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Nur ein halber Ausstieg aus Öl und Gas

Eine Ölplattform im Fjord bei Leirvik, Norwegen. Der norwegische Staatsfonds wird hauptsächlich aus Einnahmen aus der Öl- und Gasförderung aus der Nordsee gespeist.

Norwegens Staatsfonds soll nun nicht ganz, aber doch teilweise aus Investitionen in Öl- und Gasunternehmen aussteigen. Nicht mehr anlegen soll er in 134 Gesellschaften, die nach Öl und Gas explorieren und es fördern. Dazu gehören etwa Anadarko Petroleum und Chesapeake Energy in den USA oder Tullow Oil in Grossbritannien. Investitionen in grosse, integrierte Konzerne wie ExxonMobil oder Royal Dutch Shell, die Öl und Gas auch verarbeiten und vermarkten, sollen dagegen weiterhin möglich sein. Das empfiehlt die norwegische Regierung dem Parlament, das in dieser Sache das letzte Wort hat.

Der Staatsfonds wird hauptsächlich aus Einnahmen aus der Öl- und Gasförderung aus dem norwegischen Teil der Nordsee gespeist. Mit rund 1000 Mrd. $ Vermögen ist er einer der weltweit bedeutendsten Investoren. In der  Schweiz gehört er nach BlackRock, Capital Group  und Vanguard zu den grössten Anteilseignern. Per Ende 2018 hielt der norwegische Staatsfonds in der Schweiz Aktien im Wert von 28,3 Mrd. $ von 130 Unternehmen. Bei fast allen Blue Chips kommt er auf Anteile zwischen 2 und 2,5%, bei vielen mittelgrossen auf mehr als 3%.

Für rund 8 Mrd. $ hält der Staatsfonds Aktien von Öl- und Gasexplorations- und -produktionsunternehmen, die vom Ausstieg betroffen wären, wenn das norwegische Parlament der Empfehlung der Regierung folgte. Weit mehr hält er an grossen, integrierten Gesellschaften, nämlich 323 Mrd. nKr. (37 Mrd. $). Obwohl sie vom Investitionsbann nicht betroffen wären, gaben ihre Aktien am Freitag nach, wie etwa Shell und BP.  Der Staatsfonds hält an diesen europäischen Öl- und Gasmultis einen Anteil von mehr als 2%.

Der Fonds hatte vor achtzehn Monaten eine Debatte ausgelöst, als er bekanntgab, er beabsichtige, aus rein finanziellen Überlegungen – nicht aus Umwelt- und Klimaschutzgründen – aus Öl- und Gasinvestitionen auszusteigen. Er argumentierte, er könne damit das Exposure zu den Öl- und Gaspreisen reduzieren, ohne die Rendite zu gefährden. Dem Staatsfonds ist es schon untersagt, sich in grosse Kohleproduzenten oder -konsumenten zu engagieren.

Finanzministerin Siv Jensen, die die Empfehlung der Regierung bekanntgab, sagte am Freitag, dies habe keinen Einfluss auf Norwegens Öl- und Gaspolitik und gebe auch nicht eine bestimmte Sicht auf die Preise im Sektor oder die Nachhaltigkeit der Branche wieder. Gefragt, weshalb grosse, integrierte Gesellschaften vom Investitionsbann ausgenommen sein sollen, antwortete Jensen, dies seien diejenigen Unternehmen im Öl- und Gassektor, die in Zukunft wahrscheinlich die grössten Investitionen in die erneuerbaren Energien machen würden. Daran solle der Staatsfonds teilhaben können.