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Laura Basci: Die andere Karriere in Hollywood

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Für die Audienz beim Papst liess sich Angelina Jolie von Laura Basci eigens ein Kleid machen.
In der Schweiz wäre eine solche Karriere wohl nicht möglich gewesen, meint Laura Basci.
Im Studio von Laura Basci Couture in Hollywood.

Kürzlich klingelte bei Laura Basci nachts um eins das Telefon. Es war der britisch-amerikanische Superstar Kelly Osbourne, die sagte, sie brauche für einen Event am nächsten Tag unbedingt ein neues Outfit. Eine Stunde später: Anprobe der Modelle, die Laura zu nächtlicher Stunde mitbrachte, Besprechung der Details für Stoff und Schnitt, Abstecken der Änderungswünsche, Kiss und Bye-bye.

Den Rest der Nacht verbrachte Laura dann in ihrem Loftatelier ein paar Strassen weiter, schneiderte das gewünschte Teil in der ihr eigenen Perfektion. Und um zwölf Uhr mittags stand die Pop-Ikone strahlend auf der Party. «Entweder du machst es, oder jemand anderes macht’s!», sagt Laura Basci heute lakonisch. «In L.A. gibt es unzählige, die versuchen, dasselbe zu machen wie ich.»

Laura Basci war achtundzwanzig, als sie vor acht Jahren ihrem Mann Marco, einem erfolgreichen Keyboarder und Arrangeur, nach Los Angeles folgte. Weil Mode und Nähen schon immer ihre Passion waren, zeigte sie ihre Fashion-Entwürfe verschiedenen Designstudios und packte dann die Chance, ihre Kenntnisse zu professionalisieren.

Typisch amerikanische «Tellerwäscherkarriere»

Vor drei Jahren wagte sie den Sprung in die Selbständigkeit, mietete mit einer Kollegin einen winzigen Raum, stellte fünf Nähmaschinen auf. Was dann folgte, ist eine typisch amerikanische «Tellerwäscherkarriere», die Kombination von viel Talent und Glück, höchstem Qualitätsanspruch und eiserner Disziplin.

Das hatte sie schon als Jugendliche gelernt, als sie eine Profi-Ballettausbildung machte: «Hart sein mit sich selbst, nichts abliefern, wenn es nicht perfekt ist.» Es ist noch heute ihr Credo. In ihrem Atelier in Hollywood hat sie zuerst «jeden Job angenommen, den ich kriegte. Manchmal fast umsonst.» Sie ging von Studio zu Studio, nähte für Serien- und grössere Filmproduktionen, lernte so Stars und Sternchen kennen.

Unzähligen Leuten aus der Filmbranche habe sie viele Gefallen getan, und meistens umsonst. «Jetzt, wo ich mein eigenes Business habe, geben sie mir dies zurück. Sie sind bei mir geblieben.»

Ein Türöffner waren die Kontakte zu Fashion-Grössen wie Tom Ford, Jeremy Scott oder Burberry, die ihre grossen Modeschauen in Los Angeles laufen lassen. Mit ihnen hat sie einen Exklusivvertrag und kleidet die prominenten Stars und andere Society Ladies ein, die jeweils in der ersten Reihe der Modeschauen sitzen.

Sie macht für diese First Row Celebrities die Änderungen an den Kleidern, die Tom Ford ihnen für ihre Präsenz an seinen Shows zur Verfügung stellt. Viele der berühmten Damen sind inzwischen Kundinnen des Labels Laura Basci geworden. «Weil wir schnell und vor allem extrem perfekt arbeiten.» Diese Präzision sei das Geheimnis ihres Erfolgs.

Auf ihrer Internetseite steht nicht von ungefähr: With the precision of a Swiss watch and the elegance of a dancer Laura Basci creates her own vision of colors, fabrics and beauty. Heute hat Laura Basci sechs Mitarbeiterinnen, darunter eine persönliche Assistentin.

Lernen, Boss zu sein

Sie sei nicht der geborene Cheftyp, sagt sie. Zu lernen, Boss zu sein, war eine echte Herausforderung. Auch wenn sie heute nicht mehr alles selbst näht: «Ich kontrolliere jedes Detail, das das Atelier verlässt.» Doch die grossen Red-Carpet-Kleider, die an wichtigen Events auf dem roten Teppich getragen werden (wie kürzlich von der Schauspielerin Saoirse Ronan), sind Stich für Stich von Laura persönlich gemacht.

Solche Custom-Made-Aufträge gibt es nur einmal, kreiert und massgeschneidert für nur diese Kundin. Zwei bis drei solche Kreationen verlassen pro Woche ihr Studio. Wenn grosse Ereignisse der Filmszene anstehen, auch mehr. Es sind meist extrem kurzfristige Jobs.

Da kam etwa Angelina Jolie – inzwischen eine gute Freundin, für die Laura oft arbeitet – und sagte, sie fliege Ende Woche nach Rom und brauche für die Privataudienz beim Papst noch etwas Passendes. «Ich dachte an etwas Schlichtes in Weiss», sagte Angelina. Aber Laura riet ihr ab: «Für den Papst-Besuch würde ich nicht Weiss wählen, das trägt er selbst ja immer.» Man entschied sich für Schlichtes in Schwarz, zwei Tage danach war die Anprobe. «Diese Leute haben immer sehr wenig Zeit, sie vertrauen mir einfach.»

Wenig später ging das Foto um die Welt: Papst trifft Angelina Jolie. «Heute schneidern wir fast ausschliesslich für Celebrities», sagt Laura. Anfragen von Macy’s oder Barneys, Kreationen von ihr ins Sortiment zu nehmen, hat sie dankend abgelehnt. «Das würde dann irgendwo in China hergestellt. Das ist nicht meine Vision – ich will ein Couture-Haus bleiben.»

«Hey, du siehst gut aus!»

Die wirtschaftliche Basis ihres Fashion-Studios bleiben aber die Alternations, die Abänderungen. «Sie perfekt zu machen, ist die grössere Kunst, als Neues zu entwerfen. Designer nennt sich noch schnell jemand, doch ohne handwerkliche Präzision ist auch eine crazy Idee nichts wert.»

Für viele berühmte Kundinnen macht sie regelmässig die Änderungen der Garderobe. Die Gattin eines legendären amerikanischen Unternehmers und Investors etwa hat für sich und ihre zwei kleinen Töchter Änderungskosten von 3000 bis 5000 $. Pro Woche, notabene.

Nein, in der Schweiz wäre diese Karriere wohl so nicht möglich gewesen, meint Laura Basci. Es gibt zwar auch in Hollywood Dinge, die unmöglich, kompliziert und schwierig sind. «Aber hier fragt nie jemand nach Diplomen oder Ausweisen, man wird nach der Professionalität beurteilt, nach dem, was man liefert. Auch scheut sich niemand, zu zeigen, wie reich er ist. Und ob man im Pyjama oder im Abendkleid zum Grocery Store einkaufen geht, ist total egal. So oder so sagt dir jemand: Hey, du siehst gut aus!»

Das Unkonventionelle passt zu Laura. Als sie vor anderthalb Jahren die Möglichkeit hatte, ein grösseres Loft zu mieten und mehr Leute einzustellen, fragte sie alle Freunde, ob sie das Risiko eingehen solle. Alle haben ihr abgeraten. «Ok, sagte ich mir: Dann mache ich es!»