im Schnitt der inlandorientierten Banken heute nur noch 1,2%. Die Kombination von hohen Fremdkapitalkosten und tiefen Zinsmargen macht einen Einstieg ins Hypothekargeschäft zusätzlich schwierig.

PostFinance-CEO Hansruedi Köng strebt im Hypogeschäft einen tiefen einstelligen Marktanteil an. Bei einem Gesamtmarkt von 1000 Mrd. Fr. dürften das rund 40 Mrd. Fr. sein. Dies wird allerdings erst über einen Zeitraum von mehreren Jahren aufgebaut werden.

Nimmt man an, dass das Hypothekenportfolio über fünf Jahre aufgebaut würde, müsste PostFinance jährlich 8 Mrd. Fr. an Hypotheken an Land ziehen. Verdient sie darauf eine Zinsmarge von 1,2%, fallen pro Jahr 96 Mio. Fr. an zusätzlichem Ertrag an. Netto ist es weniger, da die für die Hypotheken verwendeten Gelder nicht mehr in Anleihen investiert werden können. Vernachlässigt sind zudem Investitionen, die nötig sind, um ins Kreditgeschäft überhaupt erst einzusteigen. Um für Investoren attraktiv zu werden, sind wohl weitere Massnahmen nötig.

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