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Panoramic Weekly: Brexit, vielleicht ja, vielleicht auch nicht

Elena Moya

Nach mehr als zwei Jahren bitterer Diskussionen, einer Führungsschlacht, Tausenden von Stunden und Millionen Pfund für ein Scheidungsabkommen zwischen Grossbritannien und der EU blinzelte das Pfund Sterling kaum, als schliesslich ein Entwurf für ein Abkommen verabschiedet wurde. Die Anleger hielten sich in einem unsicheren Umfeld zurück, reagierten dann aber prompt, als sich weitere Unsicherheiten ausbreiteten: Britische Pfund wurden verkauft und britische Staatsanleihen erlebten eine Rally, nachdem zwei Kabinettsminister ihre Posten aufgaben, was zu Spekulationen über Herausforderungen für die Landesführung und eine mögliche Parlamentswahl führte. Die schwächere Währung schürte Inflationserwartungen, wobei die fünfjährige Break-even-Rate um 3,9% stieg, der grösste Anstieg seit 2015. Wie auch bei den britischen Staatspapieren sanken die Renditen deutscher und französischer Staatsanleihen aufgrund der Nachfrage nach als sicher geltenden Wertpapieren, während die Fremdkapitalkosten in Italien, Spanien, Portugal und Griechenland stiegen.

Ob durch den Brexit oder durch die anhaltenden Handelsspannungen zwischen China und den USA – der Rückstoss auf den Welthandel beginnt sich zu zeigen: Die deutsche Wirtschaft schrumpfte im dritten Quartal um 0,2%, das erste Mal seit drei Jahren, und auch die japanische Wirtschaft ging im gleichen Zeitraum um 1,2% zurück. China veröffentlichte unbeständige Oktober-Daten, während im Oktober sowohl die US-Inflation als auch die jüngsten Daten zur Kreditnachfrage leicht schwächer ausfielen. Die Warnung der OPEC vor einer Abschwächung der Ölnachfrage liess die Rohölpreise 12 Tage in Folge auf einen Rekordwert steigen (mehr dazu weiter unten). Traditionelle „Safe-Haven-Anlagen“ wie US-Treasuries, der Yen und der US-Dollar erzielten eine Outperformance.

Gewinner:

Unternehmen der Schwellenländer (EM) – Vertrauenswürdiger als Regierungen? Der Aufschlag, den Investoren zahlen, um Unternehmen der Schwellenländer gegenüber Staatspapieren zu halten, war traditionell hoch, da Regierungen bei Gläubigern tendenziell einen besseren Ruf haben. Diese Prämie ist nicht nur gesunken, sondern hat sich auch umgekehrt: Wie in der Grafik zu sehen ist, handeln die Spreads von EM-Unternehmen nun innerhalb der Spreads von Staatsanleihen der Schwellenländer und erreichen mit einem Abstand von 37 Basispunkten die höchste Differenz seit 2006, als führende Unternehmensindizes grösstenteils von staatlich kontrollierten Unternehmen dominiert wurden, die als relativ sicher angesehen wurden. Die Finanzkrise brachte die Regierungen wieder in das weniger riskante Lager zurück, da die meisten Schwellenländer keine kostspieligen Bankenrettungen vornehmen mussten. Diese Situation setzte sich bis Anfang dieses Jahres fort, vor allem im Sommer, als sich die Krise in der Türkei und Argentinien auf andere EM-Staaten ausweitete. Die Spreads der Unternehmen sind dagegen nicht so stark gestiegen, was auf die überdurchschnittliche Performance asiatischer Unternehmen, Chinas gut stimulierte Wirtschaft und in jüngster Zeit auch auf die Hoffnung zurückzuführen ist, dass der US-China-Gipfel im Dezember einen „Waffenstillstand“ im Handelskonflikt schaffen könnte, der den Exporteuren der Region hilft. Der Einbruch der Ölpreise in dieser Woche ist auch eine gute Nachricht für das ölimportierende Asien. In den letzten fünf Handelstagen gehörten zu den 20 (von 100) festverzinslichen Anlageklassen, die von Panoramic Weekly verfolgt werden, bis zu 8 verschiedene asiatische Unternehmensindizes.

