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Inflation ist nicht Inflation

Nicht viel mehr als Papier: Ein Mann sammelt Bargeld ein, das von einem Hochhaus in Caracas geworfen wird (17. August 2018). Foto: Miguel Gutierrez (Keystone)

Das südamerikanische Land Venezuela führt gerade vor, was geschehen kann, wenn die Inflation ausser Kontrolle gerät. Der Internationale Währungsfonds rechnet bis Ende Jahr mit einer Teuerung von 1 Million Prozent. Eine solche Inflation wird etwa erreicht, wenn sich das Preisniveau rund alle vier Wochen verdoppelt. Wenn sich Geld in einem solchen Ausmass entwertet, verliert es jeden Nutzen, denn dann kann es seine Funktionen als Mittel zur Wertaufbewahrung, als Wertmassstab und als Tauschmittel nicht mehr wahrnehmen. Für jede moderne Volkswirtschaft wäre das eine Katastrophe.

Hier ein Beispiel, wie es zu einer Inflation von 1 Million Prozent in einem Jahr kommen kann:

Als Auslöser einer unkontrollierten Inflation gilt die Geldpolitik, also der Umstand, dass eine Notenbank zuviel Geld neu schafft. Weil auch die Notenbanken der westlichen reichen Länder seit der Finanzkrise ihre Geldmenge um sehr viel mehr ausgedehnt haben als die Wirtschaft gewachsen ist, geht die Angst vor einer sehr hohen Inflation bei uns ebenfalls um. Die Schweizerische Nationalbank (SNB) zum Beispiel hat seit 2008 ihre Geldmenge mehr als verzwölffacht. Die Schweizer Wirtschaft ist dagegen gemessen am Bruttoinlandprodukt nur um rund zwölf Prozent gewachsen.

Doch statt dass das Geld hierzulande wie in Venezuela seinen Nutzen verliert, tendiert der Schweizer Franken gegenüber anderen Währungen zur Überbewertung, und die Inflation ist für den Geschmack der SNB sogar zu tief. Statt der angestrebten 2 Prozent wird die Teuerung gemäss ihrer Prognose selbst bei einer unverändert expansiven Geldpolitik noch im Jahr 2020 im Schnitt erst 1,6 Prozent betragen.

Schneller Geld drucken als die Preise steigen

Sorgen vor einer Entwicklung wie in Venezuela sind in der Schweiz auch in Zukunft nicht angebracht, so wenig wie etwa in der Eurozone oder in den USA. Der wesentliche Unterschied liegt darin, dass das lateinamerikanische Land Geld druckt, um damit das Staatsdefizit zu begleichen. Dieses Verhalten führt zu höheren Inflationserwartungen und in der Folge auch zu höheren Preisen.

Damit neu gedrucktes Geld der Regierung noch etwas nützt, muss sie deshalb die Geldmenge stärker und schneller erhöhen, als die Preise steigen. Die Folge ist eine Spirale hin zu einer explodierenden Inflation. Das ist der gleiche Mechanismus, der sich in Deutschland nach dem Ersten Weltkrieg gezeigt hat, als sich der Preis eines Brots auf bis zu 105 Milliarden damalige Reichsmark belief.

Doch weder in der Schweiz noch in anderen entwickelten Ländern finanzieren die Notenbank den Staat mit neu geschaffenen Geld, noch akzeptieren sie einen starken Inflationsanstieg. Jenes Geld, das die SNB seit 2008 geschaffen hat, liegt zum grössten Teil als Einlagen der Banken auf ihren eigenen Konten (Girokonten) brach.

Trotz der Verzwölffachung der Notenbankgeldmenge in der Schweiz hat sich das in der Wirtschaft zirkulierende Geld gemessen an der Geldmenge M1 oder M2 nur etwas mehr als verdoppelt.

Die Gefahr einer ausufernden Inflation wie in Venezuela existiert deshalb nicht im geringsten, trotz der Sorgen wegen des vielen neu geschaffenen Geldes.