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Polyphor will an die Schweizer Börse

Polyphor ist ein klassisches Biotech-Unternehmen, das bislang keine Produkte auf dem Markt hat und deshalb regelmässig auf frische Mittel angewiesen ist.

Polyphor will an die Schweizer Börse. Die Biotech-Gesellschaft hat heute Montagmorgen die Absicht eines Börsengangs mitgeteilt. Rund 100 bis 150 Mio. Fr. sollen mit dem IPO gelöst werden. Bis Ende des zweiten Quartals soll die Kotierung stattgefunden haben.

Polyphor ist ein klassisches Biotech-Unternehmen, das bislang keine Produkte auf dem Markt hat und deshalb regelmässig auf frische Mittel angewiesen ist. Im April 2017 erhielt sie von privaten Investoren rund 40 Mio. Fr. Zu den Kapitalgebern zählten gemäss Unternehmensangaben damals auch der ehemalige Actelion-Grossaktionär Rudolf Maag und Bachem-Gründer Peter Grogg.

Mit dem Geld werden die zulassungsrelevanten Studien (Phase III) in Europa und den USA für das Antibiotikum Murepavadin bei Spitalinfektionen vorangetrieben. Das Präparat ist eines von drei Produkten der Pipeline. Doch die Mittel reichen nicht. Studien der Phase III kosten selbst bei schlankem Design in der Regel um die 100 Mio. Fr. In diesem Rahmen liegen auch die Kosten, die Polyphor für die Murepavadin-Studie aufbringen muss.

Biotech-Gesellschaften wie Polyphor können diese Mittel meist nur durch eine Kapitalerhöhung oder durch die Auslizenzierung des Medikaments an einen Pharmakonzern beschaffen. Fremdkapitalgeber lassen wegen der hohen Entwicklungsrisiken in der Regel die Finger von Biotech. Gemäss Analysen der US-Universität Tufts liegt die Misserfolgsrate in der Phase III im Schnitt bei ungefähr 40%.

Rendite gegen Risiko

Auf Anleger in Polyphor warten somit unsichere Zeiten. Bei Entwicklungserfolg von Murepavadin lockt dafür aber auch eine überdurchschnittliche Rendite. Bei dem Antibiotikum handelt es sich gemäss dem Unternehmen um ein Präparat, das spezifisch gegen das gram-negative Bakterium Pseudomonas Aeruginosa wirkt. Die Resistenzbildung ist so deutlich geringer. Die Ärzte müssen die Vergabe daher weniger scheuen. Die Hoffnung beruht deshalb darauf, dass die Praktiker direkt Murepavadin verwenden statt vorsichtshalber erst einmal die bewährten Mittel.

Pseudomonas Aeruginosa gilt weltweit als einer der gefährlichsten Erreger. Rund 250’000 aller Infektionen in Krankenhäusern der USA und der EU entfallen darauf. Viele Stämme sind resistent gegen herkömmliche Antibiotika. Die Sterblichkeitsrate bei Spitalpatienten mit Lungenentzündung beträgt bis zu 40%. Dementsprechend gross ist der Bedarf nach neuen Präparaten, und dementsprechend gross ist potenziell auch die Marktmacht der Hersteller bei den Preisverhandlungen. Polyphor ist mit einem Präparat in der Phase III bislang allein auf weiter Flur.

Murepavadin entstammt der Wirkstoffklasse Protein-Epitop-Mimetika (PEM), in der Polyphor Spezialistin ist und wo sie auch Auftragsforschung für andere Unternehmen macht. Mit PEM kann potenziell auch Krebs bekämpft werden. In ersten Tests konnte Polyphor nachweisen, dass ihr zweites Medikament, Balixafortide, in Kombination mit der Chemotherapie Eribulin des japanischen Pharmakonzerns Eisai Wirkung bei Brustkrebs zeigt. Eine zulassungsrelevante US-Studie soll dies nun untermauern. Vorbereitungen dazu sind am Laufen.

Sowohl bei Murepavadin als auch bei Balixafortide müssen Anleger jedoch langfristig denken. In der Regel dauern Studien der Phase III bis zum Zulassungsantrag eineinhalb bis zwei Jahre. Je nach Priorität dauert die Überprüfung des Antrags weitere sechs bis zwölf Monate. Mit Ertrag aus den beiden Produkten ist damit wohl nicht vor 2021 zu rechnen.

Begrenzte Kapazitäten

Polyphor verfügt zusätzlich zu Murepavadin und Balixafortide noch über ein drittes PEM-Präparat (POL6014). Es wurde jedoch Mitte Februar wegen beschränkter Kapazitäten an Santhera auslizenziert. Der Wirkstoff gegen zystische Fibrose wird fortan vom Liestaler Biotech-Unternehmen weiterentwickelt und bei Zulassung vermarktet. Im Gegenzug erhält Polyphor Aktien von Santhera, Meilensteinzahlungen und Lizenzgebühren.

CEO Di Nepi gab damit zwangsläufig sogar ein Medikament aus seiner ehemaligen Kerndisziplin aus der Hand. Der 63-Jährige arbeitete vor seiner Zeit bei Polyphor als Europachef bei InterMune. Das auf zystische Fibrose spezialisierte US-Unternehmen wurde 2014 von Roche für 8,3 Mrd. $ übernommen. Polyphor dagegen ging einst den umgekehrten Weg: Die Gesellschaft entstand 1996 durch einen Spin-off aus dem Basler Pharmakonzern.

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