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Nigel Farage: Der Brexit-Schreck ist zurück

Nigel Farage

Wann immer Nigel Farage auftaucht, ist die Anspannung im britischen Polit-Establishment gross. Wie diesen Donnerstag, als der 55-Jährige in der BBC-Sendung «Question Time» auf Vertreter der Regierungspartei und der Opposition traf. Hier Farage, süffisant lächelnd und schlagfertig, dort die Gegenseite, verunsichert und verzweifelt, um Farages Argumentation zu widerlegen.

Die Vorsicht ist begründet. Denn kürzlich hat Farage ein fulminantes Comeback gefeiert. Zusammen mit Brexit-Befürwortern half er im Januar bei der Gründung der Brexit Party mit, seither tritt er als Anführer der Bewegung in Erscheinung. Farage, der den grossen Auftritt liebt, hat das alte politische Ziel – ein Austritt aus der EU – wiederentdeckt. Wie sehr seine Anhänger ihm folgen, zeigen die jüngsten Umfragen. Für die Europawahlen in zwei Wochen sagen sie ihm einen Wähleranteil von bis zu 27% voraus.

Einmal mehr scheint es Farage zu gelingen, die Stimmen der Unzufriedenen zu sammeln, was angesichts des politischen Schlamassels nicht einmal eine schwierige Aufgabe ist. Oder um es in Farages Worten zu sagen: «Unsere Partei hätte es nach dem 29. März, dem offiziellen Austrittsdatum, gar nicht mehr geben dürfen.»

Für viele Britinnen und Briten ist Farage der Inbegriff des Brexit. Als Anführer der UK Independence Party (Ukip) hatte er im Brexit-Referendum 2016 die Chance gesehen, seine Gruppierung aus der Bedeutungslosigkeit zu führen. Er bespielte die Themen, die das Land am meisten beschäftigen – wie etwa den nationalen Gesundheitsdienst NHS, der chronisch unter Geldmangel leidet, weshalb Briten jahrelang auf dringend notwendige Operationen warten müssen. Dass Farage derweil mit Halbwahrheiten um sich warf, tat seiner Popularität keinen Abbruch.

Auch wurde ihm nachgesehen, dass er sich nach dem Referendumserfolg im Sommer 2016 aus der Öffentlichkeit zurückzog. Er rechnete wohl schon damals damit, dass eine Regierung, die mehrheitlich für den Verbleib in der Europäischen Union gestimmt hatte, kaum in der Lage sein würde, den Brexit standesgemäss zu vollziehen. Farage sollte – wie so oft – recht behalten.

Selbst in England stellt sich vielen Beobachtern die Frage, was Nigel Farage derart beliebt macht. Er bewegte sich selbst im Establishment, war in den Achtzigerjahren ein Trader an der London Metal Exchange. Er folgte seinem Vater, der von der Südküste in die Hauptstadt zog und als Aktienbroker arbeitete, bevor er im Alkoholismus endete.

Farage hat ein einfaches Erfolgsrezept: volksnah sein, sich mit jedem und allen unterhalten. Selbst wenn er heute im Zentrum in eines der von Tradern bevorzugten Pubs geht, weiss das Personal sofort, welches Pint es ihm servieren muss. Diese Offenheit unterschied ihn im Abstimmungskampf von den meisten Vertretern der Polit-Elite.

Sein vehementer Kampf gegen die EU mag insofern überraschen, da seine zweite Ehefrau Kirsten gebürtige Deutsche ist. Zusammen haben sie zwei Kinder, dazu kommen zwei weitere aus seiner ersten Ehe. Jedoch passen Widersprüche zu Farage, bei dem man nie so richtig weiss, was aus Überzeugung und was aus Kalkül geschieht.