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Myanmars Herausforderungen

Myanmar ist mit der Wahl eines neuen Präsidenten nach beinahe dreissig Jahren Militärherrschaft zur Demokratie zurückgekehrt. Doch damit hat die ehemalige Opposition unter der Führung von Aung San Suu Kyi erst die Hälfte der Arbeit getan. Der härtere Teil steht ihr noch bevor, denn jetzt geht es darum, die bis heute von den hohen Offizieren und ihren Kumpanen dominierte Wirtschaft gegen innen und aussen zu öffnen.

Beispiele anderer südostasiatischer Staaten wie Indonesien oder die Philippinen, wo das Volk die autokratischen Herrscher bereits vor vielen Jahren vom Sockel gestossen hat, zeigen, dass die tief verwurzelten alten ökonomischen Sonderinteressen auch in der Demokratie weiterleben, wenn nicht gar blühen können. Die damit verbundene verbreitete Korruption sowie das Fehlen von fairem Wettbewerb bleiben dort bis heute eine Gefahr für die wirtschaftliche Stabilität.

Das beachtliche Wirtschaftswachstum Myanmars kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass der neue Präsident Htin Kyaw vor enormen Herausforderungen steht, ganz abgesehen davon, dass an der Peripherie des Landes, das flächenmässig so gross ist wie Frankreich, mehrere ethnische Minderheiten seit Jahren einen bewaffneten Aufstand gegen die Zentralregierung führen. Auch erhalten die USA bis heute einen teilweisen Wirtschaftsboykott aufrecht.

Mit einem im laufenden Jahr nach Schätzungen des Währungsfonds 8,6% expandierenden Bruttoinlandprodukt ist Myanmar zwar der Wachstumsmeister der Region, doch ist die Volkswirtschaft des über 50 Mio. Einwohner zählenden Landes nach Jahren der internationalen Isolation und der Misswirtschaft kleiner als die des Kantons Zürich. Myanmar hat also ein enormes Potenzial und zieht daher ausländische Investitionen an. Sie sind zwischen 2010 von nahezu null auf 8,1 Mrd. $ im vergangenen Finanzjahr gestiegen. Auch ist Myanmar mit seiner mehrheitlich jungen Bevölkerung und den niedrigen Löhnen ein Nutzniesser der Abwanderung sehr arbeitsintensiver verarbeitender Industrien aus China oder Thailand.

Doch der Bildungsstand der Bevölkerung ist nach Jahren fehlender Finanzierung bescheiden. Nach wie vor spielt neben der Landwirtschaft der Abbau von Rohstoffen eine dominante Rolle. Myanmar leidet damit auch unter den weltweit niedrigen Agrar- und Rohstoffpreisen. Vor allem ist die Militärclique, die in der Regierung weiterhin das Schlüsselministerium Verteidigung besetzt, besonders stark im extrem korruptionsanfälligen Bergbau verankert.

Der längerfristige Erfolg des Landes hängt weitgehend davon ab, ob es der neuen Regierung gelingt, mehr Transparenz und fairen Wettbewerb in die Wirtschaft zu bringen. Die nächsten Wochen und Monate werden zeigen, ob die demokratische Zivilgesellschaft durch tiefgehende wirtschaftliche Reformen nachhaltig gestärkt wird oder ob der gegenwärtige Boom in Folge einer blockierten innenpolitischen Lage schliesslich in einem Bust enden wird.

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