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Nullzinsen trotz Boom

Trotz Wirtschaftsaufschwung keine Zinserhöhung: Bank für Internationalen Zahlungsausgleich in Basel. (Foto: Keystone/Martin Ruetschi)

Vor einem Jahr waren die Erwartungen klar: 2017 werden die Zinsen auf breiter Front steigen. Die neuste Publikation der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) stellt klar, dass diese Erwartungen falsch waren ( Quelle ).

Der Grund für den Irrtum ist, dass der Inflationsdruck trotz Wirtschaftsaufschwung kaum zugenommen hat. Die BIZ stellt fest, dass in Japan der Arbeitsmarkt zurzeit angespannter ist als während des grossen Booms der 1980er-Jahre. Trotzdem sind die Löhne kaum gestiegen, und die Inflationsrate ist sogar etwas gesunken.

Hier sind die BIZ-Grafiken, die den Widerspruch zwischen Zinserwartungen und Wirtschaftslage auf den Punkt bringen.

  • Die linken beiden Grafiken zeigen die Verflachung der Zinskurve (Differenz zwischen einem einjährigen und einem einmonatigen Zinssatz) und die flachen Zinserwartungen der Marktteilnehmer (durchgezogene Linie). Bei früheren Erholungsphasen sind die Zinsen jeweils steil angestiegen (gepunktete Linie).

  • Die zweite Grafik von rechts zeigt den Purchasing Manager Index (PMI), der als guter Vorlaufindikator gilt, und die Gewinnmargen. In der Eurozone sind die Werte besonders hoch.

  • Die Grafik am rechten Rand gibt eine Erklärung für das Zögern des Fed, die Zinsen schneller zu erhöhen. Im zweiten und dritten Quartal 2017 enttäuschte die US-Wirtschaft. Einmal mehr entschied das Fed, abzuwarten.

Der BIZ-Bericht zeigt auch schön, wie die tiefen Zinsen die Immobilienpreise in den Boomländern anheizen. In Europa sind Deutschland, Schweden und die Schweiz gefährdet. In den übrigen OECD-Ländern ist der Immobilienboom in Kanada sehr weit fortgeschritten. Dies macht es für die Zentralbanken noch unattraktiver, die Zinsschraube allzu schnell anzuziehen.

Die Grafiken verdeutlichen im Übrigen auch, wie unterschiedlich die Krisenbekämpfung in Grossbritannien und Spanien verlief. Beide Staaten erlebten massive Immobilienkrisen, aber die britischen Behörden vermochten den Einbruch dank der eigenen Währung viel besser aufzufangen als die spanischen. In Spanien sind die Häuserpreise immer noch weit unter dem Vorkrisenniveau.

Wie wird es weitergehen? In einem neuen BIZ-Arbeitspapier argumentieren Charles Goodhart und Manoj Pradhan, dass die Phase der sinkenden Reallöhne nur vorübergehend sein wird ( Quelle ). Sie sei mit dem Eintritt Chinas und der osteuropäischen Staaten in den Weltmarkt erklärbar. Der resultierende Arbeitsangebotsschock sei aber bald am Ende. Die weltweite Zahl der neu in den Arbeitsmarkt eintretenden Personen sei bereits am Abnehmen, wie die Grafik zeigt.

Werden die Zinsen normalisiert, sobald die Löhne wieder steigen? Eigentlich würde man dies erwarten. Aber angesichts der hohen Verschuldung der Staaten und der privaten Haushalte ist dies kaum denkbar. Inflation scheint dann unvermeidlich.