Neuseeland – Ganz oben auf: Nachdem das Land jahrzehntelang als “down under” abgestempelt wurde, können zumindest neuseeländische Anleihegläubiger nun das Gegenteil behaupten: Die Unternehmens- und Staatsanleihen des Landes haben in den letzten 30 Tagen eine Liste von 98 anderen Anlageklassen von festverzinslichen Wertpapieren aufgrund einer starken Wirtschaft und moderater Zinsen übertroffen: Die Arbeitslosenquote sank im dritten Quartal unerwartet auf ein 10-Jahres-Tief, während die Zentralbank die Zinsen in der vergangenen Woche unverändert liess. Der Kiwi-Dollar ist im November die bisher leistungsstärkste G10-Währung gegenüber dem US-Dollar mit einem Plus von 4,3%, und er konnte seinen Jahresverlust gegenüber einem steigenden Dollar auf 4,2% reduzieren.

Verlierer:

Öl – Rohe Zeiten: Im Allgemeinen spiegelt der Ölpreis den Herzschlag der Weltwirtschaft wider. Nun sank er auf 56 US-Dollar pro Barrel, gegenüber 76 US-Dollar im Vormonat, nachdem der letzte Monatsbericht der OPEC ein erhöhtes Angebot aus Saudi-Arabien und reduzierte Nachfrageprognosen ergab. Führende Institutionen wie der IWF haben in diesem Jahr ihre globalen Wachstumsprognosen gesenkt und dabei auf eine geringere Dynamik in Europa und Asien, die negativen Auswirkungen von Handelskriegen und die Aussicht auf steigende Zinsen nach einem Jahrzehnt lockerer Geldpolitik hingewiesen. Einige Investoren stellen auch die Nachhaltigkeit der starken US-Wirtschaftslage in Frage, sobald die Auswirkungen der jüngsten Unternehmenssteuersenkungen nachlassen. US-Unternehmen litten unter dem Öleinbruch, da sich die Credit Spreads von öllastingen Indizes wie US Investment Grade und High Yield (Energie macht bei beiden etwa 15% aus) ausweiteten. Andererseits stiegen die Währungen von ölimportierenden Ländern wie der Türkei und Indien gegenüber einem steigenden Dollar. Die der ölexportierenden Nationen wie Mexiko, Brasilien und Russland haben in diesem Monat bisher zwischen 1,25% und 2,25% verloren. Die niedrigeren Ölpreise werden jedoch im Allgemeinen als positiv empfunden, da die Inflationserwartungen und die Zinsprognosen sinken. Wie in der Grafik zu sehen ist, sind Inflation und Öl stark miteinander verbunden.

Mexiko – Fliegt nicht: Mexikanische Staatsanleihen waren im festverzinslichen Segment die Anlageklasse mit der schlechtesten Wertentwicklung unter den 100 von Panoramic Weekly beobachteten Anleihen. In den letzten fünf Handelstagen gingen sie um 4,1% und über einen Zeitraum von einem Monat um 11% zurück. Die Investoren, die sich über die Aussicht auf Lopez Obrador als neuer Präsident gefreut haben, scheinen nun das Vertrauen zu verlieren: Seine Entscheidung, einen neuen Flughafen im Wert von 13 Milliarden Dollar zu streichen, obwohl ein Drittel bereits fertiggestellt ist, wurde nicht wohlwollend aufgenommen, und sein Vorschlag, Referenden über den Bau einer Raffinerie und eines Touristenzuges durchzuführen, erhöhte die Unsicherheit. Darüber hinaus scheinen Anleger in Erwartung höherer zukünftiger Zinssätze bonos vorerst zurück auf den Boden geholt zu haben.