Ihr Browser ist veraltet. Bitte aktualisieren Sie Ihren Browser auf die neueste Version, oder wechseln Sie auf einen anderen Browser wie ChromeSafariFirefox oder Edge um Sicherheitslücken zu vermeiden und eine bestmögliche Performance zu gewährleisten.

Zum Hauptinhalt springen

Der Praktikus vom 21. Mai 2014

Lieber Investor

Endlich ist die Katze aus dem Sack, die Credit Suisse (CS) streut Asche über ihr Haupt und bekennt sich schuldig: Sie zahlt 2,8 Mrd. $ an die USA. Noch nie hat ein Unternehmen in den USA für ein Steuervergehen so viel Federn lassen müssen. Ungeschoren davonkommen CEO Brady Dougan und VR-Präsident Urs Rohner. Schon vor dem Schuldeingeständnis war für die FuW-Leser, die sich an der letzten Umfrage beteiligt hatten,das Verdikt klar: Für 85% ist das Tandem Dougan/Rohner nicht mehr die richtige Führungscrew für die CS. Ich frage mich, wieso das jetzt, nachdem die CS eingestanden hat, über Jahrzehnte ein illegales Offshoregeschäft mit US-Kunden unterhalten zu haben, anders sein sollte. Dass die oberste Führungsgarde das Geständnis nicht selbst unterschrieb, sondern einen Konzern­anwalt aus New York vorschoben, macht sie nicht gerade zu besseren Leadern.

Immerhin, damit dürfte die grösste Unsicherheit fürs Erste einmal vom Tisch sein. Die Aktien haben bereits einen kleinen Freudensprung gemacht, als Geständnis und Busse Tatsache waren. Ist es, weil der Markt damit rechnet, dass das Zittern für CEO Dougan und VR-Präsident Rohner nicht so bald vorbei sein und das Debakel doch noch einen Managementwechsel erzwingen wird?

Ist das der Zeitpunkt für den Einstieg? Würden Sie jetzt CS-Aktien kaufen? Buy the rumour, sell the fact – das Gerücht kaufen und wenn es Tatsache wird, den Gewinn mitnehmen? Sagen Sie es mir auf fuw.ch/umfrage .

Und apropos Börsenregel: Kein Mai, in dem sich Börsenstrategen nicht Gedanken über den bekanntesten aller Börsensprüche machen, den ich hier nicht zu wiederholen brauche. Sie alle sind bestimmt schon gefragt worden, ob man im Mai dem Aktienmarkt tatsächlich bis September den Rücken zukehren soll.

Stay in May

Meine Antwort ist: Es braucht keine hellseherischen Fähigkeiten, um vorauszusagen, dass die Börsen ab Mai in der Regel schwächer pulsieren. Nichts wie logisch: Unternehmensberichte und Ausblicke sind bekannt, die wahrscheinliche Entwicklung fürs volle Jahr ist eingepreist, und was die weitere Zukunft betrifft, ist die Visibilität eingeschränkt. Von Unternehmensseite, aber mit Blick auf die Gesamtwirtschaft, sind neue Anhaltspunkte erst im Herbst zu erwarten, wenn sich der Blick ins kommende Jahr zu lichten beginnt. Bis dann gehen Anleger lieber auf Nummer sicher. Um die Aktienquote aufzustocken, bleibt bis zum Bilanzstichtag Ende Dezember genug Zeit.

Dieses saisonale Muster bedeutet allerdings nicht, dass die Sommermonate schlechte Börsenmonate sind. In der Mehrheit der Jahre kam es selbst von Mai bis September zu (leichten) Kursgewinnen. Warum nicht auch 2014? Wiederum blicke ich weder in die Kristallkugel noch in den Kaffeesatz. Gehen wir von der Tatsache aus, dass der jährliche Aktienertrag durchschnittlich zwischen 6 und 8% beträgt und die Märkte seit Anfang Jahr erst einen kleinen Teil davon eingefahren haben, besteht kein Grund, das Portfolio auszuladen – nicht wegen der Mai-Regel. Denn wer im September wieder einsteigen will, braucht einen Kursgewinn von 5% und mehr, um allein die Gebühren zu finanzieren. Sell in May oder sonst ­einem Monat gilt für die, die generell der Zukunft misstrauen und/oder deren Titel ihr Kursziel erreicht haben. Für die andern, die langfristig auf bewährte und gut rentierende Qualitätsaktien setzen, gilt stattdessen Stay in May.

Geisterakquisitionen

Erinnern Sie sich noch an die Meldung von Anfang Mai: Apple sei an Beats interessiert, einer Kopfhörermarke. Trotz anerkannt miserablem Klang begegnen ­einem die Ohrhörer mit dem fetten «b» auf der Hörmuschel überall. Kolportiert wurde ­allerorten der Kaufpreis: Exakt 3,2 Mrd. $ sollten es sein. Durch das Internet geisterte ein Video des betrunkenen Rappers Dr. Dre, der die Gesellschaft mitgegründet hatte. Lallend freute er sich, der erste Milliardär der Rap-Szene zu sein.

Seither gab es keine Neuigkeiten. ­Beats ist noch eigenständig. Viel Lärm um nichts. Auch diese Woche gab es Geistermeldungen bezüglich Übernahmen. So soll die Google-Tochter Youtube an einem Kauf von Twitch interessiert sein. Auf diesem Internetportal lässt sich zuschauen, wie Computerspieler ihrem Hobby frönen. Doch, das interessiert – aber offenbar nicht so sehr Google. Den Gerüchten folgte keine Nachricht zur Übernahme. Auch die Akquisition des Internet-Musikdienstes Soundcloud durch den Kurznachrichtenservice Twitter ­geistert durch die Presse – mal mit Tenor Interesse, mal mit Dementi. Und ich frage mich: Was bringt das?

Das Gerede um Zukäufe mag reizvoll sein, einigen Insidern Profit bringen, für den Durchschnittsanleger birgt es doch nur Ärger. Wie lobe ich mir da die solide Akquisitionspolitik einer U-Blox. Am Montagabend nach Börsenschluss hat der heimische Chipentwickler den Kauf eines kleinen schwedischen Unternehmens vermeldet, am Tag drauf stand CEO Thomas Seiler Red und Antwort. Nägel mit Köpfen, so soll es sein. Mutmassungen gehören in die Klatschspalten der Boulevardpresse, nicht in seriöse Wirtschaftsblätter.

Mit der FuW an der Quelle

Ich habe mich schon immer gefragt, ob es sich überhaupt lohnt, die Quellensteuer auf Dividenden von meinen ausländischen Aktien zurückzufordern. Die Formulare sind kompliziert und erfordern je nach Land unterschiedliche Sprachkenntnisse. Als natürliche Person mit mehreren Titeln im Portfolio wird der Aufwand schnell gross. Ausserdem dauert der Rückerstattungsprozess in einigen Ländern mehrere Monate. Ich könnte zwar bei meiner Bank anfragen, ob sie für mich die administrativen Aufgaben übernimmt. Deren Gebühren für die Dienstleistung sind allerdings hoch.

Immerhin kann ich einen Teil der Quellensteuern direkt von den Steuern in der Schweiz abziehen. So erhalte ich wenigstens einen Teil meiner Forderungen ohne grösseren Aufwand zurück. Ich habe zudem eine sehr brauchbare Anleitung gefunden, wie ich vorgehen soll, wenn ich die Rückforderungen selbst in die Hand nehmen will. Und das will ich.

Ihr Praktikus