Entstehen Arbeitsplätze durch Regulierungen, ist es ein untrügliches Zeichen: Etwas läuft schief. Thomas Minder wollte die Rechte der Aktionäre stärken und institutionelle Investoren in die Pflicht nehmen. Funktioniert hat es nicht – zumindest was Letzteres betrifft. Wollen Pensionskassen die Stimmpflicht nicht wahrnehmen, delegieren sie an Stimmrechtsberater. Die Nachfrage ist seit der Annahme der Minder-Initiative gestiegen.
Die Grossen der Branche kommen aus den USA: ISS und Glass Lewis können Generalversammlungen bestimmen. Mit ihrer angelsächsischen Brille kennen die Analysten weder Schweizer Eigenheiten im Detail, noch führen sie einen aktiven Dialog mit den Gesellschaften. Für alle Unternehmen gelten die gleichen Regeln, ungeachtet der Branche und des Markts. Bei 39 000 Generalversammlungen pro Jahr hat der Branchenprimus ISS für einen intensiven Austausch schlicht keine Zeit.
Kollektivanlagen sind der andere Ausweg für institutionelle Anleger, die Stimmpflicht zu umgehen. Denn die Verpflichtung gilt nur bei direkten Anlagen. Wie von Vermögensverwaltern zu vernehmen ist, wechseln Pensionskassen vermehrt in Fonds. Der Aufwand für die Vorbereitung der unzähligen Generalversammlungen ist gross. Darum delegieren auch Banken die Ausübung der Stimmpflicht – oder lassen es gleich bleiben.
Die Verantwortung übernimmt am Ende niemand. Pensionskassen und Banken delegieren ihre Stimmen oder lassen sie verfallen. Die Stimmrechtsberater verstecken sich hinter dogmatischen Regeln und gehen auf die spezifischen Charakteristika zu wenig ein. Unter den abstrakten Normen leidet das Unternehmen und der Privataktionär, der mit seiner Stimme nichts bewegen kann.
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Niemand trägt Verantwortung
Dank der Minder-Initiative gewinnen die grossen angelsächsischen Stimmrechtsberater weiter an Gewicht. Ein Kommentar von FuW-Redaktor Martin Lüscher