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Marktpräsenz und Innovation entscheidend

Eine Sektorschwäche ist für die Konsumgüter- und Nahrungsmittelhersteller nicht auszumachen. Hausgemachte Probleme, so bei Procter & Gamble, bremsen die Ertragsentwicklung.

Drei Tage mit drei Gewinnrevisionen: Im Konsumgüter- und Nahrungsmittelsektor brachte die Mittsommerwoche statt strahlendem Sonnenschein mehr Wolken. Müssen sich Anleger nach den Warnungen von Danone, Procter & Gamble und Philip Morris International auf eine Welle von Hiobsbotschaften gefasst machen, oder sind die Ursachen unternehmensspezifisch? Die Antwort lautet: nein, aber.

Eine Systematik ist hinter der vorsichtigeren Beurteilung der Geschäftslage durch die drei Unternehmen, die alle zu den grössten ihres Segments gehören, nicht erkennbar. «Spezifische Probleme» macht Sarasin-Analyst Michael Romer als Gründe aus, die nicht zu verallgemeinern seien.

Im Fall des Zigarettenherstellers Philip Morris

ist die Wechselkursverschiebung die Hauptursache für die Reduktion der Gewinnprognose. Das operative Geschäft läuft gut und die Aussichten sind intakt, wie das Management an einer Investorentagung darlegte.

Spezifische Ursachen

Ebenfalls unternehmensspezifisch sind die Gründe, die Danone zur Rücknahme des Margenziels für 2012 bewogen haben. Das starke Engagement in Spanien macht dem Konzern zu schaffen. Besonders betroffen ist der Markenartikler im Segment Milchprodukte, wo der Anteil der Supermarkteigenmarken europaweit überdurchschnittlich hoch ist.

Weder Nestlé noch Unilever sind in Spanien ähnlich stark exponiert. Nestlé erzielt in Spanien etwa 2% des Konzernumsatzes. Danone erwirtschaftete dort im vergangenen Jahr etwa 8% des Umsatzes (total 40% in Westeuropa) und 12% des Betriebsgewinns. Kepler-Analyst Jon Cox weist auf eine weitere mögliche Ursache hin: «kurzfristig schmerzende Absicherungsgeschäfte». Hinter den Problemen könnten demnach auch Absicherungen gegen Rohstoffpreisentwicklungen stecken, die dann nicht eingetreten sind.

Anders gelagert sind die Herausforderungen des amerikanischen Konsumgüterriesen Procter & Gamble (P&G), der seit längerer Zeit mit hausgemachten Schwierigkeiten kämpft. Die Gewinnrevision ist nicht die erste in diesem Jahr. «P&G hat nicht genug wachstumsfördernde Innovationen», erklärt Cox. Marktanteile wurden vor allem an Unilever und Henkel verloren, sagt Romer.

P&G-Fokus auf Nordamerika

Wie andere US-Gesellschaften hat P&G das Geschäft immer noch stark auf Nordamerika ausgerichtet. Der Umsatzanteil in den aufstrebenden Märkten, die den wichtigsten Wachstumstreiber der Konsumbranche darstellen, ist gering. Dieser Nachteil wurde durch eine ungeschickte Preispolitik noch akzentuiert.

Nestlé erwirtschaftet bereits 40% des Konzernumsatzes in Wachstumsregionen, bis 2020 sollen es über 50% sein. Unilever kommt in den Emerging Markets schon auf die Hälfte, in den Bereichen Haushalt- und Körperpflege, die mit Procter & Gamble in direktem Wettbewerb stehen, sind es rund 70%.

«Für alle Wettbewerber bleiben die Märkte in Nordamerika und Europa schwierig, doch Unilever und Nestlé machen dies durch das Wachstum in den aufstrebenden Märkten wett», zeichnet Cox für die beiden europäischen Gesellschaften freundlichere Perspektiven. Die Rohstoffpreise werden die Rechnung im zweiten Halbjahr entlasten. Ins Spiel zu bringen ist im Fall von Nestlé und Unilever auch ihre Innovationskraft.

Technische Warnsignale

Eitel Sonnenschein herrscht für Anleger im Konsumgütersektor und in der Nahrungsmittelindustrie dennoch nicht. Die Konsumentenstimmung ist in wichtigen Absatzmärkten Europas flau, der Respekt vor einer schwierigen wirtschaftlichen Zukunft gross. In zahlreichen Ländern bleibt der Konsum aber eine wichtige Konjunkturstütze. Deutschland, Benelux und Nordeuropa kennen kaum schwächere Tendenzen. In der Schweiz hebt die Konjunkturforschungsstelle der ETH Zürich sogar die Prognose zum Konsumwachstum von 1,8 auf 2% im laufenden Jahr an.

Aufmerken lassen dagegen technische Marktsignale. Vor allem die Prämie der Konsumgüterwerte zum Gesamtmarkt ist beachtlich, sie beträgt zwischen 50 und 60%, was auch im Langzeitvergleich hoch ist. «Diese Prämie könnte sich wegen der Anlegersorgen verringern», gibt Cox zu bedenken. Wie zudem die monatliche Fondsmanagerumfrage von BofA Merrill Lynch zeigt, sind Titel aus den beiden Industrien in den Portefeuilles eher übervertreten, zumindest wurden sie verglichen mit dem Vormonat Mai aufgestockt – was jedoch auch für andere defensive Werte (Pharma, Telekommunikation) gilt.

Keine Welle von Revisionen

Während Analyst Romer «keine Welle von Prognoserevisionen» erwartet, möchte er «Einzelfälle wie die jüngsten nicht ausschliessen». Unternehmen mit absoluten Zielsetzungen seien als anfälliger zu erachten als solche mit relativen Zielen. Diese Vorsicht könnte mit ein Grund sein, dass die Aktien von Henkel (explizites Ziel von 14% Ebit-Marge 2012) in den letzten Wochen an Schwung verloren.

Auffallend ist zudem die Zurückhaltung gegenüber L’Oréal, obwohl das Unternehmen ein weiteres Wachstumsjahr erwartet. Ein Szenario, das erst recht für Nestlé und Unilever gilt. Ihre dividendenstarken Aktien gehören weiterhin ins Portefeuille.

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