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Neunzig Jahre und ein bisschen weise

Das Jahr 1928 brachte für die Medienbranche grosse Veränderungen. Im Februar gelang es zum ersten Mal, ein TV-Signal über den Atlantik von London nach New York zu übertragen. Kurz danach folgte der erste mechanische Farbfernseher. Fernab vom Weltgeschehen gründete die Zürcher Privatbank Dätwyler «Finanz und Wirtschaft», die in den ersten Monaten unter dem Titel «Börsenberichte» erschien.

Neunzig Jahre später gibt es FuW noch immer, und zwar in Printform, auf dem Internet und bald auch als App. Die grösste Wirtschaftsredaktion der Schweiz berichtet tagtäglich und unermüdlich vom Geschehen rund um Wirtschaft und Börse. Sie beobachtet, berät, kommentiert und wirft kritische und immer unabhängige Blicke auf das Zeitgeschehen. Das zieht sich als roter Faden durch die vergangenen neunzig Jahre.

Ein grosses Abenteuer

Immerhin zwanzig der neunzig Jahre habe ich «Finanz und Wirtschaft» selbst begleitet. Zuerst als Redaktor im Zinsbüro, wie das Volkswirtschaftsressort damals intern genannt wurde, dann als Korrespondent in New York und London, als Ressortleiter und heute als Chefredaktor. Ich erinnere mich noch gut daran, als ich meinen ersten Artikel für «Finanz und Wirtschaft» schrieb: Es war der Obligationenbericht. Am Tag danach sass ich im Tram zur Arbeit, als mir gegenüber ein Mann Platz nahm. Er hatte die FuW dabei. Ich konnte es kaum glauben – als er die Seite aufschlug, auf der mein Artikel stand, rutschte ich unruhig auf meinem Sitz hin und her. Sagt er gleich was? Oder soll ich was sagen? Er sagte nichts, und ich getraute mich auch nicht. Doch von diesem Moment an wusste ich, dass ich den richtigen Beruf gewählt hatte.

Wenige Tage später, es war Spätherbst 1997, war ich meiner ersten grossen Geschichte auf der Spur. Mir hatte jemand gesagt, Bankgesellschaft und Bankverein stünden in Fusionsverhandlungen. Ein damals fast undenkbarer Schritt. Trotz hartnäckiger Recherche liess sich die Story nicht so erhärten, dass wir sie bringen konnten. Die Fusion wurde angekündigt, ohne dass zuvor mein Artikel erschienen war, was mich damals sehr ärgerte.

Heute weiss ich, dass es richtig war, den Beitrag nicht zu veröffentlichen. «Finanz und Wirtschaft» steht für Qualität, Seriosität und Zuverlässigkeit. Richtigkeit kommt vor der Schlagzeile. Die Quellenlage muss stimmen, die Standards müssen hoch sein. So soll es bleiben, auch wenn die Versuchung oft gross ist, Halbwahrheiten in die Welt zu posaunen.

Danke, liebe Leserschaft

In einer Welt, in der Begriffe wie «Fake News» die Runde machen, das Vertrauen in die Inhalte der Medien schwindet und jeder dank Social Media Experte ist, mag das Konzept von FuW manchmal etwas traditionell erscheinen. Doch ich bin davon überzeugt, dass gerade im Wirtschaftsjournalismus Qualität gefragt ist.

Deshalb möchte ich mich ganz besonders bei Ihnen bedanken, liebe Leserinnen und Leser, und zwar bei allen von Ihnen. Denjenigen, die uns seit Jahrzehnten die Treue halten, und auch bei der neuen Generation, die uns im Netz entdeckt hat und sich an das Thema Wirtschaft herantastet. Die grosse Resonanz spornt uns jeden Tag aufs Neue an, Ihnen mit Herzblut das Wirtschaftsgeschehen näherzubringen. Happy Birthday, FuW.

Ihr Chefredaktor