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Philipp Rösler: Ein Mann macht einen Spagat

Rösler ist nun Vorsitzender einer der am besten dotierten Stiftungen weltweit.

«Meine aktive Zeit als Politiker ist beendet», sagte Ende 2013 der damals scheidende deutsche Wirtschaftsminister und Vizekanzler Philipp Rösler. Ganz verabschiedet hat er sich allerdings nicht vom Politikbetrieb. Das nicht nur, weil er kurz nach dieser Aussage beim Weltwirtschaftsforum einstieg, wo er als Vorstandsmitglied für Regierungsbeziehungen verantwortlich war, sondern vor allem auch, weil er seit Ende letzten Jahres den Vorsitz der Hainan Cihang Charity Foundation übernommen hat. Die gemeinnützige Stiftung ist mit 29,5% grösster Anteilseigner des chinesischen Mischkonzerns HNA Group.

Die stark auf das Luftfahrtgeschäft ausgerichtete Gesellschaft sorgte in den vergangenen Jahren durch einen kontroversen Expansionskurs für Schlagzeilen. HNA ist mittlerweile der grösste Einzelaktionär der Deutschen Bank, Eigentümer von gleich drei ehemaligen Töchtern der 2001 untergegangenen Swissair oder auch des Singapurer Logistikunternehmens CWT.

Der ehemalige Bundesvorsitzende der Freien Demokratischen Partei ist nun nicht nur Vorsitzender einer der am besten dotierten Stiftungen weltweit, gemäss Zahlen von Mitte 2017 mit einem Vermögen von 30 Mrd. $, sondern er leitet auch das Aushängeschild eines der meist kontroversen chinesischen Unternehmen. Kontrovers ist nicht nur das Engagement von HNA in den USA, wo die von Rösler geführte Stiftung ihren offiziellen Sitz hat.

Anders als im Fall der Schweiz oder auch Singapurs sind die Akquisitionspläne von HNA und anderer chinesischer Unternehmen in den USA auf starken Widerstand gestossen. In der Schweiz hat aber die Übernahmekommission HNA im Zusammenhang mit der Übernahme des Airline-Caterers Gategroup wegen falscher Angaben über die eigenen Besitzverhältnisse gebüsst. Dabei zeigte sich, dass ein gewisser Jun Guan, der 30% an HNA hielt, lediglich ein Strohmann war. Diese Beteiligung ist später in die Cihang Foundation eingeflossen.

Rösler, der zeitweise als Nachfolger des WEF-Chefs Schwab gehandelt wurde, macht in seinem neuen Job einen Spagat. Trotz seiner liberalen Gesinnung ist er nun mit einem Konzern verbunden, welcher der Kommunistischen Partei Chinas nahesteht. Der Kontrast passt zum Lebensweg des Vierundvierzigjährigen. Er verbrachte den Anfang seines Lebens in einem südvietnamesischen Waisenhaus. Im Alter von neun Monaten wurde er von der deutschen Offiziersfamilie Rösler adoptiert. Nach Absolvierung einer militärischen Grundausbildung studierte er Medizin, doch zog es ihn schon bald in die Politik.

Röslers Lebenslauf zeugt von einer bemerkenswerten Anpassungsfähigkeit. Diese Qualität wird er beim neuesten Karriereschritt benötigen. Denn bis jetzt bleibt unklar, welche Rolle die Cihang-Stiftung spielen wird und wer sie schlussendlich kontrolliert. In einer Mitteilung heisst es, sie werde in den nächsten fünf Jahren 200 Mio. $ an gemeinnützige Initiativen ausschütten.

Es ist unbekannt, ob die Stiftung als grösster Anteilseigner der Hainan Group Einfluss auf deren Tätigkeit nehmen wird. Rösler selbst will sich ganz klar auf die humanitäre Aufgabe der Stiftung konzentrieren.

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