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Opake Börsen

Chinas Finanzmarkt gleicht einem undichten Kübel. So lässt es zumindest der Aktivismus der Regierung erscheinen. Es vergeht kein Tag, ohne dass die verunsicherten Investoren von der Obrigkeit mit Verweis auf die soliden Fundamente zur Besonnenheit aufgerufen werden. Peking versucht, die seit Jahresbeginn anhaltende Abwärtsfahrt der Aktienkurse mit immer neuen Massnahmen zu stoppen.

Nachdem Ende Oktober die Börsen Shanghai und Shenzhen vier Tage hintereinander deutlich im Minus aus dem Handel gingen, wurde angekündigt, dass Unternehmen unter anderem vereinfacht eigene Aktien zurückkaufen können. Wagniskapitalgesellschaften und Brokerhäusern ist es neu erlaubt, auch in finanziell angeschlagene Unternehmen zu investieren.

Vor allem aber hat die Regierung ihr lange aggressiv vorangetriebenes Schuldenabbauprogramm auf die Seite gelegt. Sie stützt nun das Wachstum, mit der Ankündigung immer weiterer geld- und fiskalpolitischer Massnahmen. Trotz all dem schloss der Shanghai Composite Index am Freitag 22% unter den Stand von Anfang Jahr.

Es gibt viele gute Gründe, warum die Talfahrt weitergeht: der Handelskrieg, das langsamere Gewinnwachstum, der schwache Yuan. Am meisten dürfte aber ins Gewicht fallen, dass den Investoren angesichts der fehlenden Transparenz das Vertrauen in den Markt abhandengekommen ist.

Die Zeit um den Börsencrash 2015 hat das mehr als deutlich gemacht. Davor forderte die Regierung ihre Bürger förmlich dazu auf, Aktien zu erwerben. Durch steigende Kurse sollte die Kaufkraft von Investoren gesteigert und damit das Wirtschaftswachstum angefeuert werden. Prompt stieg die Börse in zwölf Monaten um 100% in stratosphärische Höhen. Mitte 2015 folgte das böse Erwachen. Das alles enthielt gewaltigen politischen Zündstoff.

Umso aggressiver hat die Regierung in das Börsengeschehen eingegriffen, indem sie institutionellen Investoren den Verkauf von Aktien untersagte oder den Handel von Tausenden von Titeln monatelang suspendierte. Seither malen die staatlich zensurierten Medien ein rosarotes Bild der Lage. Doch die Lage hat sich nur zeitweise stabilisiert.

An den Börsen Chinas stochern die Investoren – viel mehr noch als anderswo – im dichten Nebel. Das ist offenbar ein klares Verkaufssignal.