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Oldtimer sind begehrte Investitionsobjekte

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Ferrari 365 GTC/4 Spider Conversion
Alfa Romeo 6C 1750 GS Spider Zagato, Jg. 1930: Der Renn- und Reisetourenwagen der Vorkriegszeit mit 85 PS.
Alfa Romeo 6C 1750 GS Spider Zagato

Oldtimer gelten seit jeher als solide Wertanlage, nicht zuletzt, weil sie wertstabiler sind als andere, herkömmliche Anlagen. In Deutschland gibt es rund 7 Mio. Classic Cars. Diese Bezeichnung steht für Autos, die zwischen 15 und 29 Jahre (sog. Youngtimer) sowie 30 Jahre und älter (sog. Oldtimer) sind. Der geschätzte Umsatz, der mit diesen Preziosen für Unterhalt, Wartung, Reparaturen und Versicherungen generiert wird, liegt in unserem nördlichen Nachbarland bei rund 15 Mrd. €.

Hierzulande dürfte bei einem geschätzten Bestand von ca. 750 000 klassischen Automobilen der entsprechende Umsatz nahe bei 2 Mrd. Fr. liegen. Das Geschäft mit den automobilen Bijous ist lukrativ, denn mit dem Erwerb eines Oldtimers ist es nicht getan. Aufwendige Reparaturen und Wartungsarbeiten, eine «geschützte» Unterbringung des Fahrzeugs und die Versicherung schlagen ebenso zu Buche wie die Teilnahme an Rallyes und Ausfahrten oder der Kauf von adäquater Kleidung und zeitgenössischem Zubehör.

Jaguar E-Type S1 Coupé

Wachsende Wahrnehmung

Um ein Vielfaches höher als der mit Classic Cars erzielte Umsatz ist ihr Wert als Anlage oder potenzielles Verkaufsobjekt. Verlässliche Zahlen hierzu lassen sich allerdings nicht eruieren, auch weil der Handel mit solchen Objekten naturgemäss limitiert ist. Oft werden klassische Automobile nicht veräussert, weil der immaterielle, emotionale Wert für den Eigentümer über dem materiellen steht.

Eine deutsche Studie belegt aber, dass der Bestand an solchen Liebhaberfahrzeugen in den letzten fünf Jahren um 8% gewachsen ist. Dies ist ein Indiz für ihre Attraktivität als Anlageobjekt. Abgesehen davon, dass Oldtimer oft eine Herzensangelegenheit sind, entfalten sie in unsicheren wirtschaftlichen Zeiten eine Aura von Beständigkeit. In der Regel gilt: Echte Klassiker sind rar und teuer, wogegen die sogenannten Youngtimer oft aus grossen Produktionsserien stammen und daher noch lange nicht selten und damit begehrter werden. Doch das Geschäft mit den klassischen Autos wird durch die Finanzmärkte befeuert: In einer Niedrigzinsphase, wie wir sie schon seit Jahren erleben, werden die Oldtimer als Sachanlage mit Wertsteigerungspotenzial interessant. Viele Autohersteller sind sich dessen bewusst und haben graduell das Geschäft mit der Traditionspflege – Fertigung von Ersatzteilen für historische Fahrzeuge, Errichtung von spezialisierten Werkstätten usw. – zusätzlich ausgebaut.

Kostbarkeiten auf Rädern sind rar, und die Zahl der Kaufinteressenten steigt. Auffällig ist der Trend im Nahen Osten und vor allem im asiatischen Raum. Mittlerweile können sich heute vermögende Menschen solche Automobile leisten. Millionäre aus dem Reich der Mitte lagern ihre Objekte oft in der Schweiz ein und horten sie als Anlage. Gut erhaltene, hochwertige Fahrzeuge mit klar dokumentierter Historie – das ist entscheidend für die Echtheit und den Preis – erzielen seit Jahren steigende Preise. In den letzten sechs Jahren ist der Index für hochwertige Oldtimer 200% gestiegen.

Ein Beispiel aus London illustriert dies eindrücklich: Am 26. Oktober 2011 ersteigerte sich ein Enthusiast für 2,6 Mio. € einen Ferrari 250 GT LWB Tour de France aus dem Jahr 1958. Das elegante, leichtgewichtige Coupé um den zwölfzylindrigen Rennmotor zeichnete sich in Langstreckenrennen wie der Tour de France besonders aus. 1998 wurde dieses «Vollblut» aus Modena noch für rund 0,5 Mio. € gehandelt, 2008 bereits für 1,7 Mio. Sein Wert ist in knapp dreizehn Jahren um 420% gestiegen – kaum eine Aktie war in derselben Zeitspanne erfolgreicher. Der Run auf solche Wagen hat sehr interessante Dimensionen angenommen und ist mittlerweile weltumspannend – auf Internetbörsen wie an Auktionen auf fast allen Kontinenten.

Ferrari 365 GTC/4 Spider Conversion

Luzerner wittert Potenzial

Bislang hat das Luzerner Auktionshaus Fischer in seiner 109-jährigen Geschichte vorab mit Kunst gehandelt. Das Traditionshaus, von Kuno Fischer (43) in dritter Generation geführt, wagt nun den Einstieg in den Handel mit klassischen Autos. Ein Höhepunkt der diesjährigen Oldtimer-Messe Swiss Classic Car in Luzern (siehe Kasten) ist die Classic-Car-Auktion. Bei dieser Versteigerung werden insgesamt 23 Exponate, darunter einige seltene Objekte, zu bewundern bzw. zu erwerben sein – beispielsweise ein Alfa Romeo 6C 1750 GS Spider Zagato, Jg. 1930, mit einem erhofften Auktionspotenzial von gegen 1,8 Mio. Fr.

Kuno Fischer hat in den letzten Monaten viel Zeit in eine würdige Sammlung investiert: «Wir haben in unserem Umfeld früh kommuniziert, dass wir zum ersten Mal eine Oldtimer-Auktion organisieren werden. Viele Kunden schätzen es, dass ihre Klassiker in der Schweiz auktioniert werden.» Er bezeichnet es als Vorteil, dass sein Unternehmen seit über hundert Jahren erfolgreich und zuverlässig mit Kunstauktionen unterwegs sei: «Ähnlich wie bei Kunstobjekten dokumentieren wir die Oldtimer transparent, katalogisieren auf hohem Niveau und streuen die Angebote weltweit.» Ziel sei, eine Basis zu schaffen, die sowohl Käufer wie Verkäufer überzeugt. Die aktuelle Marktlage schätzt Fischer positiv ein: «Zurzeit sind die internationale Nachfrage und das Preisniveau auf einer Höhe, die den Zeitpunkt für Verkäufe günstig erscheinen lässt.»

Der Handel mit historischen Automobilen verlangt sehr wohl ähnliche Kompetenzen wie der Kunstmarkt, wo die Gründlichkeit und Echtheit der Informationen und deren Verfolgbarkeit bzw. Überprüfbarkeit entscheidend sind. So betrachtet, bewegt sich Kuno Fischer mit seinem Auktionshaus auf vertrautem Boden.