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Jeder bleibt sich selbst der Nächste

Auch in China steigen die Löhne – und die Kaufkraft: Eine Goldfigur zum Jahr des Hundes (ab 16. Februar 2018) bei einem Juwelier. Foto: Tyrone Siu (Reuters)

Wie schlimm ist der Protektionismus seit der Finanzkrise geworden? Schaut man auf die Welthandelszahlen, scheint die Situation nicht alarmierend zu sein. Fast überall ist das Volumen von Exporten und Importen gestiegen. Nur Lateinamerika hat in den letzten Jahren gelitten, wie die WTO-Zahlen zeigen ( Quelle ).

Volume of merchandise exports and imports by region (Seasonally adjusted indices, 2012Q1 = 100)

Diese Sichtweise ist allerdings zu beschränkt. Denn sie geht davon aus, dass sich Protektionismus nur in höheren Zutrittsschranken für Importe äussern kann, sei es durch Zölle oder Quoten, sei es durch nicht tarifäre Handelshemmnisse. Protektionismus kann aber auch die Form von Exportsubventionen annehmen. In diesem Fall steigen die Export- und Importzahlen, obwohl der Protektionismus zugenommen hat.

Gemäss dem neuen «Global Trade Alert» von Simon Evenett und Johannes Fritz scheint genau dies der Fall zu sein ( Quelle ). Die beiden St. Galler Ökonomen haben geschätzt, wie stark die Exporte aus der Europäischen Union in den Rest der Welt von Exportsubventionen der Handelspartner betroffen sind. Sie kommen zu erschreckend hohen Zahlen. Gut 60 Prozent aller EU-Exporte gehen in Märkte, in denen die ausländischen Konkurrenten eine Form von Exportunterstützung bekommen.

Besonders betroffen sind nicht nur die kleinen offenen Volkswirtschaften der EU, sondern auch Deutschland, Italien und das Vereinigte Königreich. Nur in Bulgarien, Zypern und Kroatien ist das Ausmass der Handelsverzerrung relativ gering.

Besonders aktivistisch ist China. Die aufstrebende Wirtschaftsmacht hat früher auf eine schwache Währung und tiefe Löhne gesetzt. Jetzt, da die Löhne gestiegen sind und sich die Währung nicht mehr so einfach manipulieren lässt, greift sie immer mehr zum Mittel der Exportsubvention.

Evenett und Fritz schätzen, dass die chinesischen Exportsubventionen etwas mehr als ein Fünftel des Exportdefizits der EU-Exporteure gegenüber ihren chinesischen Konkurrenten erklären. Das Wachstumsdefizit der EU-Exporte im Verhältnis zu China würde nur noch 26,6 Prozent statt 35,1 Prozent betragen, wie die Grafik zeigt.

Der Schutz der eigenen Firmen hat also durchaus zugenommen. Nur bedienen sich Länder wie China nicht der Mittel des traditionellen Protektionismus, sondern forcieren ihre Exporte durch Subventionen. Eine neue Zeit des Merkantilismus ist angebrochen.