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Zeiten werden härter für Netflix

Bird Box ist der jüngste Kassenschlager von Netflix. Der Film animiert viele Jugendliche, mit Augenbinde durch die Welt zu gehen.

Netflix wird zum Blockbuster ausserhalb des US-Heimatmarktes. Nachdem die Onlinevideothek zum Sommer noch weniger neue Abonnenten für sich gewonnen hatte, lief in der dunklen Jahreszeit nun alles rund. Die Zahl der Abos lag über den Erwartungen, das Ergebnis im vierten Quartal lag zumindest über den eigenen Erwartungen. Und doch schwächelten die Netflix-Papiere nach Vorlage des aktuellen Zahlenkranzes. Der Erfolg hat einen Preis: Die Gesellschaft hat enorme Schulden. Und in diesem Jahr steigen weitere Schwergewichte wie Apple und Disney in den Videostreamingmarkt ein.

Vor etwas mehr als einer Dekade war Netflix noch Pionier mit dem «Verleihen» von Filmen über das Internet. 2007 machte es seinen Nutzern erstmals Videos  per Streaming zugänglich. Inzwischen haben lokale und internationale Rivalen die Attraktivität des Segments für sich entdeckt. Hierzulande ist Netflix 2014 gestartet. Vergleichbare Angebote gibt es von UPC oder Swisscom. Amazon Prime Video lässt sich ebenso in der Schweiz abonnieren. Das Bundesamt für Kultur plant aktuell eine Streamingplattform, auf der Filme aus Schweizer Produktion gar gratis zugänglich sein sollen.

Erfolge feiern in Übersee

Noch schlägt sich Netflix wacker. Im vierten Quartal hat der Onlinevideodienst aus dem Silicon Valley weltweit 8,8 Mio. zahlende Abonnenten gewonnen. Analysten hatten mit 7,5 Mio. gerechnet, nachdem das Unternehmen im Herbst 7,6 Mio. in Aussicht gestellt hatte. Insgesamt ist die Kundenbasis damit per Ende 2018 auf 139 Mio. gestiegen. Das Gros der Zuschauer kommt inzwischen aus Übersee. Im internationalen Geschäft ist die Zahl der Netflix-Nutzer 42% gestiegen. Im Heimatmarkt hingegen zeigen sich bereits die Grenzen des Wachstums. Hier verzeichnete die Gesellschaft lediglich ein Plus von 2% bei den Neuabos.

Wie in den Quartalen zuvor sorgten einige Blockbuster für das Zuschauerinteresse. So war um die Weihnachtszeit der Mystery-Thriller «Bird Box» gefragt, den sich 80 Mio. Haushalte in den ersten vier Wochen nach der Lancierung angesehen haben. Als Hit erweist sich ebenfalls das mexikanische Filmdrama «Roma», das als Preisanwärter bei den Oscar-Verleihungen gehandelt wird.

Solche Kassenschlager produziert Netflix selbst – und das kostet. Der negative freie Cashflow beträgt allein für das vierte Quartal mehr als 1,3 Mrd. $. Das ist mehr als doppelt so viel wie im Vorjahreszeitraum. Für das Gesamtjahr beläuft sich der Mittelabfluss auf rund 3 Mrd. $, wobei Konzernchef Hastings für 2019 einen ähnlichen Betrag budgetiert. Die langfristigen Schulden belaufen sich auf nun mehr als 10 Mrd. $. Analysten gehen davon aus, dass Netflix für Lizenzen und eigene Produktionen dieses Jahr 12 Mrd. $ ausgegeben wird, eine Verdoppelung im Vergleich von vor zwei Jahren.

Ein Mittel, um auf die Finanzsituation zu reagieren, sind Preiserhöhungen. Bei den aktuellen Kosten für ein Abonnement – von 11.90 bis 19.90 Fr. hierzulande – trägt sich das Geschäftsmodell von Netflix noch nicht. In den USA hat die Gesellschaft in der abgelaufenen Woche die Preise zwischen 13 und 18% erhöht, auch für bestehende Kunden. In der Schweiz bleiben die Preise vorerst stabil. Die Abonnementskosten würden spezifisch für jedes Land festgelegt, erklärt eine Sprecherin. «Die Erhöhung in den USA beeinflusst oder initiiert keine globalen oder lokalen Preisveränderungen.»

Der Markt in den USA ist reifer. Netflix schätzt, dass dort täglich 100 Mio. Stunden auf die Glotze geschaut wird. 10% dieser Zeit wird für Netflix verwendet. Reif ist die USA auch, was die Konkurrenz angeht. Der Anbieter selbst geht von «Tausenden Rivalen in diesem hoch fragmentierten Markt» aus. Dabei zählt Netflix auch Computerspiele als Mitstreiter um die knappe Zeit der Konsumenten. «Wir verlieren mehr an Fortnite als an HBO», heisst es im Aktionärsbrief zum vierten Quartal.

Rivalen laufen sich warm

Im Verlauf des Jahres dürfte sich die Konkurrenzsituation weiter verschärfen. Walt Disney, WarnerMedia, Comcast, NBCUniversal und Apple arbeiten an eigenen Streamingdiensten. Amazon, die ohnehin schon mit dem Angebot Prime Video zu den ärgsten Rivalen zählt, hat vergangene Woche den Dienst Freedive gestartet. Dabei werden Filme gratis angeboten, finanziert durch Werbung. All das stimmt Investoren nachdenklich.

Dazu kommt ein vorsichtiger Ausblick: Im abgelaufenen Quartal betrug der Umsatz 4,19 Mrd. $, ein Plus von 27%. Für den laufenden Berichtszeitraum geht das Netflix-Management unter Gründer und CEO Reed Hastings von einem Zuwachs um 21% auf 4,49 Mrd. aus. Der Gewinn erreichte im letzten Quartal 134 Mio. $, nach 186 Mio. $ im Jahr zuvor. Für das laufende Quartal wird ein Zuwachs auf 253 Mio. $ prognostiziert. Umsatz und Gewinn lagen  unter den Erwartungen.

So ist die Schwäche der Netflix-Papiere nach Vorlage des Zahlenkranzes zu erklären. Das Kurs-Gewinn-Verhältnis der Aktien beläuft sich für 2020 noch immer auf 57. Disney und Apple zum Vergleich erreichen gerade einmal ein KGV von 15. Das abgelaufene Quartal zeigt, dass die Bäume für Netflix trotz immenser Ausgaben nicht in den Himmel wachsen. Mit Blick auf die Verschärfung der Konkurrenzsituation sollten Anleger die Titel vorerst meiden.

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