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Kleine stechen Gigant Rosneft aus

Lukoil ist der zweitgrösste russische Ölproduzent hinter der staatlich kontrollierten Rosneft: Eine Ölraffinerie von Lukoil in Nizhny Novgorod.

Russlands Ölbranche wird mit der vollständigen Übernahme von TNK-BP durch Rosneft umgepflügt. Der führende Ölkonzern des Landes kauft nicht nur den Anteil von BP am drittgrössten russischen Ölförderer, sondern auch den Anteil der Milliardärsgruppe Alfa Access Renova (AAR). Insgesamt gibt Rosneft 55 Mrd. $ für die Transaktion aus. Anleger, die die Karte «Öl in Russland» spielen wollen, sollten aber nur dann auf Rosneft setzen, wenn sie eine langfristige Perspektive haben. Kurz- und mittelfristig haben die Aktien von mittleren und kleineren Konkurrenten die besseren Aussichten.

Russland besitzt 88,2 Mrd. Fass bewiesene Ölreserven. Das entspricht 5,3% des Welttotals. Das Land produzierte im vergangenen Jahr 10,2 Mio. Fass Öl pro Tag. Das waren 12,8% der globalen Förderung. Mehr pumpt nur noch Saudi-Arabien aus dem Boden. Damit wird klar: Russland ist eine Ölgrossmacht. Wer in Zukunft das vor allem im Kontinentalsockel im eisigen Norden und Osten des Landes verborgene Öl ausbeuten soll, hat Russlands allmächtiger Präsident Wladimir Putin klargemacht: Es soll die staatlich beherrschte Rosneft sein.

Privatisierung ausgehebelt

Mit der Übernahme von TNK-BP durch Rosneft ist Putin der Verwirklichung seiner Vision einer überwiegend staatlich kon­trollierten Ölausbeutung einen grossen Schritt näher gekommen. Rosneft wird dank der Akquisition neu 4,6 Mio. Fass Öläquivalent pro Tag produzieren. Beim Öl entspricht das knapp 40% der gesamten russischen Förderung. Indem Putin Rosneft, an der der Staat einen Anteil von 75% besitzt, gross werden lässt, macht er die Privatisierung des Ölsektors teilweise rückgängig, die in den Neunzigerjahren unter Präsident Boris Jelzin mit dem Verkauf der staatlichen Unternehmen an gut vernetzte Tycoons wie die Milliardäre in AAR vollzogen wurde.

Dass für private Ölunternehmen in Russland nichts mehr zu holen ist, haben BP und AAR, die beiden Besitzer von TNK-BP, gemerkt und jetzt an Rosneft verkauft. Dasselbe musste auch der US-Multi ConocoPhillips feststellen, der 20% am Rosneft-Konkurrenten Lukoil hielt und so in Russland aktiv werden wollte. 2010 verkaufte Conoco entmutigt einen 10%-Anteil. Und dass man in Zukunft auf Rosneft setzen sollte, ist nicht nur BP aufgefallen, sondern auch den Mitbewerbern Exxon­Mobil (USA), Eni (Italien) und Statoil (Norwegen), die in der jüngeren Vergangenheit alle Kooperationen mit dem führenden russischen Ölkonzern eingegangen sind.

Anleger, die langfristig denken und auf den russischen Ölsektor setzen wollen, kommen um Rosneft wohl kaum herum. Dank der staatlichen Patronage sowie dem Know-how und dem Geld seines Anteil­habers BP und seiner namhaften Kooperationspartner dürfte Putins Champion die Kraft haben, die schwierig zu hebenden fossilen Ressourcen in der Arktis Russlands auch tatsächlich zu entwickeln. Zu erwarten ist allerdings nicht nochmals ein grosser Sprung, denn den riesigen noch auszubeutenden Reserven steht ein bedeutender Abfall der existierenden Produktion gegenüber.

Anleger sollten sich allerdings auch nicht von Rosneft blenden lassen. Neben dem Koloss gibt es nämlich auch noch ein paar mittlere und kleinere Ölunternehmen in Russland. Aus Anlegersicht sticht vor allem Bashneft hervor. Die Gesellschaft dürfte in den kommenden Jahren mit einer durchschnittlichen jährlichen Produktionsausweitung von 3,8% nur wenig schwächer wachsen als Rosneft (4,3%). Die Aktien der beweglichen Bashneft weisen aber eine deutlich höhere Dynamik aus als die des schwerfälligen Riesen Rosneft.

Attraktive Präferenzaktien

Und in Sachen Ausschüttung an die Aktionäre hat Putins Ölchampion überhaupt keine Chance mehr. Das schlägt sich auch in der Dividendenrendite nieder, die bei den gewöhnlichen Valoren von Bashneft für 2012 bei 7% liegt und bei den Präferenztiteln sogar bei 10,2%. Eine hohe Rendite lassen auch die Präferenzaktien von Surgutneftegas und Tatneft erwarten. Die Rosneft-Papiere kommen dagegen nur auf 2,9%. Anleger, die auf kurz- und mittelfristige Wert- und Ertragssteigerung aus sind, sollten deshalb Bashneft und die anderen kleinen russischen Ölunternehmen bevorzugen. Langfristig sind die Aussichten dieser Gesellschaften jedoch beschränkt. An die riesigen Reserven in der Arktis kommen sie wegen der Vorrangstellung von Rosneft nicht heran. Obendrein fehlt ihnen die finanzielle und technische Feuerkraft, um die nur schwierig zu fördernden Schätze zu heben.

Wegen des grossen staatlichen Einflusses auf den russischen Ölsektor sind Engagements in Ölunternehmen des Landes allerdings nur risikofähigen Anlegern zu empfehlen. Ein ständiger Unsicherheitsfaktor ist auch die Besteuerung der Ölkonzerne, die erst vor kurzem geändert wurde und schon wieder überprüft wird. Grund ist, dass der russische Staatshaushalt stark von Einnahmen aus dem Öl- und Gas­sektor abhängig ist und das Budget in den kommenden Jahren wegen zusätzlicher Ausgaben in der Sozialpolitik, der nationalen Sicherheit und der Landesverteidigung weiter wachsen wird.

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