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Nordkorea wandelt sich

Das Strassenbild in Pjöngjang hat sich dank der schrittweisen Öffnung verändert.

Am Dienstag treffen sich US-Präsident Donald Trump und der nordkoreanische Diktator Kim Jong-un in Singapur. Der Ausgang der Gespräche bleibt offen. Fest steht jedoch, dass sich Nordkoreas Wirtschaftslage in den letzten Jahren dank einer schrittweisen Abkehr von der lähmenden Planwirtschaft verbessert hat.

Das ist auch die Einschätzung von Park En-na, der südkoreanischen Botschafterin für Öffentlichkeitsarbeit: «Kim hat viele neue Elemente in die Wirtschaft eingeführt. Bis zu einem gewissen Grad gab es auch Privatisierungen.»

Das steht im Kontrast zu den Jahren vor der Machtübernahme Kims 2011, als Nordkorea wiederholt von Hyperinflation und Hungersnöten heimgesucht wurde. Landwirte können mittlerweile in begrenztem Umfang Lebensmittel zur freien Verfügung produzieren.

Auch können Unternehmen für eine ganze Reihe von Gütern die Preise selbständig festlegen. Dem Modell der chinesischen Wirtschaftsreformen folgend wurden ab 2013 auch wirtschaftliche Sonderzonen errichtet.

Indikatoren stimmen positiv

Die verbesserte konjunkturelle Lage äussert sich nach Meinung des US-Ökonomen Steve Hanke daran, dass der Wechselkurs des nordkoreanischen Wons gegenüber dem Dollar auf dem Schwarzmarkt ebenso wie der auf dem freien Markt angebotene Reis preislich weitgehend stabil geblieben sind.

Zwar gibt es keine genauen Wirtschaftsdaten, doch ist das Bruttoinlandprodukt des Landes nach Schätzung der südkoreanischen Notenbank in den vergangenen sechs Jahren im Durchschnitt 1,2% expandiert. Gemäss der Bank of Korea sind die Exporte in diesem Zeitraum jährlich zwischen 4 und 5% und die Importe 3 bis 5% gewachsen.

All das wird auch im Strassenbild der Hauptstadt Pjöngjang sichtbar, wo anders als noch vor wenigen Jahren Privatautos keine Seltenheit mehr sind und eine wachsende Mittelschicht deutlich modischer gekleidet ist und mit einem Handy rumläuft.

Das heisst nicht, dass Nordkorea die von der Staatengemeinschaft auferlegten Wirtschaftssanktionen nicht zu spüren bekommen hat – insbesondere, seit sie im Vorjahr als Strafe für die Nukleartests markant verschärft worden sind. Die Ausfuhren nach China, dem mit einem Anteil von über 90% grössten Auslandmarkt Nordkoreas, sind nach Angaben der Vereinten Nationen im Vorjahr 10,5% zurückgegangen. Auch sind gemäss der Weltbank 2016 ausländische Direktinvestitionen im Wert von nur gerade 93 Mio. $ ins Land geflossen.

Die wirtschaftliche Lage könnte sich dramatisch verschlechtern, falls der Kim-Trump-Gipfel in einen Misserfolg mündet, was einen militärischen Schlag der USA gegen Nordkorea nach sich ziehen könnte. Andererseits dürfte ein Durchbruch in den Verhandlungen die Aufhebung der Wirtschaftssanktionen nach sich ziehen, was grosses Wachstumspotenzial freisetzen würde.

Norden reich an Ressourcen

Zwar steht eine Wiedervereinigung der zwei Koreas auch im besten Fall noch in weiter Ferne. Doch der südkoreanische Präsident Moon Jae-in hat dem Norden ein massives wirtschaftliches Hilfsprogramm in Aussicht gestellt. Auch plant China, seine «neue Seidenstrasse» nach Nordkorea zu verlängern. Damit könnte die veraltete Infrastruktur in grossem Stil modernisiert und ausgebaut werden.

Dafür gibt es auch erhebliche materielle Anreize. Denn Nordkorea ist anders als der Süden äusserst rohstoffreich. Nach Schätzung des in Seoul angesiedelten North Korea Resources Institute ruhen Bodenschätze im Wert von 6 Bio. $ im Erdreich des lange von der Aussenwelt abgeschotteten Landes. Entscheidend dürfte auch sein, dass südkoreanische Mischkonzerne wie Samsung, Lotte oder Hyundai bereits seit langem die Expansion in den Norden planen.

Sie sind dabei nicht in erster Linie an den 23 Mio. nordkoreanischen Konsumenten interessiert, sondern an den günstigen Arbeitskräften. Nach Meinung des legendären Anlagegurus Jim Rogers steht Nordkorea dank seiner Nähe zum chinesischen Markt, dem riesigen Nachholbedarf in Sachen Infrastruktur und dank seiner fleissigen Bevölkerung vor einem enormen Investmentboom. Dafür scheint jetzt nur noch der aussenpolitische Durchbruch zu fehlen.